Deutsche Reeder liefern – Politik lässt sich bitten …

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Was für ein Jahr: Die Corona-Pandemie hatte auch die Schifffahrt in 2020 fest im Griff – auch wenn die Reedereibranche[ds_preview] in Teilen besser durch die Krise zu kommen scheint als befürchtet – wenn man mal die Kreuzfahrt außen vor lässt. Dennoch schwappte die Konsolidierungswelle weiter durch den Markt. Deutsche waren an beiden Enden der Kette beteiligt, sei es in Form von Insolvenzen (z.B. Zeamarine), Joint Ventures (z.B. Carsten Rehder) oder durch eigene Übernahmen (z.B. Harren & Partner).

Strukturell liegt allerdings noch einiges im Argen, vor allem mit Blick auf die nationale Förderung durch die Politik. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC bescheinigt der hiesigen Reederschaft in einer just veröffentlichten Studie eine enorme Bedeutung für den Wirtschaftsstandort Deutschland. Gleichzeitig plädiert man ausdrücklich dafür, die bestehenden, bald aber auslaufenden Fördermaßnahmen wie den Lohnsteuereinbehalt oder Ausbildungsförderungen zu verlängern. Darüber hinaus sollte der Bund sogar weitere Fördermaßnahmen aufsetzen, so der Appell.

Die deutschen Reeder liefern also, könnte man sagen. Wobei, eigentlich liefert vielmehr die Studie, und zwar – da vom Verband Deutscher Reeder in Auftrag gegeben auch wenig überraschend – gute Argumente für die Branche.

Die Politik traut dem Braten offenbar nicht so ganz. Das Bundesverkehrsministerium hat eine eigene Studie in Auftrag gegeben. Die Veröffentlichlung lässt allerdings noch auf sich warten. Wen würde es wundern, wenn die Ergebnisse etwas weniger positiv ausfallen würden?

Die Reedereien warten auf die Hilfe. Dabei ist wichtig zu wissen: Das sind keine Almosen oder Hilfen, um Unternehmen am Leben zu halten, die eigentlich nicht überlebensfähig sind. Es wäre schlicht eine notwendige Anpassung an das Wettbewerbsumfeld, da andere Regierungen ihre Reedereien zum Teil deutlich stärker unterstützen. Die PwC-Studie liefert einige gute Argumente für die Gespräche mit der Politik.

Frei von Hausaufgaben ist die Branche jedoch nicht. Der eine oder andere muss sich dringend neu aufstellen und etwa neue Geschäftsmöglichkeiten umsetzen oder sich Partner suchen – sei es in finanzieller oder operativer Hinsicht. Dass es geht, machen Reedereien wie Oldendorff, Bernhard Schulte, Harren & Partner und Auerbach vor. Im HANSA PODCAST geben die Chefs der beiden letztgenannten, Martin Harren und Lucius Bunk, dazu interessante Einblicke.

Schaden würde es auch nicht, wenn die Unternehmen im und im Verbund mit dem VDR mehr Schlagkraft entwickeln könnten. Das meinen zumindest die Regionalverbände. Das würde mehr Verhandlungsmacht im Ringen mit der Politik bedeuten. Denn daran mangelt es.

Auf all das gehen wir in einem Schwerpunkt in dieser Ausgabe ein. Lassen Sie doch dieses spannende, herausfordernde und in jeder Hinsicht ungewöhnliche Jahr noch einmal Revue passieren – in unserem ausführlichen Rückblick.

Viel Spaß beim Lesen wünscht


Michael Meyer