CEO Kim Ullman Concordia Maritime)
CEO Kim Ullman (Photo: Concordia Maritime)
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In der Mitte des ersten Quartals 2021 ist der Tankermarkt weiter sehr schwach. Concordia-Maritime-Präsident Kim Ullman erwartet kurzfristig keine wesentliche Änderung, glaubt aver, dass es ab dem 2. Quartal aufwärts geht.

[ds_preview]Darauf deuten nach Ullmans EInschätzung mehrere zusammenwirkende Faktoren hin. So nehme der weltweite Ölverbrauch weiter zu. Mit Impfstoffen, Konjunkturpaketen und allgemeinem Optimismus befinde sich die globale Erholung nun eindeutig auf dem Weg. »Wir und viele andere sind der Meinung, dass sich der Ölverbrauch in der zweiten Jahreshälfte ausreichend erholt hat, um sich positiv auf die Nachfrage nach Tanker-Transporten auszuwirken. Die Analysten sind sich nicht ganz einig, wie sich der Verbrauch genau entwickelt. JP Morgan und andere gehen davon aus, dass sich die Nachfrage bis zum Jahresende wieder der Marke von 100 Mio. Barrel pro Tag nähern wird«, sagt Ullman.

Was die Ölproduktion betrifft, so kündigte Saudi-Arabien im Januar an, dass es die Ölproduktion im Februar und März um weitere 1 Mio. Barrel pro Tag reduzieren wolle. In Kombination mit dem gestiegenen Verbrauch bedeutet dies nach Ullmans Einschätzung, dass die weltweiten Ölvorräte weiter kontinuierlich sinken werden – bis auf den Fünfjahresdurchschnitt. »Für den Tankermarkt ist der Weg dorthin eine bittere Pille, aber auch unabdingbar für einen eventuellen Marktaufschwung. Die Dinge sind jetzt hart, werden sich aber längerfristig positiv auswirken«, sagt er.

Flottenwachstum auf Rekord-Tief

Betrachte man die Angebotsseite, sehe die Situation »wirklich vielversprechend« aus, so der Concordia-Chef. Es wird erwartet, dass das Nettoflottenwachstum in den Jahren 2021 und 2022 bei etwa 2 % liegen wird – ein historisch niedriger Wert. In der aktuellen Situation werden auch so gut wie keine neuen Aufträge erteilt, was bedeutet, dass die niedrige Wachstumsrate allmählich verlängert wird. »Das ist natürlich gut für den Tankermarkt als Ganzes. Darüber hinaus ist zu erwähnen, dass wir einen anhaltenden Trend zu längeren Transportdistanzen sehen«, sagt Ullman. Er erwartet, dass die Schwellenländer in Asien weiterhin einen wachsenden Anteil am Anstieg des Ölverbrauchs haben werden, was zu größeren Entfernungen und damit auch zu einem höheren Transportbedarf beitragen würde.

Grundsätzlich ist der Tankermarkt ein »enger« Markt, d.h. auch heute gibt es kein signifikantes Überangebot an Schiffen. Obwohl die Märkte derzeit schlecht sind, sind alle Schiffe noch relativ kontinuierlich beschäftigt und es werden keine Schiffe aufgelegt. Das bedeutet, dass selbst kleine Veränderungen in der Nachfrage nach Tankschiffen einen großen Einfluss auf die Frachtraten haben können. »In einem »normalen« Markt liegt der Auslastungsgrad der gesamten Flotte bei etwa 85 %. Bei 90 % ist der Markt extrem stark und bei 80 % extrem schwach. So gering sind die Unterschiede«, so Ullmann.

Ölpreis steigt

Der steigende Verbrauch spiegelt sich nun auch im Ölpreis wider, der im letzten Monat um etwa 20 % gestiegen ist. Zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Artikels wird er bei etwa 63 $ pro Barrel gehandelt. Im Grunde geht es darum, dass der Markt zunehmend davon überzeugt ist, dass sich die Nachfrage nach Öl wieder auf das Niveau von vor der Pandemie erholen wird. Auch das derzeit kalte Wetter in einigen Teilen der Welt trägt dazu bei. Das hat nicht nur die Nachfrage nach Öl erhöht, sondern auch zu teilweisen Raffinerieschließungen und einem Rückgang der heimischen Produktion (aufgrund von Pipelineproblemen) in den USA geführt – mit einem Gesamtproduktionsverlust von bis zu 3,5 Mio. Barrel pro Tag.

Auch in anderen Teilen der Welt sind die Raffineriekapazitäten in letzter Zeit zurückgegangen, wenn auch vorübergehend und aus etwas anderen Gründen. In Japan ist die Kapazität nach dem jüngsten Erdbeben um etwa 20 % (entspricht 0,6 MBD) zurückgegangen. Die Reduzierung wird einen erhöhten Bedarf an fertigen Ölprodukten bedeuten. Der Streik auf dem norwegischen Festlandsockel wurde abgewendet, aber die Unruhen im Nahen Osten mit Drohnenangriffen im Nordirak lassen die Spannungen weiter steigen. Dies alles trägt zu einem noch engeren Ölmarkt bei, was eine erhöhte Nachfrage nach Tankern mit sich bringen dürfte.

»Gute Ausgangsposition für uns, wenn die Trendwende kommt«

»Angesichts des schwachen Tankermarktes tun wir jetzt alles, um uns die bestmögliche Ausgangsposition zu verschaffen, wenn die Trendwende kommt. Im letzten Jahr haben wir fünf Schiffe der Flotte ins Trockendock geschickt und werden im Frühjahr drei weitere ins Trockendock schicken. Zusätzlich zu den regelmäßigen Wartungen und Upgrades haben wir auch gesetzlich vorgeschriebene Ballastwasseraufbereitungssysteme installiert. Dies in einem schwachen Markt zu tun, ist natürlich besser als in einem starken Markt, da die Erträge immer noch schlecht sind«, sagt Ullman.