Tanker
© Euronav
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Die Tankerreederei Euronav konnten im bisherigen Jahresverlauf die Verluste aus dem Vorjahr mehr als wettmachen. Allerdings machen sich seit dem dritten Quartal Überkapazitäten und ein knappes Ladungsangebot bemerkbar.

[ds_preview]Bei Frachtraten von 42.000 $ pro Tag für VLCC, und 23.500 $ für Suezmax-Tanker verzeichnete Euronav im driten Quartal einen Umsatz von 241 Mio. $. In den neun Monaten seit Jahresbeginn lag der Umsatz bei knapp 1,1 Mrd. $ gegenüber 577,2 Mio. $ im Vergleichszeitraum 2019. Der Gewinn lag im dritten Quartal bei 46,2 Mio. $, damit war das Quartal schwächer als die Vormonate. Allein im ersten Halbjahr machte Euronav einen Gewinn von 485,2 Mio. $. Der Neunmonatsgewinn von 531,4 Mio. $ ist aber deutlich über dem Vorjahreswert von -42 Mio. $.

Seit Mitte des 3. Quartals stehen die Frachtraten unter wachsendem Druck. Das liegt nach Angaben von Euronav zum einen an der Unsicherheit über die Erholung der Rohölnachfrage, da die COVID-19-Beschränkungen weiterhin gelten und vielerorts zuletzt wieder verschärft wurden. Das beeinträchtigt neben der Wirtschaftstätigkeit auch den Verkehr, der 55 % des Rohöl-Endverbrauchs ausmacht. Zum anderen sind Angebot und Vorhersagbarkeit von Ladung wegen der Einhaltung der OPEC+ Produktionskürzugen schlecht. Das zunehmende Angebot verfügbarer VLCC- und Suezmax-Schiffe, die zuvor durch Hafenstaus und Nutzung als Lager gebunden waren und nun zurückkehren, tut sein Übriges.

»Es ist unwahrscheinlich, dass sich diese Faktoren kurzfristig wesentlich entschärfen werden«, erklärt die Reederei. Allerdings liege das Verhältnis zwischen Auftragsbestand und Flotte für den VLCC-Sektor auf einem 23-Jahrestief, was mittelfristig ein gutes Zeichen für die Zukunft sei. Ein »besonderer Lichtblick auf kurze Sicht« ist die Erholung der VLCC-Schrottpreise seit Mai, die um 18 % gestiegen sind, da die Stahlpreise an Dynamik gewonnen haben. »Dies deutet auf einen potenziell lebhafteren Hintergrund für den Recyclingmarkt bis 2021 hin«, heißt es.

Euronav erwartet, dass die Nachfrage nach Rohöl in der wichtigen kommenden Winterperiode saisonal etwas an Dynamik gewinnen. Im weiteren Verlauf des Jahres 2021 dürfte der Druck nachlassen, wenn sich das Verhältnis zwischen OPEC+-Förderkürzungen und Rohölverbrauch wieder normalisiert.

Sollten die herausfordernden Frachtraten während dieses Winterhalbjahres und darüber hinaus fortbestehen, dann sollte ältere Tonnage nach Einschätzung der begischen reederei »logischerweise unter zunehmenden Recyclingdruck geraten«. Ende November sind 25,4 % (210 VLCCs) der weltweiten Flotte bereits 15 Jahre oder älter. Diese älteren Tankschiffe verbrauchen 30-50 % mehr als ihre neueren Pendants und weisen sowohl eine schlechtere wirtschaftliche als auch ökologische Bilanz auf. Euronav vertraut derzeit auf seine Liquidität von über 1 Mrd. $, die es der Reederei ermögliche, auch eine anhaltende Periode niedriger Frachtraten zu bewältigen.