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Neben der Covid-19-Thematik stehen für die Hamburger Reederschaft der Zugang zur Schiffsfinanzierung und die Wettbewerbsbedingungen am Standort ganz oben auf der Agenda, berichtet Lorena Bücklers, Geschäftsführerin des Vereins Hamburger Rheder

Gerade in der Corona-Krise sei deutlich geworden, wie wichtig eine funktionierende Versorgung für eine Wirtschaftsnation wie Deutschland ist, sagt[ds_preview] Lorena Bücklers. Die Schifffahrt, über die der größte Teil der Im- und Exporte laufe, habe gezeigt, dass sie auch in herausfordernden Zeiten liefern könne. »Eine sehr wichtige Rolle spielen dabei unsere Mitglieder in Hamburg, immer noch der größte Reedereistandort Deutschlands mit über 60 % Anteil an der Gesamttonnage«, so die Verbandsgeshäftsführerin Lorena Bücklers. Aktuell hätten viele VHR-Mitglieder »enorm« mit den Folgen der Pandemie zu kämpfen, zum Beispiel bei den Besatzungswechseln. »Sorge bereitet uns auch der Rückzug der deutschen Banken im Bereich der Schiffsfinanzierung.« Wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen am Standort blieben ein wichtiges Thema. Und natürlich seien Umwelt- und Klimaschutz ganz oben auf der Agenda – die Umsetzung neuer Regularien zum Beispiel, die teilweise sehr aufwendig in der Praxis sei, berichtet Bücklers. Dabei sind die Herausforderungen unterschiedlich groß, denn die Mitgliedschaft sei sehr heterogen und erstrecke sich von der Schlepp- und Fährschifffahrt bis hin zu Containerlinien und Trampfahrt.

»Wir hoffen, dass der Trend zum Flottenrückgang bald nachlässt«

Der Fokus des Vereins liegt auf der regionalen Politik, während der Verband deutscher Reeder (VDR) die Vertretung der Schifffahrt auf nationaler und internationaler Ebene übernimmt. »Wir arbeiten gut zusammen und pflegen einen regen Austausch mit dem VDR«, so Bücklers. Mit der aktuellen Schifffahrtspolitik der EU ist sie indes nicht ganz zufrieden. Die Corona-Krise hatbe gezeigt, wie groß die Bedeutung der Schifffahrt für die Lieferkettensicherheit sei. »Dies scheint unserem Eindruck nach insbesondere auf EU-Ebene mit Blick auf die Umweltregularien und eine wettbewerbsfähige Schifffahrt nicht deutlich genug bewusst zu sein«, sagt sie.

Corona habe gezeigt, dass sich Deutschland als Land nicht abhängig machen sollte von anderen, das gelte insbesondere für die Schifffahrt. Hierzu erwarten die Hamburger Reeder Unterstützung von der Politik, »damit unsere Mitglieder in die Lage versetzt werden, im harten globalen Wettbewerb bestehen zu können.« Nachbesserungsbedarf sieht Bücklers zum Beispiel im Bereich der Versicherungssteuer und in der Verstetigung der Schifffahrtsförderung am Standort Deutschland. »Für die maritime Wirtschaft ist die nächste Nationale Maritime Konferenz von großer Bedeutung, wo es dann hoffentlich wichtige Weichenstellungen für den deutschen Schifffahrtsstandort geben wird«, sagt sie. Denn die Hamburger Reederschaft fordert eine Trendwende. Durch die schwierige Entwicklung in der Schifffahrt hat sich die hier versammelte Flotte in den vergangenen zwei Jahren insgesamt um knapp 20 % reduziert, berichtet die Verbandsgeschäftsführerin. Diese Entwicklung schlage sich auch in der Mitgliedschaft nieder.

Die heutigen und künftigen Folgen der Corona-Pandemie macht eine verlässliche Prognose, wie sich der Verband in den kommenden Jahren entwickeln könnte, sehr schwierig. »Wir hoffen, dass der Trend zum Flottenrückgang bald nachlässt. Hilfreich wäre dabei natürlich, wenn die aktuelle Marktbesserung anhält. Wir gehen davon aus, dass Hamburg auch in fünf Jahren noch ein bedeutender Schifffahrtstandort sein wird«, sagt Bücklers.

»Die deutsche Flagge ist wesentlich wettbewerbsfähiger geworden«

Die deutsche Flagge ist nach Einschätzung Bücklers’ wesentlich wettbewerbsfähiger geworden. Allerdings bestehe weiterhin Verbesserungsbedarf, speziell im administrativen Bereich, zum Beispiel beim Ausbau der Digitalisierung. Für die Verlässlichkeit müsse die Förderseite für einheimische Beschäftigte dauerhaft verstetigt werden.

»Schifffahrt ist eine Branche mit Zukunft, auch vom Standort Deutschland aus. Unsere Mitglieder legen sehr viel Wert auf Nachwuchs und bilden deshalb im eigenen Haus überdurchschnittlich aus«, sagt Bücklers. Das zeigten auch die Zahlen. Seit 2017 bewege sich die Anzahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge für Schifffahrtskaufleute in Hamburg trotz herausfordernden Zeiten auf einem stabil hohen Niveau. »Angesichts des zunehmenden Konkurrenzkampfes um junge Talente sollten wir vereint als Branche öffentlich noch deutlicher machen, was wir zu bieten haben.«