Quelle: HANSA
Print Friendly, PDF & Email

Der Rohstoffhandel nimmt weiter Fahrt auf und treibt die Bulk-Frachtraten höher. Mehrzweckfrachter profitieren währenddessen von Containerengpässen.

[ds_preview]Von der erwarteten saisonalen Flaute in der Dry-Bulk-Schifffahrt ist zu Beginn des Jahres noch nichts zu spüren. Stattdessen haben die Frachtraten am Trockenmarkt weiter Boden gutgemacht. Der Baltic Dry Index zog seit Weihnachten um 240 Punkte beziehungsweise 17,5% auf 1.606 an. Getrieben wir der Markt aktuell von einer verstärkten Nachfrage für Capesize- und Panamax-Tonnage, vor allem um Eisenerz, Kohle und Getreide nach China zu befördern.

Steigende Raten

So verbesserten sich Großbulker der Capesize-Klasse (180.000 tdw) im Zeitcharter-Trip-Business seit Ende Dezember um 27% auf durchschnittlich 21.131 $/Tag. Nachdem sich die Charteraktivität für Capes zu Beginn der Woche vor allem auf die Westaustralien-China-Route konzentrierte, kamen im weiteren Verlauf zunehmend Ladungen ex-Ostküste Südamerikas und auch ex-Westafrika (Bauxit) hinzu.

Die Erwartungen am Frachtenterminmarkt kletterten ebenfalls zunehmend. Die für das erste Quartal gehandelte Durchschnittsrate im FFA-Geschäft stieg deutlich auf fast 16.000 $/Tag an und liegt damit fast doppelt so hoch wie vor einigen Wochen noch.

Das Marktgeschehen im Panamax-Segment war geprägt von Getreide-Ladungen ex-Süd- und Nordamerika sowie Kohleverschiffungen ex-Indonesien. Die Durchschnittsrate der Panamaxe kletterte seit dem 24.12. um fast 18% auf 14.031 $/Tag.

Nordtatlantik belastet kleinere Segmente

Im Supramax- (Typschiff: 58.000 tdw) und Handysize-Segment (38.000 tdw)war die Entwicklung gedämpfter. Während sich erstere leicht um 0,9% auf 11.322 $/Tag verbesserten, rutschte das Niveau der Handies um 3,1% auf 11.805 $/Tag ab. In beiden Segmenten war das Muster ähnlich: Während sich das Ratenniveau im Pazifik behauptete oder sogar leicht anstieg, gaben die Märkte im Atlantik leicht nach – so auch in Nordeuropa.

Für kurze Trips ins Mittelmeer wurden etwas schwächere Abschlüsse als noch im Dezember gemeldet. So erzielte die 2014 gebaute »ASL Leban« (37.000 tdw) 11.400 $/Tag für eine Getreideverschiffung vom französischen Rouen nach Marokko. Die größere und nagelneue »SSI Providence« (38.889 tdw, Bj. 2020) ging zu 12.500 $/Tag für eine Reise mit Schrott aus der Ostsee ins östliche Mittelmeer aus dem Markt.

Weiter Erholung für MPP-Schiffe

Der Markt der Schwergut-Mehrzweckfrachter setzte seine Erholung zu Jahresanfang mit einem Anstieg der Toepfer-Indexrate für F-Class-Schiffe (12.500 tdw) um gut 70 auf 7.005 $/Tag fort. Maklern zufolge nahm die Anzahl der Abschlüsse für kurze Perioden und Zeitcharter-Trips in den vergangenen Wochen deutlich zu. Mehrere 11.000-Tonner (2 x 80 t Kräne) sollen in Europa langfristige Beschäftigung zu knapp 6.500 $/Tag abgeschlossen haben.

Für 12.000-Tonner mit und ohne Schwergutgeschirr wurden Trip-Chartern zu rund 7.300 bis 7.500 $/Tag mit Anlieferung in Südostasien sowie im Mittelmeer gemeldet. Einige große Rickmers-Superflex-Frachter konnten Raten von 10.000 bis über 11.000 $/Tag für Reisen aus dem Schwarzen Meer heraus nach Fernost sowie von Südostasien nach Europa schließen.

Vor allem in Fernost herrschten aktuell Tonnageengpässe im MPP-Sektor, berichtet die Handy-/MPP-Abteilung von Ernst Russ Shipbroker (ERS) in Hamburg. Das Projektladungsgeschäft profitiere von den jetzt anlaufenden Lieferungen für das Großprojekt Mozambique LNG sowie von stabilen Mengen im Bereich der Windenergieanlagen, hieß es. Zudem färben die Engpässe im Containerbereich zunehmend auf Mehrzweckfrachter ab, wie ERS ausführt.

Bestimmte Ladungspartien, die bislang im Container liefen, würden derzeit wieder konventionell verladen. »Auch werden zur Zeit sehr große Mengen von Shippers‘ own-Containern von Spediteuren und NVOCCs mit Mehrzweckschiffen befördert, sowohl Teil- als auch Komplettladungen«, stellt ERS fest.

Flaute am Tankermarkt

Dem Rohöltankermarkt ging hingegen zu Jahresanfang völlig die Puste aus. Die Aktivität am Spotmarkt der VLCC wird als bestenfalls sporadisch beschrieben, wobei die angekündigte Förderkürzung des führenden Exporteurs Saudi-Arabien eher eine weitere Verlangsamung als Beschleunigung erwarten lasse, erklärte ein norwegischer Makler. Die durchschnittlichen Spoteinnahmen der VLCC fielen auf Wochensicht um 19% auf 13.300 $/Tag. In den mittleren und kleineren Segmenten sieht die Lage noch düsterer aus. Suezmaxe verschlechterten sich um fast 50% auf 2.600 $/Tag und Aframaxe um 19% auf 4.100 $/Tag. (mph)