Print Friendly, PDF & Email

Als »Startschuss zur maritimen Transition« hat die SMM Digital ihre virtuellen Pforten geöffnet. Aufgrund der Corona-Pandemie ist vieles anders bei der Weltleitmesse für die Schiffstechnik.

[ds_preview]Am Vorabend der SMM Digital meldete sich Kitack Lim, Generalsekretär der Weltschifffahrtsorganisation IMO, mit einer Grußbotschaft zu Wort. Schon im Vorfeld hatte er sich im exklusiven HANSA-Interview ausführlich zum Zustand der Branche geäußert. Er beschrieb die aktuellen Herausforderungen für die Branche durch die Pandemie und hob die Bedeutung von Schifffahrt und Seeleuten für funktionierende Lieferketten hervor. Außerdem betonte er die positiven Aspekte der Maßnahmen zur Emissionsreduzierung, auf die sich die IMO-Mitgliedsstaaten Ende Oktober geeinigt haben. Sie würden der Branche wichtige Impulse auf dem Weg zu einer karbonfreien Zukunft geben. Der Entwicklung alternativer Brennstoffe komme hierbei eine Schlüsselrolle zu.

»Nicht gerade eine Stärke der Branche«

Diese Position vertrat auch der Branchenkenner Martin Stopford, Präsident des maritimen Analyseunternehmens Clarkson. Für das Erreichen der Klimaziele seien enorme Anstrengungen nötig. Es reiche nicht, die bestehenden Flotten emissionsfreundlicher zu machen, es brauche darüber hinaus kohlenstofffreie Antriebssysteme. »Diese Strategien sind für die Weltwirtschaft essenziell wichtig. Aber sie werden nur zum Erfolg führen, wenn die Branche substanzielle Ressourcen für den Aufbau der Teams und Organisationsstrukturen bereitstellt, die zu ihrer Realisierung benötigt werden«, so Stopford. »Das ist gegenwärtig nicht gerade eine Stärke der Branche. Es ist also erhebliche Denkarbeit notwendig, und nicht nur bei den Reedereien.«

Kooperation ist gefragt

Gefragt sind hier auch Motorenhersteller wie Rolls-Royce Power Systems. Dessen CEO Andreas Schell sagte: »Auch das letzte schwierige Jahr hat nichts daran geändert, dass die Klimaschutzziele ganz vorne auf der Agenda der maritimen Industrie bleiben.«

Die Bedeutung einer Kooperation entlang der gesamten Lieferkette betonte in diesem Zusammenhang Knut Ørbeck-Nilssen, CEO des Klassifikations- und Beratungsunternehmens DNV GL – Maritime: »Zusammenarbeit ist der Schlüssel, um die Ziele der IMO für 2050 zu erreichen.« Bereits jetzt geschehe das in noch nie dagewesenem Ausmaß. Ørbeck-Nilssen ist davon überzeugt, dass »wir in ein Jahrzehnt der Innovation und Zusammenarbeit eintreten, das eine maritime Renaissance einläutet«. Die beiden Säulen seien der Schlüssel für den Fortschritt der Branche.

Hapag-Lloyd »auf gutem Weg«

Auf einem guten Weg sieht sich die Hamburger Linienreederei Hapag-Lloyd, wie deren Chief Operating Officer Maximilian Rothkopf erklärte. »Das vergangene Jahr war eine ziemliche Herausforderung, aber wir und die gesamte Containerschiffsbranche haben sie gut gemeistert, indem wir flexibel auf die Veränderungen reagiert haben.« Nun müsse die Branche den gleichen Ehrgeiz zeigen, wenn sie ihr übergeordnetes Ziel angehe, so Rothkopf – die Reduzierung der Treibhausgasemissionen.

Zulieferer und Schiffbauer gefragt

Welchen Beitrag die Schiffbauer und Zulieferer zu diesem Aufbruch zu neuen Ufern leisten können, skizzierte Kjersti Kleven, Vorsitzende des europäischen Branchenverbands SEA Europe. »Covid-19 hat Europas Werften und die maritimen Zulieferer hart getroffen – und das zu einer Zeit, in der der Sektor bereits unter wachsendem Handelsprotektionismus und fehlenden staatlichen Beihilfen littq, so Kleven. Doch sie sieht in der aktuellen Situation auch eine enorme Chance: »Mit Unterstützung der Politik können Werften und Ausrüster nicht nur die aktuellen Herausforderungen durch die Pandemie bewältigen – wir können auch dem Klimawandel begegnen. Denn wir haben das Werkzeug, die dafür nötigen Technologien zu liefern und so das vielversprechende Potenzial der Digitalisierung, Automatisierung und der Blue Economy voll auszuschöpfen.«

»Maritime Future Summit« mit der HANSA

Die Gastgeber der SMM Digital blicken voller Erwartung auf die kommenden vier Tage: »Wir freuen uns, dass wir für das vielfältige Online-Konferenzprogramm mehr als 160 hochkarätige Branchenvertreter und Experten gewinnen konnten und versprechen uns – gerade in dieser für uns alle außergewöhnlichen Situation – viele anregende Diskussionen«, sagte Bernd Aufderheide, Präsident und CEO der Hamburg Messe und Congress GmbH.

Die Teilnahme an den digitalen Fachkonferenzen – etwa auch der von der HANSA co-organisierte »Maritime Future Summit« – ist in diesem Jahr für die Zuschauer kostenfrei. Damit will die maritime Weltleitmesse in dieser herausfordernden Zeit ihre Verbundenheit mit der Branche der maritimen Wirtschaft zeigen.