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Die deutschen Hafenstandorte legen einen Fokus auf den Klimawandel. Die Maßnahmen reichen von erneuerbaren Energien über LED-Beleuchtung bis hin zum Abfallmanagement

Neben der Bewältigung der Corona-Krise und der Stärkung des Wirtschaftsstandortes müsse man auch den Klimawandel fest im Blick behalten[ds_preview], sagt Frank Dreeke, Präsident des Zentralverbands der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS). Häfen seien wichtige Bindeglieder in der Energieversorgung Deutschlands, heißt in einem vom ZDS veröffentlichen Positionspapier zu Umschlag und Nutzung von Energieträgern im Hafen.

Damit man die Energiewende aktiv mitgestalten könne, müssten Investitionen in Terminals und Verteilinfrastruktur für Flüssiggas (LNG) verstärkt gefördert werden. Aufgrund ihrer Rolle als Logistikzentren seien Seehäfen zudem »hervorragende Standorte« für Versuchsanlagen zur Wasserstoff-Elektrolyse, zur Ansiedelung von Import-Terminals und von Unternehmen, die in ihren industriellen Prozessen grünen Wasserstoff einsetzten.

Um die Klimaziele zu erreichen und das Potenzial der Windenergie in Deutschland als zweitgrößter Markt weltweit zu heben, müsse der zügige Ausbau der Offshore-Kapazitäten weiter vorangetrieben werden. Die Bundesregierung solle zudem auf die EU-Kommission einwirken, um die kategorische Ablehnung von Subventionen für fossile Brennstoffe zu verhindern.

ZDS gegen Landstrompflicht

Die Verwendung von Landstrom könnte sich insbesondere an den Standorten positiv auswirken, an denen Schadstoffe in Innenstädte getragen würden. Flächendeckend eine Landstrompflicht einzuführen, was derzeit in Brüssel diskutiert werde, verfehle hingegen das Ziel, so ZDS-Hauptgeschäftsführer Daniel Hosseus. Wichtig sei vor allem, dass der Landstrom aus erneuerbaren Energien komme, auch müsse das Kosten-Nutzen-Verhältnis stimmen.

Auch wenn die meisten Emissionen auf Schiffe entfallen, der ZDS spricht von etwa 70%, treiben auch die Häfen ihre Entwicklung voran und haben dabei die Nachhaltigkeit im Blick, um die Zukunftsfähigkeit zu sichern. Bei bremenports steht die Nachhaltigkeitsstrategie bereits seit 2009 auf der Agenda. Im Fokus ist dabei eine nachhaltige ökologische, ökonomische und soziologische Entwicklung.

Bis Ende 2023 habe man sich nun zum Ziel gesetzt, die Hafeninfrastruktur CO2-neutral zu gestalten, sagte Uwe von Bargen, Direktor für Umwelt- und Nachhaltigkeitsangelegenheiten bei bremenports, kürzlich auf einer Veranstaltung des Maritimen Kompetenzzentrums (Mariko) mit Sitz in Leer. Erneuerbare Energien sollen insgesamt eine größere Rolle spielen. Photovoltaik, Windkraft und Biogas aus ökologischer Landwirtschaft sowie aus Abfällen und Reststoffen hat man besonders im Blick. Gleiches gilt für den Energieverbrauch. Hier setzt man auf E-Mobilität, etwa bei Straddle-Carriern und der Ladeinfrastruktur sowie bei den Containerbrücken. Die Brennstoffzelle soll künftig bei Hafenschiffen, Rangierloks und Lkw eine Rolle spielen. Im Jahr 2018 habe man das CO2 bereits um 70% reduzieren können. Dies sei im Wesentlichen durch Energieeffizenzmaßnahmen und den Bezug von Ökostrom erreicht worden.

Weitere wichtige Maßnahmen betreffen die Schiffsflotte. Neubauprojekte sollten demnach nur mit alternativen, emissionsarmen Antrieben ausgestattet werden. Ferner will bremenports bei der Wärmeversorgung den Anteil regenerativer Energien steigern und beim Fuhrpark verstärkt auf Elektro- und Hybrid-Fahrzeuge setzen. Nicht vermeidbare Emissionen sollen über Klimazertifikate kompensiert werden. Auch Reedereien, die die Umwelt im Blick haben, profitieren bei bremenports. Besonders umweltfreundlichen Schiffen werden Rabatte auf die Liegegebühr gewährt. Seit 2014 verleiht das Unternehmen sogenannte »greenport Awards«. Seit zwei Jahren ist bremenports Mitglied des Vereins »H2BX-Wasserstoff für die Region Bremerhaven«.

