DNV GL Maritime Knut Orbeck Nilssen
Knut Ørbeck-Nilssen, CEO of DNV GL – Maritime (Foto: DNV GL)
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Die Klassifikationsgesellschaft DNV GL sieht die maritime Branche vor einer »Renaissance«, die technologisch und regulatorisch mit großen Schritten vorangetrieben wird. Die »dunkle Seite der Innovation« sind neue Risiken, denen heutige Ansätze nicht mehr gewachsen sind.

[ds_preview]DNV GL hat heute das White Paper »Closing the safety gap in an era of transformation« veröffentlicht. Das White Paper identifiziert eine sich abzeichnende »Sicherheitslücke« zwischen dem bestehenden Ansatz der Schifffahrt in Bezug auf Sicherheitsrisiken und ihren Ambitionen für eine stärkere Digitalisierung und die Einführung alternativer Kraftstoffe.

Die maritime Industrie befindet sich in einem rasanten Übergang zu einer dekarbonisierten, digital intelligenten Zukunft. Die neuen Technologien und Kraftstoffe, auf die die Branche setzt, um die Herausforderungen der nächsten Jahrzehnte zu meistern, schaffen jedoch auch eine neue Risikolandschaft – die dunkle Seite von Innovation, wie es Knut Ørbeck-Nilssen, CEO von DNV GL – Maritime, nennt – und erfordern einen neuen Ansatz in Sachen Sicherheit.

»Um die Sicherheitslücke zu schließen, brauchen wir eine kollektive, kontinuierliche Anstrengung«, sagte Ørbeck-Nilssen. Die Klassifikationsgesellschaft könne dabei als Wegbereiter für die Regulierungsbehörden fungieren, Fachwissen sammeln, mit der Industrie zusammenarbeiten und Richtlinien entwickeln. Zulieferer, Eigner, Charterer und Werften könnten kooperieren, um sicherzustellen, dass man Schiffe über den gesamten Lebenszyklus hinweg ganzheitlich betrachte und nicht als eine Ansammlung separater Teilsysteme.

»Wir müssen erkennen, wie sich jede einzelne Entscheidung, zum Beispiel die Wahl des Kraftstoffs oder die Einführung eines neuen digitalen Systems, auf andere Schiffssysteme, das Schiff als Ganzes und sogar die Flotte auswirkt. Aber wenn wir alle zusammenarbeiten und aus unseren Silos heraustreten, können wir die Verfahren und Kompetenzen entwickeln, die nötig sind, um diese Herausforderungen zu meistern und eine Kultur der kontinuierlichen Verbesserung zu ermöglichen«, so der Experte weiter.

Das White Paper konzentriert sich auf die beiden Trends, die die Branche prägen – Digitalisierung und Dekarbonisierung – und die unterschiedlichen sicherheitsrelevanten Risiken, die mit diesen Trends verbunden sind. Die Digitalisierung erhöht die Systemkomplexität und führt neue Arten des Betriebs und der Zusammenarbeit ein. Während die Dekarbonisierung einen signifikanten Anstieg des Einsatzes alternativer Brennstoffe und Betriebsweisen mit sich bringt. Um damit umzugehen, konzentriert sich das White Paper stark auf die Interaktion zwischen Technologie, Organisationen und dem »größten Kapital der maritimen Industrie«: den Menschen.

»Wenn wir sicherstellen wollen, dass sich unsere Branche sicher transformiert, müssen wir die Idee annehmen, dass bei der Entwicklung neuer Technologien, Systeme und Prozesse der Endnutzer im Mittelpunkt des Entwicklungsprozesses stehen muss«, sagt Fenna van de Merwe, Principal Consultant bei DNV GL – Maritime und Hauptautorin des Papiers. »Unser Ziel sollte es sein, dass wir in der gesamten Branche einen gemeinsamen Fokus haben, dass wir sowohl bei der Konstruktion als auch beim Betrieb die Menschen bei ihrer Arbeit und Entscheidungsfindung unterstützen. Nur so können wir diese neuen Risiken verstehen und die Sicherheitsbarrieren aufbauen, die es uns ermöglichen, das Potenzial dieser neuen Technologien und Prozesse sicher zu nutzen.«

Das Whitepaper kommt zu dem Schluss, dass jede maritime Organisation dazu beitragen kann, eine sichere und effiziente Leistung zu ermöglichen, indem sie ein Gleichgewicht zwischen Technologie und Personal herstellt, ein »menschenzentriertes Design« einsetzt und für das allgemeine Wohlbefinden ihrer Mitarbeiter sorgt. Denn letztlich seien es die Menschen in diesen Organisationen, die die Branche auf dem Weg in eine digitalere und dekarbonisierte Zukunft voranbringen würden, so DNV GL.