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Die Schiffbau- und Schiffstechnikbranche fordert weitergehende Vorgaben beim maritimen Klimaschutz. Das Potenzial bestehender Technologien werde noch längst nicht ausgenutzt.

[ds_preview]Diese Woche berät der IMO-Umweltausschuss (MEPC 75) in erster Lesung über den Entwurf kurzfristiger Klimaschutzmaßnahmen für die weltweite Schifffahrt. Hiermit würde die International Maritime Organization den ersten Meilenstein ihrer 2018 verabschiedeten Klimaschutz- Strategie zeitlich einhalten. Das Maßnahmenpaket, das Energieeffizienzanforderungen für die fahrende Flotte definiert und auf die Reduzierung der CO2-Intensität im Schiffsbetrieb abzielt, könnte ab 2023 in Kraft treten.

»Allerdings sind die vorgeschlagenen Änderungen der MARPOL-Konvention nicht sehr ambitioniert. das Minderungspotential bereits verfügbarer innovativer Umwelttechnik und alternativer Treibstoffe wird bei weitem nicht ausgeschöpft«, erklärt nun der Verband für Schiffbau und Meerestechnik (VSM). Die europäische Schiffbauindustrie hatte zuvor über eine formale Eingabe seines Dachverbandes CESA verdeutlicht, dass eine Nachrüstung auf den aktuellen Neubaustandard technisch möglich sei. »Die jetzt formulierten Designanforderungen sind für wirklichen Klimaschutz jedoch unzureichend, werden nur einmalig angewendet und passen sich daher nicht an den Stand der Verbesserungen in der Schiffstechnik an«, so der VSM.

Beim Schiffsbetrieb sei das Minderungspotential der Maßnahme noch unklar, da bisher keine verbindlichen Instrumente für deren Verifizierung definiert worden seien. »Man verlässt sich bei der Umsetzung auf Selbstkontrolle von Managementplänen, statt international einheitliche Sanktionen für Sub-Standardschiffe zu setzen. Dieser Schwachpunkt wird – sofern diese Woche nicht nachgebessert wird – zu erheblichen Wettbewerbsverzerrungen führen und fortschrittlichen Reedern und Schiffbauunternehmen wirtschaftlich schaden«, meint derVerband.

»Die EU hat es in der Hand«

Der technische Geschäftsführer des VSM, Ralf Sören Marquardt: »Die IMO braucht eine GHG Strategie mit Durchschlagskraft, die das technisch Machbare auch völkerrechtlich einfordert. Um ihre Effizienz zu erhöhen, müssen die Mitgliedsstaaten die ökologische Payload erhöhen, statt weiter Leercontainer zu verschiffen.«

VSM-Hauptgeschäftsführer Reinhard Lüken fügt hinzu: »Die Europäische Union fordert zu Recht konsequentere Maßnahmen für den Klimaschutz auf See. Allerdings dürfen regionale Maßnahmen nicht zu Nachteilen im internationalen Wettbewerb führen.« Darum sollten seiner Auffassung nach in Europa Umweltinnovationen und deren Implementierung durch Finanzanreize gefördert werden. Der VSM setzt sich seit April für ein europäisches Flottenerneuerungsprogramm ein. Lüken: »Die EU hat es in der Hand der Welt zu zeigen, dass Klimaschutz und wirtschaftlicher Erfolg gleichzeitig machbar sind.«