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Die KfW IPEX-Bank ist bislang glimpflich durch die Corona-Krise gekommen, trotz einem milliardenschweren Kreditvolumen für Kreuzfahrtschiffe. Das Ausfallrisiko gilt aus heutiger Sicht als beherrschbar, andere Segmente bieten gute Perspektiven.

Als langfristig orientierter Finanzier sieht die KfW IPEX-Bank noch keine gravierenden Auswirkungen der Coronakrise auf das Geschäftsfeld »Maritime Industrie[ds_preview]« oder die eigene Bilanz. »Wir erleben ein sehr spannendes Jahr. Aber wir haben auch ein relativ träges Portfolio, in dem sich Veränderungen nicht so schnell bemerkbar machen«, sagt Holger Apel, Abteilungsleiter »Maritime Industrie« bei der Förderbank.

Das Jahr 2020 war zunächst mit überdurchschnittlich hohen Zusagen sehr gut angelaufen. Mit einem Portfolio von zuletzt 14,8Mrd. € ist die KfW IPEX-Bank der mit Abstand größte Akteur in der deutschen Schiffsfinanzierung. Inzwischen bekommt aber auch sie die Folgen der Pandemie zu spüren. Weniger wegen der Nothilfekredite, die über den Mutterkonzern KfW abgewickelt werden, »aber Neugeschäft wird unter diesen Bedingungen natürlich deutlich weniger geschlossen«, sagt Apel. Das Volumen dürfte daher kaum den Rekordwert des vergangenen Jahres von weit über 3Mrd. € erreichen, sondern vermutlich unter der Marke von 2Mrd. € bleiben.

»Debt Holiday« für die Kreuzfahrt

Größtes Augenmerk liegt derzeit naturgemäß beim Kreuzfahrtsektor mit rund 50% Anteil am Portfolio. Seit der Betrieb weltweit ruht, laufen bei den Reedereien Milliardenverluste auf. Neubauten wie zuletzt die »Iona« der Meyer Werft für P&O Cruises werden verzögert abgenommen, neue Bestellungen sind bis auf Weiteres nicht zu erwarten. Die KfW IPEX-Bank hat nach Berichten des ARD-Magazins »Panorama« Kredite für insgesamt 73 Kreuzfahrtschiffe im Wert von 8,4 Mrd. € ausgereicht.

Die Bank hat mit einer entsprechenden Risikovorsorge auf Basis angepasster Kreditratings reagiert. Den Reedereien wurde im Zuge einer Initiative der Bundesregierung und weiterer europäischer Länder eine Stundung ihrer Kredite in Form eines »debt holiday« für ein Jahr ermöglicht. Zinsen würden dagegen weiter gezahlt, auch seien bislang keine Neubauten storniert worden, »das ist die gute Nachricht.«. Das Ausfallrisiko hält Apel daher »aus heutiger Sicht für beherrschbar«. »Unsere Kunden sind die Top-Anbieter in diesem Sektor und haben sich ausreichend Liquidität bis weit ins Jahr 2021 gesichert, um die Corona-Pause zu überstehen«, so der Bank-Manager.

»Corona schärft den Blick«

Andere Sektoren waren weniger betroffen. Die KfW IPEX-Bank habe zuletzt mit einem Anteil von etwa 1 Mrd. € am Neugeschäft wieder deutlich mehr in Handelsschiffe finanziert, vor allem in RoRo-Fähren und auch Containerschiffe, »beide Sektoren kommen bislang vergleichsweise gut durch die Krise«, so Apel. Neben der Marktdisziplin hätten die niedrigen Bunkerpreise dabei geholfen. Auch bei Passagierfähren, von Corona-Einschränkungen zunächst fast ebenso stark betroffen wie Kreuzfahrtschiffe, sieht Apel eine andere Ausgangslage. »Sie sind die notwendige Infrastruktur für die Mobilität der Bevölkerung in den Küstenregionen.« Es sei aber nicht auszuschließen, dass einige, vor allem kleinere Reedereien ohne krisenfestes Geschäftsmodell schwer, wenn nicht sogar existenziell getroffen werden könnten. Nicht jede werde Corona »überleben«.

Trotz und auch nach Corona stehe die gesamte Industrie vor einem Wandel. »Das Thema Nachhaltigkeit bleibt und wird künftig noch wichtiger«, glaubt Apel. Die KfW IPEX-Bank sieht sich nach den Worten von Apel schon seit langem der Förderung einer »grünen« Schifffahrt, der Reduzierung der Treibhausgas-Emissionen und einer umweltgerechten Verschrottung alter Tonnage verpflichtet. »Das liegt bei unserer Bank in der DNA.«

Bei neuen Projekten würden neben der Bonität des Kunden, dem Geschäftsmodell und dem Management des Unternehmens zusätzlich Bewertungskriterien nach dem Energy Efficiency Index (EEDI) für ein Benchmarking herangezogen. Deshalb gebe es für umweltfreundliche Schiffe keine vergünstigten Kredite, »auch wir stehen im Wettbewerb und investieren als Bank vorzugsweise in bewährte Technologien.« Auch die Renditeanforderungen an »grüne« Projekte seien vergleichbar mit denen für konventionelle Schiffe. Die Regulatorik gebe für solche Projekte keinen zusätzlichen Spielraum. Mit einer Reihe von »green loans« habe die Bank aber erste Duftmarken gesetzt. »Und außerdem kennen uns unsere Kunden und wissen, welche Anforderungen wir stellen.«

»Regularien werden helfen«

Apel ist davon überzeugt, dass künftig durch vermehrte Klimaschutzbemühungen und -vorgaben seitens der IMO oder auch durch eine regional wirkende Regulatorik, wie von der EU geplant, sich die Schiffsfinanzierung stärker auf klimaneutrale Antriebe und Kraftstoffe wie Methanol, Ammoniak oder Wasserstoff ausrichten wird.

Auch die großen Energiekonzerne und die großen Verlader könnten zu Treibern dieser Entwicklung werden. Das Bewusstsein für die eigene CO2-Bilanz nehme zu. »Das wird eine spannende Zeit«, glaubt Apel. »Angebot und Nachfrage müssen noch zueinander finden. Aber die Schifffahrt wird sich stark verändern.«
Krischan Förster