IMO, Regulierung
Foto: IMO
Print Friendly, PDF & Email

Der Umwelt-Ausschuss (MEPC) der IMO hat konkrete, kurzfristige Maßnahmen für Schiffe zur Reduktion von CO2-Emissionen beschlossen.

[ds_preview]Auf der aktuellen Sitzung des Ausschusses für den Schutz der Meeresumwelt (MEPC) wurde ein Entwurf neuer verbindlicher Vorschriften zur Reduzierung der Kohlenstoffintensität bestehender Schiffe angenommen. Die Änderungen des MARPOL-Übereinkommens verlangen eine Kombination technischer und operativer Maßnahmen zru Reduktion der Kohlenstoffintensität von Schiffen.

Die bei der MEPC-Sitzung beschlossenen Maßnahmen erfolgten im Einklang mit dem kurz- fristigen IMO-Ziel, dass die Schifffahrt weltweit bereits bis 2030 ihre CO2-Emissionen ge- messen an der Transportleistung im Vergleich zu 2008 um mindestens 40 % reduziert. Sie sollen ab 2023 gelten. Unter die Regelung fallen auch Einheiten, die schon in Fahrt sind.

Nach dem neuen so genannten EEXI (Energy Efficiency Existing Ship Index) müssen alle Seeschiffe weltweit Effizienzstandards erfüllen. Sie werden dazu verpflichtend technische Maßnahmen ergreifen müssen, um ihre CO2-Emissionen umfassend zu senken. Für Schiffsneubauten gilt eine ähnliche Vorgabe schon seit 2013. Der EEXI verpflichtet jetzt nahezu die gesamte fahrende Welthandelsflotte, je nach Schiffstyp von 2023 an um bis zu 50 % effizienter zu sein (gemessen an der gegenwärtigen Flotte).

Zusätzlich wird künftig auch der Betrieb der Schiffe an strengen CO2-Emissionswerten auszurichten sein. Hierfür erhält jedes Schiff eine Bewertung seiner CO2-Intensi tät, die in fünf Kategorien von A bis E ähnlich wie bei Haushaltsgeräten eingeteilt ist. Der so genannte Kohlenstoffintensitäts-Indikator (Carbon Intensity Indicator, CII) schreibt vor, dass für Schiffe, die in drei aufeinanderfolgenden Jahren nur mit D oder E bewertet werden, verbindlich ein Maßnahmen-Katalog erarbeiten werden muss, mit dem umfassend CO2 eingespart wird.

»Wesentlicher Fortschritt«

»Der weitreichende Beschluss ist ein wesentlicher Fortschritt im Blick auf den Beitrag der Schifffahrt zum Kampf gegen den Klimawandel«, sagte Ralf Nagel, Geschäftsführendes Präsidiumsmitglied des Verbands Deutscher Reeder (VDR): »Die Weltschifffahrt befindet sich damit weiter konsequent auf Kurs Klimaschutz.« Der Druck, »mit den effizientesten Schiffen im Markt zu sein«, werde durch den CII erheblich erhöht, denn er schaffe für alle Marktteilnehmer Transparenz, sagt Nagel fest. Diese Marktdynamik werde von Kritikern der Beschlüsse unterschätzt: »Wer kauft heute noch ein technisches Gerät mit einer schlechten Effizienzklasse?«

Im Vorfeld der MEPC-Seitzung waren die Entwürfe bereits veröffentlicht worden und Kritik aus der Schifffahrts- und Schiffstechnikbranche ließ nicht lange auf sich warten. Vielen, darunter dem Verband für Schiffbau und Meerestechnik (VSM), sind die neuen Regelungen nicht ambitioniert genug angesichts der schon bestehenden  technischen Möglichkeiten.

Die Änderungsentwürfe werden nun auf der Sitzung des MEPC 76, die im Laufe des Jahres 2021 stattfinden soll, zur formellen Annahme vorgelegt. IMO-Generalsekretär Kitack Lim: »Es liegen noch erhebliche weitere Arbeiten zur Umsetzung der Maßnahmen vor uns, aber ich bin zuversichtlich, dass der Geist der Zusammenarbeit, den die IMO in den letzten Jahren gezeigt hat, rasche Fortschritte bei der Entwicklung technischer Leitlinien und eines Kohlenstoffintensitätscodes sowie die unerlässliche weitere Arbeit an der umfassenden Bewertung der Auswirkungen der Maßnahmen auf Entwicklungsländer, kleine Inselstaaten (SIDS) und am wenigsten entwickelte Länder (LDC) ermöglichen wird. Ich spreche allen Mitgliedstaaten, die ihr Engagement zur Unterstützung dieser Bemühungen bekundet haben, meinen Dank aus.«