Piraten pirate flag, Symbolfoto Piraterie
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Im Golf von Guinea nimmt die Piraterie zu, es wird ein neuer Höchstwert für entführte Besatzungsmitglieder erreicht. Auch in der Straße von Singapur wird es gefährlicher.

[ds_preview]Die Zahlen des Internationalen Schifffahrtsbüros (IMB), einer Organisationseinheit der Internationalen Handelskammer (ICC), belegen für das Jahr 2020 einen Anstieg von Piraterieangriffen und bewaffneten Raubüberfällen. Im Vergleich zum Jahr 2019 mit 162 Piratenangriffen, stieg die Zahl 2020 auf 195.

Das IMB Piracy Reporting Centre (PRC) vermeldet, dass drei Schiffe gekapert und elf Schiffe beschossen, 20 Angriffsversuche erfolgreich abgewehrt und 161 Schiffe geentert wurden. Der Anstieg wird auf eine Zunahme von Piraterieangriffen im Golf von Guinea sowie auf eine wachsende Anzahl bewaffneter Raubüberfälle in der Straße von Singapur zurückgeführt.

Weltweit wurden im vergangenen Jahr 135 Besatzungsmitglieder von ihren Schiffen entführt, wobei auf die Region Golf von Guinea über 95 % der entführten Besatzungsmitglieder entfallen. Mit insgesamt 130 Entführungen, die sich auf 22 separate Vorfällen verteilten, erreicht die Region einen Rekordwert. Seit 2019 hat der Golf von Guinea einen noch nie dagewesenen Anstieg der Anzahl von Entführungen mehrerer Besatzungsmitglieder erlebt. Allein im letzten Quartal 2019 wurden im Golf von Guinea 39 Besatzungsmitglieder bei zwei Piratenüberfällen entführt.

Golf von Guinea

Die Piratenangriffe im Golf von Guinea sind nach Angaben des IMB besonders gefährlich, da über 80 % der Angreifer bewaffnet waren. Alle drei Schiffsentführungen und neun der elf Schiffe, auf die im Jahr 2020 geschossen wurde, entfielen auf diese Region. Bei 25 % der Schiffsüberfälle im Golf von Guinea wurden Entführungen gemeldet – mehr als in jeder anderen Gegend der Welt. Bei Entführungen wird die Besatzung häufig an Land gebracht, wo über ihre Freilassung verhandelt wird. Die am weitesten von Land entfernte Entführung von Besatzungsmitgliedern ereignete sich 2020 fast 200 sm vom der Küste entfernt, der Durchschnitt liegt bei 60 sm.

»Die neuesten Statistiken bestätigen die gestiegenen Fähigkeiten der Piraten im Golf von Guinea, wobei immer mehr Angriffe weiter von der Küste entfernt stattfinden. Dies ist ein besorgniserregender Trend, der nur durch verstärkten Informationsaustausch und Koordination zwischen Schiffen, Melde- und Reaktionsbehörden in der Region des Golfs von Guinea gelöst werden kann«, sagt Michael Howlett, Direktor des ICC International Maritime Bureau. Trotz dem prompten Handeln der Marineeinheiten der Region bestehe nach wie vor dringender Handlungsbedarf bei der Bekämpfung der Verbrecher.

Vor diesem Hintergrund rät das IMB Schiffen in der Region, mindestens 250 sm von der Küste entfernt zu bleiben, bzw. beim Frachtbetrieb, sich einen sicheren Liegeplatz oder Ankerplatz zu suchen.

Währenddessen verzeichnet das IMB PRC für 2020 für Somalia keinen Piratenangriff oder bewaffnete Raubüberfall. Gleichwohl wird gewarnt, dass die Piraten weiterhin die Fähigkeit besitzen, Angriffe im Somalibecken und im Indischen Ozean durchzuführen.

Meerenge von Singapur im Plus, Indonesien konstant

Der Anstieg der Überfälle auf Schiffe, die in der Straße von Singapur unterwegs sind, hat sich seit dem vierten Quartal 2019 fortgesetzt, 2020 wurden 23 Vorkommnisse gemeldet. Bei 22 der 23 Vorfälle wurden die Schiffe geentert. Obwohl sie als geringfügig eingestuft werden – d. h. auf Diebstahl abzielen – und in der Regel in der Dunkelheit stattfinden, wurde dabei ein Besatzungsmitglied verletzt, ein weiteres als Geisel genommen und zwei bedroht. Bei mindestens 14 Vorfällen wurde von Messern berichtet.

Die Berichte über bewaffnete Raubüberfälle in Indonesien blieben mit 26 gemeldeten geringfügigen Vorfällen im Jahr 2020 konstant, im Vergleich zu 25 im Jahr 2019. Schiffe werden weiterhin geentert, während sie in indonesischen Häfen ankern oder liegen, wobei 2020 zwei Besatzungsmitglieder als Geiseln genommen und zwei bedroht wurden. Die anhaltenden Bemühungen der indonesischen Seepolizei seien dafür verantwortlich, dass die Zahl der gemeldeten Vorfälle weiterhin rückläufig ist, so das IMB.