Bremerhaven, Containerterminal, Stromkaje
© Scheer
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Die bremischen Häfen haben in den vergangenen Jahren im Hinterlandverkehr einen deutlichen Zuwachs erreicht, während Entwicklungen im Ostseeraum Transsipmentladung kosten, wie eine Studie nun zeigt.

[ds_preview]Das ist ein Ergebnis der jetzt vorgelegten Studie »Aktualisierung der Analyse und Prognose des See- und Hinterlandverkehrs der bremischen Häfen«. Im Auftrag von bremenports hatte das Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik (ISL) eine umfassende Analyse der Hinterlandverkehre in den bremischen Häfen vorgelegt.

Die Senatorin für Wissenschaft und Häfen, Claudia Schilling: »Die Studie ist ein Beleg dafür, dass die bremischen Häfen sich in der schwierigen Wettbewerbssituation weiterhin auf einem guten Weg befinden und wir auch künftig auf ein stabiles Transportaufkommen mit dem Hinterland setzen können. Gleichzeitig wird erneut deutlich, wie wichtig gute Verkehrsverbindungen in das Hinterland für den Erfolg an der Kaje sind.«

Bremenports-Geschäftsführer Robert Howe ergänzt: »Die Studie schreibt die Ergebnisse einer Untersuchung des Jahres 2013 fort und ist damit ein zentrales Instrument für die künftige Hafenentwicklung. Auch für unser Hafenmarketing liefert diese Analyse wertvolle Erkenntnisse.«

Basis für die Studie sind die Umschlagergebnisse des Jahres 2018, als die bremischen Häfen einen Containerumschlag von 5,4 Mio. TEU verzeichneten. Dabei stellt sich die Entwicklung in den Teilbereichen sehr unterschiedlich dar.

Direktanläufe in Polen kosten Ladung

In dem traditionell starken Transhipment-Verkehr sanken die Mengen auf rund 2,8 Mio. TEU. Den Grund dafür sehen die Autoren der Studie vor allem darin, dass die polnischen Seehäfen in Gdansk und Gdynia vermehrt direkt von den großen Containerschiffen angefahren werden und somit ein Umschlag über Bremerhaven nur noch im geringen Maße nötig ist.

Demgegenüber steht die erfreuliche Entwicklung im Hinterland. Im Jahr 2018 wurden zwischen den Containerterminals Bremerhaven und seinem Hinterland 2,6 Mio. TEU per Binnenschiff, Bahn oder Lkw transportiert. Das entspricht einem Plus von 300.000 TEU gegenüber dem Referenzjahr 2013.

Der Containertransport von und nach Nordrhein-Westfalen ist um 37 % angestiegen. Schilling: »Dies zeigt, dass es sinnvoll ist, gerade in dem hart umkämpften und aufkommensstarken Bundesland selbstbewusst auf die Stärken der bremischen Häfen hinzuweisen. Hier sehe ich einen wichtigen Schwerpunkt des künftigen Hafenmarketings.«

Ebenfalls gestiegen ist der Lokalanteil der Hinterlandcontainer, die in Bremen vor allem im Güterverkehrszentrum (GVZ) gepackt werden. Die sogenannte »Loco-Quote« hat um 25 % auf rund 811.000 TEU zugenommen. Damit liegt Bremen im Ranking der Regionen deutlich vor Bayern (387.000 TEU) auf Platz eins der Hinterlanddestinationen.

Containerumschlag: Mittelfristig jährliches Plus von knapp 2 % prognostiziert

Erfreulich aus Hafensicht stellen sich auch die Entwicklungen in Tschechien und Österreich dar. Tschechien ist mit rund 188.000 TEU der stärkste Auslandsmarkt der bremischen Häfen. Dicht darauf folgt Österreich mit rund 166.000 TEU. Auffällig dabei: Fast alle Container aus diesen Ländern werden per Bahn angeliefert. Senatorin Schilling: »Wir tragen dem mit einem weiteren Ausbau unserer Hafeneisenbahn Rechnung. Dies verbessert die Qualität des Umschlags im Hafen. Für das Netz der Bahn bleiben der Bund und die Deutsche Bahn gefordert, Schwachstellen zu beseitigen. Mit einem weiteren Ausbau des Netzes kann der Bund einen zentralen Beitrag leisten, dass sich die deutschen Seehäfen künftig noch besser gegen die starke Konkurrenz der Westhäfen behauptet.« Zugleich mache die Studie deutlich, dass mit den polnischen Seehäfen und den Adriahäfen weitere starke Konkurrenz für einzelne Märkte wachse.

Was die künftige Entwicklung des Umschlags angeht, bescheinigen die ISL-Experten den Häfen im Land Bremen bis zum Jahr 2035 eine positive Perspektive. Triebfeder des Umschlags werde auch künftig der Container-und der Autoumschlag bleiben. So wird für den Containerumschlag mittelfristig ein jährliches Plus von knapp 2 % vorausgesagt, der Umschlag von Automobilen und anderen RoRo-Gütern könne jährlich mit 2,7 % noch stärker wachsen, vorausgesetzt der deutschen Automobilwirtschaft gelingt die Anpassung an alternative Antriebsarten. Bei den Prognosedaten verweisen die Autoren zugleich auf Unwägbarkeiten, die durch die Corona-Pandemie hervorgerufen und hierbei noch nicht berücksichtigt werden konnten.