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Der Branchenverband IUMI verzeichnet eine »Stabilisierung« auf niedrigem Niveau in der Seekasko- und Warenversicherung

Die Seeversicherer haben im Zeichnungsjahr 2019 von einer einsetzenden Hartmarktphase profitiert, müssen nun aber aufpassen, dass sie von der Corona[ds_preview]-Pandemie nicht aus der Bahn geworfen werden. Nach Angaben der International Union of Marine Insurance (IUMI) lassen die vorläufigen Ergebnisse Verbesserungen in den wichtigsten Segmenten erkennen. Während die Prämieneinnahmen im Großen und Ganzen stabil blieben, rangieren die Schadenquoten deutlich unter den Werten des Vorjahres.

Für die Warentransportversicherung, die das größte Einzelsegment darstellt, meldet die IUMI eine vorläufige Bruttoschadenquote (Schäden im Verhältnis zu Prämieneinnahmen) von rund 61%. Sie liegt damit rund 10 Prozentpunkte niedriger als die 2018er Quote zum gleichen Zeitpunkt. Durch Nachmeldung von Schäden dürfte es für 2019 noch einen Zuwachs bis auf knapp unter 67% geben, so die Prognose. Es wäre die beste Quote seit einem Jahrzehnt.

Das Warensegment würde somit nach Abzug von Betriebs- und Akquisitionskosten erstmals wieder ein positives Ergebnis abliefern. Schwere Einzelschäden von einem Kaliber, wie sie 2018 noch zu verzeichnen waren (Brand des Großcontainerschiffs »Maersk Honam«, Wirbelsturmschäden in den USA), gab es nicht. Zu den teuersten Schäden zählte die Havarie des Auto-Carriers »Golden Ray« mit 4.200 Neufahrzeugen an der US-Ostküste. Zudem dürften sich noch Tornadoschäden im US-Bundesstaat Tennessee im März und die Hafenexplosion in Beirut im August aufgrund bestehender Policen auf die 2019er Statistik auswirken.

Die Prämieneinnahmen im Warensegment gaben der IUMI zufolge um 1,5% auf 15,6Mrd. $ nach, was vor allem Wechselkursveränderungen und einer gedämpften Welthandelsentwicklung geschuldet sei. Die Branche profitiere aber von steigenden Preisen, in den meisten Regionen sei eine »Verhärtung« der Märkte zu verzeichnen, unterstrich der Vorsitzende des Cargo-Komitees, Sean Dalton.

In der Schiffsversicherung (Seekasko) – zweitgrößtes Einzelsegment – sorgen gesunkene Schäden ebenfalls für Hoffnung. Die Bruttoschadenquote für 2019 dürfte sich bei typischem Verlauf bei knapp 80% einpendeln, was eine deutliche Verbesserung gegenüber 2014 bis 2018 darstellt. Für 2016 liegt die Quote bei über 100%, für 2017 und 2018 nur knapp darunter. Allerdings dürfte es auch 2019 nicht mit einem finanziellen Überschuss für das Seekaskosegment klappen, da Betriebskosten und Provisionen in der Regel mehr als 20% des Prämientopfes auffressen.

»Wir erleben eine Erholung von einem sehr niedrigen und unauskömmlichen Ausgangsniveau mit fast durchweg negativen Ergebnissen seit 2005«, konstatierte Rama Chandran, Vorsitzender des IUMI-Kasko-Komitees und Head of Marine bei QBE. Die Prämieneinnahmen für Seekaskodeckungen zogen erstmals seit Jahren ganz leicht an – um 0,2% auf zusammen 6,9Mrd. $. Angesichts des steilen Aufwärtstrends bei den Preisen infolge des Rückzugs zahlreicher Seekaskoversicherer in London hatten die Marktteilnehmer wohl mit höheren Einnahmenzuwächsen gerechnet. So bleibt zu hoffen, dass sich die Preiseffekte zumindest ab diesem Jahr deutlicher in der Statistik niederschlagen.

Chandran stimmt Reedereien auf weitere Preiserhöhungen für Seekaskodeckungen ein. Derzeit reichten die Umsätze höchstens aus, um die Grundschadenlast zu decken, nicht aber punktuell auftretende Großschäden, merkte er an.

Trotz der Fortschritte fällt der Ausblick der IUMI verhalten aus. Auch wenn die Corona-Pandemie das Transportgeschäft nicht so stark wie andere Versicherungssparten erwischt habe, seien die indirekten Auswirkungen erheblich. Aufgrund des Rückgangs im internationalen Handel und des Ölpreiseinbruchs müssten sich die Transportversicherer auf Umsatzverluste einstellen. Zudem stiegen die Schadensrisiken in einigen Bereichen deutlich an, warnte IUMI-Präsident Richard Turner: »Wir beobachten Störungen und Verzögerungen in einigen Häfen, die zu längeren Wartezeiten für Schiffe und einer unerwünschten Akkumulation von Risiken führen.«

Außerdem wird befürchtet, dass Verzögerungen bei Wartungsarbeiten, Ersatzteillieferungen und Inspektionen in der Schifffahrt verstärkte Schäden nach sich ziehen. Gleichwohl hat die Pandemie auch einen positiven Effekt gehabt: Meldungen aus dem IUMI-Mitgliederkreis deuten darauf hin, dass das Schadenaufkommen aufgrund der Lockdowns und der daraus resultierenden Abschwächung der Schifffahrtsaktivität vorübergehend nachgelassen hat.