Ladungssicherung-Lashing
Foto: Felix Selzer
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Seit Jahren streiten Gewerkschaften und Reedereien darüber, wer auf Seeschiffen die Ladungssicherungsarbeiten durchführen soll. Vereinbarungen würden nicht konsequent von Reedereien und Charterern umgesetzt, lautet die Kritik.

[ds_preview]Viele Seehäfen stellen für die Ladungssicherung auf Containerschiffen (Lashing) speziell ausgebildetes Fachpersonal zur Verfügung. Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) kritisiert nun, dass dennoch oft Seeleute diese Arbeit während der Liegezeit im Hafen verrichten.

Seit einigen Jahren streiten ver.di und Reedereien darüber, wer an Bord von Seeschiffen die Ladungssicherungsarbeiten durchführen soll. 2018 verständigten sich die International Transport Workers Federation (ITF) und Joint Negotiation Group (JNG) auf globaler Ebene, die Verträge in diesem Punkt anzupassen und die Non-Seafarers-Work-Clause beispielsweise ab dem 1.Januar 2020 in allen deutschen Seehäfen und Häfen Nordeuropas derart umzusetzen, dass Ladungssicherungsarbeiten auf Handelsschiffen nicht von Seeleuten sondern von Hafenarbeitern durchgeführt werden. »Diese Vereinbarung werde bis heute nicht konsequent von Reedereien und Charterern umgesetzt«, kritisiert ver.di.

Gemeinsam mit der ITF sowie anderen europäischen Hafengewerkschaften (European Transport Workers Federation, Nautilus NL, FNV Havens) wurden daher rechtliche Schritte eingeleitet, um die Einhaltung der Verträge durchzusetzen. Die Komplexität der Gesamtthematik macht eine umfassende gerichtliche Überprüfung der verschiedenen Sach- und Rechtsfragen erforderlich.

»Nach wie vor wird der Wettbewerb auf einem der schwächsten Glieder in der globalen Transportkette, den Seeleuten, ausgetragen. Dies ist nicht hinnehmbar. Die rechtliche Durchsetzung unserer Verträge ist hier ein wichtiger Schritt«, erklärt Maya Schwiegershausen-Güth, Leiterin der ITF-Billigflaggenkampagne bei ver.di. »Gleichzeitig arbeiten wir aber mit Blick auf die Brisanz und Komplexität der Problematik parallel zum Rechtsverfahren an darüberhinausgehenden, nachhaltigen Lösungen«, so die Gewerkschafterin.

Corona verschärft Streit

Eine politische Lösung, wie etwa eine eindeutige Festschreibung in den jeweiligen Hafenverordnungen, wie und durch wen die sogenannten Lascharbeiten in deutschen Häfen durchzuführen sind, wäre eine solche Regelung. Eine Arbeitsgruppe aus Vertretern der Politik, Verwaltung und Gewerkschaften sei aktuell im gemeinsamen Austausch und arbeite an Lösungskonzepten.

Wie hoch die Notwendigkeit ist, den Gesamtprozess lösungsorientiert voran zu treiben, zeige die Corona-Krise. ver.di liegen nach eigenen Angaben Belege vor, wonach Charterer ihren Besatzungen Landgang verweigern und Lascharbeiten durch Hafenarbeiter ablehnen, so die Gewerkschafterin. Diese körperlich schwere Arbeit solle den z.T. sehr erschöpften Seeleuten, die seit Monaten auf ihre Ablösung warten, zugemutet werden. Im Hafen dagegen würden ausgeruhte und qualifizierte Hafenarbeiter auf ihren Einsatz warten. »Derartige Missverhältnisse, die eine Gefahr für die Menschen, den Hafen und die Natur nach sich ziehen können, bekämpfen wir mit aller Entschlossenheit im Interesse unserer Seeleute und Hafenarbeiter«, erklärt Schwiegershausen-Güth.

Neben politischen Lösungsansätzen suche ver.di auch nach Allianzen mit Partnern, die bereit sind, sich »für einen fairen Wettbewerb gegen die Dominanz der Charterer« einzusetzen.

Im Juni hatten mehrere Feeder- und Shortsea-Reedereien bei der EU Beschwerde gegen die Versuche der Gewerschaften eingelegt, sie zum Einsatz von Laschern zu zwingen. Sie sehen darin einen Verstoß gegen das Wettbewerbsrecht.