Print Friendly, PDF & Email

Für Mini-Bulker in Europa ziehen die Raten jetzt mit Verspätung an. Transportnachfrage aus der Stahlindustrie dürfte bald wieder steigen.

[ds_preview]Der Silberstreif am europäischen Shortsea-Markt für Bulk- und Breakbulk wird endlich breiter. Mit ein paar Wochen Verspätung nimmt das Ladungsangebot am Spotmarkt jetzt zu, was die Frachtraten moderat nach oben treibt. So machte der European Short Sea Index (EUSSIX) der Marktforschungsfirma BMTI diese Woche einen Sprung um 2,8% auf 16,84 Punkte – den höchsten Stand seit Mitte Mai. Vor allem am »Continent« (Nord- und Ostseeraum) habe sich das Chartergeschäft in den vergangenen Wochen belebt. Die Befrachter seien jetzt unter Zugzwang, sich Tonnage zu sichern, weil die Raten mit jedem Abschluss leicht ansteigen – so wie es im Herbst traditionell der Fall ist, wenn die Getreideernten des Spätsommers verstärkt zur Verschiffungen kommen.

Am deutlichsten ist dies laut BMTI auf der Rennstrecke von den Häfen der Baltischen Staaten in die ARAG-Range zu erkennen. Für 3.000-Tonnen-Partien tendierten die Spotfrachten inzwischen gen 19 €/t. Vor einigen Wochen habe das Niveau noch bei 16 €/t gelegen. Einem britischen Makler zufolge zwingen die Engpässe bei der Tonnageverfügbarkeit in Nordeuropa die Charterer dazu, Schiffsraum immer weiter im Voraus zu buchen. So seien zahlreiche Schiffe schon für Anliefertermine Ende Oktober gebucht worden.

Die Frage ist, ob sich die Erholung angesichts der erneuten Lockdown-Risiken in Europa fortsetzen kann. Für etwas Hoffnung dürfte die jüngste Shortrange-Prognose des Weltstahlverbands sorgen. Demnach soll die Stahlnachfrage in den entwickelten Industriestaaten – einschließlich Europas – im kommenden Jahr um fast 8% anwachsen, nach einem Rückgang von fast 15% dieses Jahr.

Merklich abgekühlt hat sich diese Woche der Spotmarkt in der weltweiten Dry-Bulk-Schifffahrt. Der Baltic Dry Index brach um 415 auf 1477 Punkte ein, getrieben durch schwere Einbußen für die Großbulker. So rutschte die Durchschnittsrate der Capes (180.000 tdw) um ein Drittel auf knapp 20.000 $/Tag ab. Makler erklärten den Rückgang mit einer vorübergehenden Flaute in der Eisenerzbefrachtung für China, obwohl die Fundamentaldaten von dort nach wie vor positiv aussähen und weitere hohe Erzimporte für den Rest des Jahres erwarten ließen.

Allerdings macht sich zunehmend Unruhe im Kohlehandel breit, der ebenfalls große Mengen Ladungen für Capesize- und vor allem für Panamax-Bulker beisteuert. So hat China nach längeren diplomatischen Spannungen mit Australien die Einfuhr von Kohle aus »down under« beschränkt. Dies sorge kurzfristig für Rückgänge im Chartergeschäft, ein erhöhtes Kohleangebot am Markt und folglich sinkende Preise. Die Durchschnittsrate der Panamaxe (82.500 tdw) sank im Wochenverauf um 8 % auf rund 11.900 $/Tag. Auch der Spotmarkt für die kleineren Frachter mit eigenen Kränen scheint über den Zenit hinaus zu sein. So verschechterten sich Supramaxe (58.000 tdw) auf Wochensicht leicht um 0,7% auf 10.736 $/Tag, während große Handysize-Frachter (38.000 tdw) noch ein leichtes Plus von 0,7% auf 10.789 $/Tag erzielten. Zumindest in Nordeuropa und dem Mittelmeer blieb der Markt für die Handies aber fest mit leicht steigenden Indexraten.

Am Rohöltankermarkt war nach der Golden Week eine leichte Belebung der Charteraktivität für VLCC ex Persischem Golf zu verzeichen, wodurch sich die Ertragslage der Supertanker etwas verbesserte. Die durchschnittlichen Spoteinnahmen der VLCC erholten sich laut Clarksons Platou um 7% auf 15.500 $/Tag.

Für die Suezmaxe und Aframaxe ging die Talfahrt ungebremst weiter. Das Durchschnittsniveau sank für erstere um 28 % auf 3.600 und für letztere um 35 % auf 3.700 $/Tag. Zum Vergleich: die Betriebskosten der Schiffe liegen bei rund 7.000 $/Tag. (mph)