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Die Kran-Kapazitäten in der Mehrzweck- und Schwergutschifffahrt unterliegen einem steten Anpassungsbedarf an die Entwicklung der Ladungen. Der aktuelle Trend ist klar: größere Hubkraft und ausgefeiltere Technik

Die weltweite MPP- und Heavylift-Flotte ist verhältnismäßig alt, eine flächendeckende Modernisierung lässt allerdings angesichts unsicherer Marktaussichten und nach wie[ds_preview] vor bestehenden Einsatzchancen auch für alte Frachter weiter auf sich warten. Nichtsdestotrotz drängen Kunden auf moderne Transportketten. Es steigen die Anforderungen, weil Ladungen aus einigen Segmenten wachsen, etwa aus der Windkraftindustrie – je nach Fahrtgebiet in unterschiedlichem Ausmaß und trotz dem Ziel einer größtmöglichen Flexibilität (HS 05/2020). Immer größere und schwerere und immer mehr Turbinen und Flügel müssen transportiert werden, nicht jeder Carrier hat die entsprechende Kranausrüstung dafür. Auch die Offshore-Öl- &-Gas-Industrie fordert oft große Hubkraft.

Auch wenn es noch an einer großen Neubauwelle mangelt, so arbeiten die Kranhersteller kontinuierlich an ihrem Portfolio, um die aktuelle aber auch künftige Nachfrage abdecken zu können.

Die finnische Cargotec-Tochter MacGregor sieht – in Verbindung mit der ehemaligen deutschen Marke NMF, die durch die Übernahme von TTS in das Portfolio integriert wurde – aktuell neue, auf Effizienz ausgerichtete Konstruktionen im Fokus, im Gegensatz zu ehemaligen Boom-Zeiten. Der Breakbulk-Markt entwickle sich »seit 2017 langsam aber sicher besser«, so MacGregor gegenüber der HANSA. Der eigene Fokus liegt auf der Reduzierung des Energieverbrauchs durch E-Antriebe, zum Beispiel für Krane, Winden, Lukendeckel, der Vermeidung ungeplanter Ausfallzeiten durch vorausschauende Wartung oder der Verbesserung von Betrieb und Sicherheit durch intelligente Unterstützungssysteme (beispielsweise Bildverarbeitung, Automation, Fernsteuerung).

Ein generelles Ziel ist es, effizientere Lösungen zu entwickeln, um eine kohlenstoffarme Wirtschaft zu ermöglichen, wobei die Hauptherausforderung darin besteht, »Klimaziele und steigende Anforderungen an die Digitalisierung miteinander zu verbinden.«

»Gewicht und Höhe spielen eine Rolle«

Beim Liebherr-Konzern mit seiner Rostocker Niederlassung für maritime Krane gilt die Entwicklung der Windenergiebranche als wichtiger Faktor im Segment der Schiffs- und Offshore-Krane. Neben der Größe und dem Gewicht spielt auch eine Rolle, dass Gondeln oder Turbinenhäuser in immer größeren Höhen installiert werden. »Die Nachfrage nach Kranen mit großer Reichweite und hohen Hubkapazitäten hat in den letzten Jahren zugenommen«, teilt der Konzern der HANSA mit. Im Bereich Schiffskrane liegen die Hubkapazitäten des eigenen Portfolios heute bei 1.250t und im Bereich Offshore-Krane bei 5.000t.

Wie MacGregor setzt auch Liebherr auf digitale Angebote, etwa auf das Telematik-System LiDAT smartApp zur Überwachung der Prozessdaten und zur Optimierung des Umschlagprozesses. Schiffskrane können darüber hinaus mit dem Fahrassistenzsystem Sycratronic ausgestattet werden, welches etwa einen anspruchsvollen Tandemhub stark vereinfachen soll. Zudem gibt es eine Remote-Service App, »welche die schnelle und effektive Systemanalyse und Fehlersuche direkt vor Ort mit Unterstützung des Servicepersonals erheblich beschleunigt«, heißt es weiter.

»Fly Jib« für SAL-Frachter

Eine eher unkonventionelle und zudem »temporäre« Retrofit-Lösung hat TTS NMF gemeinsam mit der deutschen Reederei SAL Heavy Lift entwickelt: »Fly Jib« ist eine Auslegerverlängerung für einen bestehenden 1.000-t-Kran an Bord der beiden Typ-183-Schiffe »Lone« und »Svenja«. SAL nutzt das Modul seit einigen Monaten für besonders große Ladungseinheiten, es war bei einigen Offshore-Projekten im Einsatz. Mit der Verlängerung des Krans ist eine größere Hubhöhe möglich.

Zuletzt war das »Millionen Euro teure« System auf der »Lone« im Einsatz, bevor es wieder abgebaut wurde. Es ist konfigurierbar auf zwei Längen von 13m und 23m. Je nach Auslage kann sich das maximale zulässige Gewicht (SWL) von 1.000t auf bis zu 500t verringern, allerdings hat man mehr Möglichkeit im Umgang mit großen Ladungsstücken.

Nach Angaben der Reederei kann ein »Fly Jib« innerhalb weniger Stunden mit bordeigenem Geschirr im »Clamp-on-System« installiert werden. Lediglich beim ersten Rigging, wenn spezielle Einsatzstücke und ähnliches eingebaut werden müssen, dauert es etwas länger.

Nach Angaben von SAL wurde die Kran-Verlängerung bereits mehrfach sehr erfolgreich eingesetzt, größere Probleme habe es dabei nicht gegeben. Wird die Komponente nicht benötigt, wird sie entweder an Land oder im eigenen Laderaum gelagert.