25% der Energie für Beleuchtung

Der Hafenbetreiber NiedersachsenPorts (NPorts) setzt bei der Entwicklung seiner Häfen ebenfalls auf eine Nachhaltigkeitsstrategie. Dafür wurden verschiedene Projekte gestartet. Ein Fokus liegt auf der Beleuchtung, die 25% des gesamten Energiebedarfs ausmache, wie Werner Repenning bei der Mariko-Veranstaltung betonte. NPorts hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2025 die Beleuchtung aller Hafenanlagen auf LED umzustellen. In Emden wurde das bereits bei einer Gleisanlage vollzogen. Bewegungsmelder sowie Licht- und Gleissensoren erfassen die jeweilige Situation. Über eine Web-Anbindung kann die Anlage auch ferngesteuert bedient werden. So sei im betriebslosen Zustand eine mittlere Beleuchtungsstärke ausreichend, sagt das Unternehmen. Durch den geringeren Stromverbrauch werde der den CO2-Fußabdruck des Hafens reduziert.

Auf der Insel Baltrum ist die Hafenbeleuchtung inzwischen an den Tidenkalender gekoppelt. Auch hier wird darauf geachtet, dass das Licht dann zur Verfügung steht, wenn es gebraucht wird. Dies ist in erster Linie dann der Fall, wenn Schiffe ankommen.

Beim Projekt »DashPort« geht es darum, im Hafen Brake Energieverbräuche zu erfassen und intelligent zu steuern, während sich das Projekt »Wash2Emden« um innovative und umweltfreundliche Wasserstoffanwendungen im Seehafen Emden dreht. Es wird die Möglichkeit untersucht, den bisher nicht nutzbaren Strom in Form von »grünem« Wasserstoff zu speichern und in unterschiedlichen Anwendungen im Hafen nutzbar zu machen. Hierdurch sollen Emissionsreduktionen beim landseitigen Hafenbetrieb, in der Logistik sowie bei den im Hafen liegenden Schiffen durch die Nutzung von regenerativ erzeugtem Wasserstoff erzielt werden.

Abfallmanagement spart Kosten

Beim Thema Nachhaltigkeit geht es aber nicht nur um den Energiegverbrauch.

Beim Einsatz des sogenannten 3D HydroMappers geht es darum, automatisierte 3D-Aufnahmen der Gebäude und Kaianlagen zu bekommen. Es handelt sich sowohl um Überwasser- als auch Unterwasseraufnahmen. Im Kern geht es um die Digitalisierung der Bauwerkskonstruktionen. Taucher müssten dadurch beispielsweise nur noch dort eingesetzt werden, wo sie gebraucht werden.

Handlungsbedarf gibt es auch im Bereich des Müllmanagements, insbesondere bei der korrekten und nachweisbaren Entsorgung von Schiffsabfällen. So sei neben der fachgerechten Entsorgung auch eine ordnungsgemäße Dokumentation notwendig, die als Nachweis herangezogen werden könne, erläuterte Cathrin Prikker, von Top Glory Marine (TGM) jüngst bei der Mariko-Veranstaltung.

Top Glory Marine ist nach eigenen Angaben der weltweit erste Plattform-Anbieter für das Abfallmanagement von Schiffen. Abfallentsorgungsunternehmen sowie Schiffseigner und Schiffsmanager sind Nutzer dieser Plattform. Mit einem ständig wachsenden Netzwerk von Entsorgungsunternehmen in Häfen auf der ganzen Welt werden regelmäßig rund 400 Schiffe bedient. Für die Flotte werden Abfallbewirtschaftungspläne für alle an Bord anfallenden Abfälle erstellt, die sich am jeweiligen Schiffsfahrplan orientieren. Dadurch und durch die Nutzung von Skaleneffekten könne man niedrigere Preise für die Entsorgung MARPOL-relevanter Materialien erzielen, erklärt Cathrin Prikker.

Mit Hilfe der EnviroFleetCloud werden die Abfalldaten digital erfasst, Mitglieder wird volle Transparenz und ein direkter Zugang gewährt. Durch die Echtzeit-Analysen bekommen sie Informationen über die entladenen Abfälle pro Schiff und Flotte, Kunden können den Zeitraum hierfür frei wählen. Schiffsbetreibern sei es durch den Zugriff auf die Zahlen möglich, das eigene Aufkommen gezielt zu reduzieren, so Prikker.