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Der traditionsreichen Lloyd Werft in Bremerhaven droht die Schließung zum Jahresende. Helfen könnte nur ein neuer Investor – Interesse hat angeblich die Rönner-Gruppe.

Das der bisherige Eigentümer [ds_preview]der Lloyd-Werft, Genting aus Hongkong, große Probleme hat, ist hinlänglich bekannt. Bei den MV Werften in Stralsund, Rostock und Wismar ist ein massiver Stellenabbau geplant, Schlimmeres konnte bislang nur mit erheblichen finanziellen Hilfen des Landes verhindert werden.

In der aktuellen Krise der Kreuzfahrtindustrie, die sich direkt auf Genting und die deutschen Werftstandorte auswirkt, ist die mehr als 160 Jahre alte Lloyd Werft unmittelbar betroffen. Sie wird, so plant es der bisherige Eigner, zum Jahresende geschlossen. Rund 350 Mitarbeiter würden ihren Arbeitsplatz auf dem Traditionsgelände in Bremerhaven verlieren. Darüber hat die Geschäftsführung nach Angaben der IG Metall die Belegschaft bereits am Freitag informiert. Mangels weiterer Aufträge gebe es keine Fortführungs-Perspektive mehr, so die Begründung.

Rönner signalisiert Interesse

Nur die Übernahme durch einen anderen Investor könnte das endgültige Aus abwenden. Die Rönner-Gruppe, ebenfalls aus Bremerhaven, hat dem Vernehmen nach Interesse an den zwei Trockendocks und einem Schwimmdock signalisiert, allerdings nur, wenn es zu einer »tragfähigen und vor allem finanzierbaren Lösung kommt«, bestätigte Geschäftsführer Thorsten Rönner dem Regional-Magazin »buten un binnen«.

Dabei könnte es auch um Geld gehen, das Genting bereits vom Land und vom Bund zur Rettung der MV Werften erhalten hat, unter anderem aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF). Davon müsse auch die Lloyd Werft etwas abbekommen, forderte am Wochenende ein Sprecher des Bremerhavener Magistrats. Nach Ansicht der Bremer Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt (Linke) ist die Lage nicht hoffnungslos. Wie genau eine Lösung aussehen könnte, ließ aber auch sie noch offen.

Nur eine Mega-Yacht im Dock

Aktuell befindet sich bei der Lloyd Werft nur die Megayacht »Solaris« in den Docks. Für das laufende Jahr war noch ein größerer Werftaufenthalt des Polarforschungseisbrechers »Polarstern« geplant. Und auch für den Neubau der »Polarstern II« hatte sich die Lloyd Werft beworben, bevor die Ausschreibung im vergangenen Jahr zurückgezogen wurde. Ob und wann die weltweit größte Yacht, die »REV Ocean« aus Norwegen, zur Ausrüstung an die Weser verlegt wird, ist derzeit unklar.

Die Lloyd Werft hat in ihrer langen und wechselvollen Geschichte bereits etliche Rückschläge verkraften müssen. 1857 gegründet als »Werkstatt« des damaligen Norddeutschen Lloyd und später von Hapag-Lloyd, gehörte die Werft später bis zu dessen Pleite zum Bremer Vulkan, danach waren unter anderem der italienische Staatskonzern Fincantieri und der Investor Bridgepoint in Bremerhaven beteiligt. 2010 stieg der Bremerhavener Schiffbauunternehmer Dieter Petram ein und übernahm 50,2% der Anteile, das Land Bremen hielt 13,16%.

2015/16 schließlich übernahm Genting die Lloyd Werft als ersten deutschen Standort. Als dann die ehemaligen Nordic Yards (heute MV Werften) folgten, sollte Bremerhaven die Hauptwerft werden, diese Pläne gab Genting dann auf. Stattdessen sollte ein Design- und Konstruktionsbüro entstehen, auch dazu kam es nicht. Anfang Februar schließlich wurden 117 der damals rund 400 Stellen abgebaut. Im Zuge einer Neuausrichtung wollte sich die Lloyd Werft zuletzt auf den Bau von Megayachten und Prototypen spezialisieren.