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Methanol gilt als ein Kraftstoff der Zukunft. Es hapert aber noch an der Regulierung und der Wirtschaftlichkeit. In Nord­deutschland geht jetzt ein Projekt in eine entscheidende Phase, dass diese Probleme lösen und schon bald konkrete Produkte zu Tage fördern soll

Auf Initiative des Maritimen Clusters Norddeutschland und unter dem Dach von »Green Meth« hatte sich im vergangenen Jahr ein Netzwerk[ds_preview] von 16 Unternehmen und Einrichtungen zusammengefunden, das eine Umsetzung von Technologien zur Nutzung von Methanol als Kraftstoff in der Schifffahrt vorantreiben wollte – und weiter will. Jetzt wurde die zweite Phase gestartet. Mittlerweile sind es 24 Partner, davon 13 mittelständische Unternehmen über die Küstenländer verteilt.

Die Oldenburger Firma Embeteco fungiert als Koordinator des Netzwerks. Gründer und Eigner Matthias Brucke zeigt sich gegenüber der HANSA zuversichtlich: »2021 werden wir einen Methanol-laufenden Motor zeigen können.« Rund 20 Projektideen zirkulieren derzeit in dem ZIM-Innovationsnetzwerk, das von der Bundesregierung finanziell gefördert wird. Die Palette der Projekte ist breit, es geht etwa um Schiffstechnik, Brandschutz, Virtual-Reality-Module, 3D-Laser-Scan für Umbaupläne, Motoren oder Motorsteuerungsgeräte und nicht zuletzt die Regulierung auf globaler Ebene. Ziel des Netzwerks ist nach Angaben Bruckes auch, dem deutschen Mittelstand das Thema Innovation näher zu bringen. Es gehe nicht darum, so lange allein zu tüfteln, bis ein Produkt marktreif ist. »Wichtig sind heute Geschwindigkeit und Plattformökonomie«, sagt er.

Die erste Phase von »Green Meth« war davon geprägt, sich zu koordinieren, Ideen zu entwickeln und Partner zu finden. Nun geht es in eine entscheidende, zweite Phase. Förderanträge werden gestellt, Forschung und Entwicklung angeschoben, um letztlich marktreife Produkte umzusetzen, die im Idealfall mehr als Pilotprojekte sind. Die Bewilligungsquote sei erfahrungsgemäß sehr hoch, wenn das Netzwerk ohnehin öffentlich gefördert werde. Die Förderung beträgt für einzelne Projekte bis zu 550.000€. Für Kooperationsprojekte mehrerer Unternehmen können bis zu 2,3Mio. € für Produktentwicklungen fließen.

»Green Meth« will Produktlösungen entlang der so genannten »Well-to-wake«-Wertschöpfungskette vorantreiben, also von der Herstellung des Brennstoffs bis hin zur Umwandlung in Vortriebsenergie eines Schiffes. Die Partner sehen insbesondere für kleinere Schiffe einen erhöhter Forschungs- und Entwicklungsbedarf, da hier eine technologische Lücke vorliege. Gleichzeitig biete Methanol einige technologische Vorteile. So gebe es in Verbrennungskraftmaschinen oder als Energieträger für Brennstoffzellen keinen Methanschlupf. »Bestehende Bunkertanks der Schiffe können mit sehr geringem Aufwand umgerüstet und weiter genutzt werden«, heißt es seitens des Netzwerks. Darüber hinaus sei Methanol als Flüssigkeit »verhältnismäßig einfach zu handhaben und zu bunkern«.

Im Fokus stehen derzeit beispielsweise Arbeitsschiffe für die Hafenorganisation Niedersachsen Ports oder Offshore-Schiffe der Emder Reederei Ems Maritime Offshore, die selbst eine Methanol-Anlage an Land vorhalten könnten. Zudem könnte sich der Windenergiestandort Niedersachsen neue Wertschöpfungsketten im Bereich der Herstellung wasserstoffbasierter Brennstoffe erschließen.

In der internationalen Schifffahrt wird seit einiger Zeit an Methanol-basierten Technologien gearbeitet. Die schwedische Reederei Stena etwa betreibt das RoRo-Schiff »Stena Germanica« seit Jahren mit einem solchen Antrieb. Aus »Kosten- und Logistikgründen« soll das aber nicht über die übrige Flotte ausgebreitet werden. Ein weiterer Aspekt ist die Regulierung, nicht zuletzt zum Brandschutz. Die internationale Schifffahrtsorganisation IMO wurde bereits mehrfach aufgefordert, den »Code of Safety for Ships using Gases« anzupassen.

»Wie bei jeder neuen Technologie braucht es staatliche Regulierung«, betont Brucke. Für Methanol-Antriebe sei naturgemäß die Umweltpolitik wichtig, sie könnten etwa in die vielen politischen Vorstöße zu Wasserstoff als Energieträger integriert werden. Befürworter betonen zudem, dass Methanol in einer »grünen Variante« aus erneuerbaren Energien produzierbar wäre.