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Das bundesdeutsche Förderprogramm für innovative Hafentechnologien geht wohl in die nächste Runde. Rück- und Ausblick fallen in der Wirtschaft deutlich positiv aus.

Ich bin zuversichtlich. Eigentlich halten es alle politischen Fraktionen für ein sinnvolles und effektives Programm«, sagt Daniel Hosseus, Hauptgeschäftsführer des[ds_preview] Zentralverbands der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS), im Gespräch mit der HANSA. Auch an höchster politischer Stelle scheint das so zu sein. »Ich habe unseren Verkehrsminister (Andreas Scheuer/CSU, Anm. der Redaktion) als sehr hafen- und schifffahrtsinteressiert erlebt«, so der Wirtschaftsvertreter weiter. Vom Investitionshochlauf für die Verkehrsinfrastruktur würden die Häfen profitieren, weil das Geld zu einem gewichtigen Anteil in Hinterlandanbindungen fließt.

Ein Grund für die Zuversicht ist die Evaluation, die gemäß den Vorgaben der Gesetzgebung nach der ersten Runde des Programms durchgeführt worden war. Das Programm erfülle seine zentrale Zielsetzung der Neu- und Weiterentwicklung innovativer Technologien in Häfen, der Erweiterung des Anwendungsspektrums digitaler Technologien und trage zudem zu einer Verbesserung der Marktposition von Häfen und Unternehmen bei. Das ist das Ergebnis einer Erhebung, die vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) in Auftrag gegebenen worden war. Dabei ging es um den Zeitraum von 2016 bis 2019.

35 Projekte mit 126 Partnern

»Die Evaluation ist erwartungsgemäß sehr positiv ausgefallen. Es gibt viele gute Projekte mit vielen Partnern in der ganzen Republik und auf alle Umschlagarten bezogen. Das funktioniert«, sagt Hosseus.

Wegen der Corona-Pandemie gab es Verzögerungen im Prozess der Verlängerung. Er geht aber fest davon aus, dass Ihatec II kommt. Nach der Evaluation steht die Überarbeitung der Förderrichtlinie und die Verankerung im Haushalt an. In Aussicht gestellt wurden bereits 11Mio. € pro Jahr zwischen 2021 und 2025. Weitere Aufstockungen sind durchaus denkbar, so war es auch in der ersten Runde des Programms: aus ursprünglich 24Mio. € wurden letztlich 64Mio. €, weil nachgeschossen worden war, als alle Fördermittel abgerufen worden waren.

In der Branche findet das Programm durchaus Anklang, abzulesen etwa an der Anzahl der geförderten Projekte: bislang gab beziehungsweise gibt es 35 Projekte von 126 Partnern. Die gesamte deutsche Küste wird abgedeckt, unterstützt werden große und kleine Häfen, verschiedene Ladungssegmente, Passagierprojekte oder die Simulation von Betriebsplanung und der Einsatz mobiler Roboter – um nur einige Beispiele zu nennen.

Momentan ist es jedoch angesichts der aktuellen Entwicklungen ein wenig ruhiger. Die Corona-Krise erschwert die Entwicklung etwas, einige Unternehmen kämpfen ums Überleben. Da wird geschaut, ob man überhaupt personelle und finanzielle Kapazitäten frei hat, um ein neues Projekt anzustoßen. Aber grundsätzlich laufe es »richtig gut«, sagt Hosseus.

»Wir sind Innovationsführer«

Insgesamt hält er die hiesige Branche schon jetzt für einen Innovationsführer in der Technologie. Die mehr oder minder kontinuierliche Debatte um mangelnde Effizienz in deutschen Häfen im Wettbewerb mit anderen Standorten in Europa hält er zum einen für »Marktgetöse«. Zum anderen sei es an jedem Standort der Welt normal, dass es manchmal knirscht, wenn bestimmte Kapazitäten ausgereizt sind. »Aber ich würde in jedem Fall feststellen wollen, das die deutschen Häfen nach wie vor zu den innovativ­sten und effizientesten gehören. Wir spielen ganz vorne mit.« Darauf dürfe man sich natürlich nicht ausruhen, deswegen sei ihm und der Wirtschaft dIhatec so wichtig.

Einer der wenigen Kritikpunkte, der auch in der Evaluation thematisiert wurde, ist der Antrags- und Projektaufwand, also nicht zuletzt die vorbereitende und begleitende Dokumentation sowie die Finanzierung von Projekten. Manch ein Hafenunternehmen bewertet diesen Aufwand als zu hoch. Der ZDS-Geschäftsführer zeigt jedoch Verständnis für die Vorgaben: »Man muss sich eben vergegenwärtigen, dass es dabei um Steuergelder geht. Da muss dokumentiert werden, wofür das Geld ausgegeben wird.«

Mittlerweile hat die Politik nachgebessert. Im zweiten Förderaufruf heißt es beispielsweise, dass zunächst nur eine kleinere Projektskizze nötig ist. Erst wenn es ein Signal für eine wahrscheinliche Förderfähigkeit gibt, ist ein kompletter Antrag nötig. Hosseus hat entsprechend »schon den Eindruck, das man beim Bund bemüht war und ist, den administrativen Aufwand zu beschränken. Insofern: es bleibt bei Dokumentationspflichten, aber davon kommt man nicht weg, weil es eben um Steuergelder geht.«

Umwelt & Technologie

Eine weitere Anregung in der Analyse ist, das Programm stärker mit umweltpolitischen Aspekten zu verknüpfen. Das hat Hosseus etwas überrascht, »denn in der alten Förderrichtlinie steht ausdrücklich: das Programm soll Schaffung neuer Arbeitsplätze und Erhalt bestehender Arbeitsplätze im Kontext neuer technologischer Entwicklungen unterstützen und die Entwicklung innovativer Hafentechnologien fördern, die zur Verbesserung des Umweltschutzes beitragen. Mehr geht nicht.«

Es ist seiner Ansicht nach ohnehin nicht erforderlich, die Hafenbranche über diesen Umweg zu mehr Umweltbewusstsein zu bewegen. Jedes Unternehmen sei bestrebt, seinen Ressourceneinsatz zu minimieren. »Es wäre kontraproduktiv zu sagen, es darf nur noch um ›grüne Technologien‹ gehen. Denn es geht um das Tagesgeschäft und manche Abläufe kann man heute eben noch nicht mit Wasserstoff umsetzen. Also schaut man dann, wie man beispielsweise eine Dieseltechnologie am effizientesten zum Einsatz bringt.«

Eine Beteiligung von Reedereien als Kunden der Hafen- und Terminalbetreiber ist bislang vergleichsweise selten in der Reihe der Ihatec-Projekte. Ausgeschlossen ist das freilich nicht, auch Reedereien können sich um eine Förderung bewerben oder sich einem Projekt anschließen. Hosseus verweist zudem darauf, dass die Hafenunternehmen ihre Projekte »ja nicht im luftleeren Raum« initiieren, sondern um ihren Kunden ein wettbewerbsfähiges Angebot machen zu können. Hauptzweck des Programms sei eben die Optimierung des Güterumschlags oder der Abfertigung von Passagieren.
Michael Meyer