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(Foto: DHT)
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Der mit der Covid-19-Krise einhergehende Einbruch der Rohölpreise hat den durch Überkapazitäten geprägten Tankermarkt nicht zuletzt durch schwimmend Lagerung entlastet. Was, wenn die Schiffe alle in die aktiven Trades zurückkehren?

[ds_preview]Ein plötzlicher Einbruch der Ölnachfrage aufgrund von Covid-19 hatte sich als Segen für den aufgeblähten Markt für Rohöltanker im 2. Quartal erwiesen. Während eine Zunahme der Onshore-Lagerung von billigem Öl durch Raffinerien die Nachfrage nach Tonnage ankurbelte, drückte eine Zunahme der schwimmenden Lagerung von Rohöl das Tonnageangebot auf dem Rohöltankermarkt. Infolgedessen kletterten die Frachtraten im März-April 2020 auf Rekordhöhen.

Mit der allmählichen Erholung der Ölnachfrage kehrten jedoch viele Schiffe mit schwimmender Lagerung in den Handel zurück, was sich negativ auf die Frachtraten auswirkte. »Obwohl die Frachtraten sowohl in diesem Zeitraum als auch auf den Spotmärkten gegenüber den Höchstständen im April deutlich gesunken sind, spiegeln sie die schwachen Fundamentaldaten der Nachfrage und des Angebots noch immer nicht wirklich wider«, schreibt nun Rajesh Verma, Lead Analyst Tanker Shipping bei Drewry.

Die 1-Jahres-TC-Rate für VLCCs ist von durchschnittlich 60.000 $ pro Tag im April auf 35.000 $ pro Tag im August gesunken. Dennoch befanden sich Ende August immer noch etwa 7 % der Rohöltankerflotte, darunter 64 VLCCs, in schwimmender Lagerung, wobei die meisten dieser Schiffe Öl vor der chinesischen Küste lagerten.

Steht eine weitere Runde Floating Storage bevor?

Eine Zunahme der kurzfristigen Vercharterung von VLCCs in der ersten Septemberhälfte hat die Marktspekulationen über einen weiteren Anstieg der schwimmenden Lagerung von Rohöl verstärkt. Angesichts eines starken Rückgangs der Frachtraten haben nach Informationen von Drewry mehrere Charterer, darunter Trafigura, Shell, BP, Mercuria und Unipec, Berichten zufolge VLCCs für kurzfristige Zeitcharter von drei bis neun Monaten gechartert.

»Da die Charterraten zurückgegangen sind, würde jede mögliche Vertiefung des Rohölpreis-Contango den Charterern eine rentable Möglichkeit der schwimmenden Lagerung bieten. Da zudem viele im März-April abgeschlossene kurzfristige Zeitcharterverträge für schwimmende Lagerung zu hohen Raten jetzt auslaufen, wären die jüngsten Charterverträge möglicherweise nur eine Ersatzcharter. Dennoch erwarten wir angesichts der schwachen Aussichten für die Ölnachfrage keine wesentliche Vertiefung des Contangos und eine Zunahme der schwimmenden Lagerung«, heißt es.

Wann wird die Blase platzen?

»Die schwimmende Lagerung hat das Tonnageangebot auf dem Markt für Rohöltanker künstlich verknappt und die Frachtraten gestützt. Floating Storage ist jedoch eine tickende Zeitbombe für den Rohöltankermarkt, da diese Schiffe früher oder später wieder in den Rohölhandel zurückkehren werden, und der daraus resultierende Zustrom von Tonnage in den Markt wird sich letztendlich auf die Frachtraten auswirken«, so Verma. Der Zeitpunkt der Rückkehr dieser Schiffe in den Rohölhandel werde somit über das Schicksal des Rohöltankermarktes entscheiden.

Da die Aussichten für die Ölnachfrage in den nächsten Jahren nicht rosig seien, sei die Wahrscheinlichkeit eines signifikanten Anstiegs der Ölpreise begrenzt. In einem solchen Szenario biete die bevorstehende Wintersaison den Händlern die beste Ausstiegsmöglichkeit, um auf Schiffen gelagertes Öl abzuladen, da die Nachfrage in diesem Zeitraum höher steigen werde, heißt es.

»Der Zustrom von Tonnage aus der schwimmenden Lagerung wird in einem solchen Fall jegliche signifikante Erholung der Frachtraten in diesem Winter zunichte machen, und somit würden die Einkünfte der VLCC im 4Q20 deutlich niedriger bleiben, als die FFAs vermuten lassen«, so Drewry.

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Quelle: Drewry Maritime Research