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Die internationale Schifffahrtsorganisation IMO will, dass die Schifffahrt mit digitalen Mitteln ihre Abläufe optimiert – nicht zuletzt zu Gunsten der Umwelt. Eine neue Studie soll Hilfestellungen bieten

Das »Just In Time«-Konzept« (JIT), ausgearbeitet von der IMO und der »Global Industry Alliance«, soll es dem Kapitän ermöglichen[ds_preview], seine Geschwindigkeitsentscheidung auf die richtigen Informationen zu stützen, um pünktlich anzukommen – wenn also Liegeplatz, Fahrwasser und nautische Dienste verfügbar sind. Explizit geht es nicht um Slow Steaming oder verbindliche Geschwindigkeitsbegrenzungen, heißt es im jetzt vorgestellten »Just in Time Arrival Guide«.

Die IMO fordert die Staaten darin erneut auf, die Verfügbarkeit richtiger und guter Daten zu unterstützen die notwendigen globalen, digitalen Datenstandards zu entwickeln. So soll ein zuverlässiger und effizienter Datenaustausch zwischen Schiff und Land sowie eine verbesserte Politik der Slot-Zuweisung ermöglicht werden.

Zeitcharter vs. Reisecharter

Der Report bezieht sich auf alle Segmente der Schifffahrt. Als guter Startpunkt wird allerdings die Containerschifffahrt betrachtet. Insbesondere bei Schiffen, die mit relativ hohen Geschwindigkeiten fahren und relativ kurze Entfernungen zurücklegen könne eine vergleichsweise kurze Vorankündigung der Liegeplatzverfügbarkeit bereits zu erheblichen Einsparungen im Hafen führen.

Weitere Vorteile seien beispielsweise eine erhöhte Navigationssicherheit bei Hafenzufahrten und Ankerplätzen, eine verbesserte Ressourcenplanung von Lotsen, Schleppern und Liegeplätzen, eine geringere Verschmutzung des Schiffsrumpfes, eine geringere Gefährdung von Schiffen durch Piraterie und eine verbesserte Planung der Ruhezeiten von Besatzungen und Hafenpersonal.

Die Autoren sind sich jedoch bewusst, dass die Umsetzung in der Praxis eine Herausforderung darstellen kann, da viele Interessengruppen, darunter Hafenbehörden, Terminals, Reedereien, Dienstleistungsanbieter und weitere zusammenarbeiten müssen.

Die Hemmnisse werden in betriebliche und vertragliche Gründe unterteilt: Betriebliche Hindernisse beziehen sich hauptsächlich auf den Austausch qualitativ hochwertiger oder zuverlässiger Daten. Vertragliche Barrieren beziehen sich auf die Fähigkeit des Datenempfängers, die Daten zu nutzen. In Zeitcharter fahrende Schiffe hätten in Bezug auf vertragliche Hürden Vorteile gegenüber denen in Reisecharter, etwa Bulker und Tanker. In diesen Segmenten sei es »nicht zu erwarten, dass es eine branchenweite Einführung von JIT-Projekten geben wird, es sei denn, sie wird von den Behörden erzwungen.« Entsprechend seien weitere Untersuchungen erforderlich, um die Auswirkungen der vertraglichen Barrieren in diesen Sektoren zu bewerten.

Fokus auf Datenaustausch

Um die JIT-Ankunft für die Containerschifffahrt umzusetzen, ist es nach Ansicht der IMO wichtig, die Verfügbarkeit des Liegeplatzes vorherzusagen, da etwa 80% der Verzögerungen in der Containerschifffahrt dadurch verursacht würden, dass Liegeplätze besetzt sind – im Gegensatz zum Massengut- oder Tankschiff­sektor, wo die Verfügbarkeit von Ladung oder die Lagerung von Ladung ebenfalls ein Problem darstellen kann.

Die Zentrale Forderung ist ein leichter Datenaustausch von wichtigen Zeitdaten wie Ankunfts- und Abfahrtszeiten, die sogenannten »Timestamps«. Dafür werden oft Telefon oder Funk genutzt. »Dies macht die gemeinsame Nutzung sehr arbeitsintensiv und fehleranfällig. Die Einrichtung einer öffentlichen Plattform ist ein großer Schritt nach vorn«, heißt es.

Die meisten Containerterminals sind allerdings »nicht darauf erpicht, die Liegeplatzplanung oder die Fertigstellungszeit der Terminaldienste gemeinsam zu nutzen, da diese Daten kommerziell sensibel sein können – vor allem, wenn das Terminal mehrere Kunden bedient«. Dafür zu sorgen, dass diese Daten angemessen behandelt werden sei wichtig, um die Bereitschaft zum Datenaustausch zu verbessern.

Zeitstempel

Heute gibt es laut der Untersuchung in den meisten Häfen keine Regelung für den Datenaustausch oder eine Vereinbarung über Timestamps von Terminals oder anderen Diensten. »Dennoch sind diese Zeitstempel der Eckpfeiler bei der Planung des Verkehrs im Hafen. Die Verpflichtung zur gemeinsamen Datennutzung zusammen mit Anreizen für die Datenqualität scheint der beste Weg zu sein.« Zu beachten ist eine genaue Definition der Zeitstempel: »So kann die Ankunftszeit mit dem falschen Lotseneinsteigeplatz zu einer Ungenauigkeit von bis zu mehreren Stunden führen.« Oder eine Ankunftszeit am Liegeplatz könnte als »alle Festmacherleinen« gesichert, »Gangway unten« oder ähnliches definiert werden – was zu Ungenauigkeiten führe.