van der Schalk
© a.hartrodt
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Die Hamburger Wirtschaft sieht derzeit keine großen Anreize für Investitionen im Ausland. Zu den Gründen gehören auch Entwicklungen wie Container-Knappheit und das Seefracht-Niveau.

[ds_preview]Die Debatte um Gründe und Effekte des Booms bei den Seefrachtraten in der Containerschifffahrt läuft seit längerer Zeit. Während die einen – Linienreeder – ihre Preispolitik als ökonomisch sinnvoll und marktgetrieben verteidigen, kritisieren andere – unter anderem Speditionen und Logistikdienstleister – eine Ausnutzung von Marktmacht auf Kosten von Geschäftspartnern.

Wie so oft haben beide Argumentationen verständliche Aspekte. Eine abschließende Bewertung ist daher kaum möglich. Auf einen bislang kaum beachteten Effekt macht heute die Hamburger Handelskammer aufmerksam.

Nach einer Umfrage unter den 170.000 Mitgliedern – viele davon aus der Schifffahrts- und Logistikbranche – heißt es in einer Mitteilung, Markterschließungen und Investitionen mit dem Ziel der Kostenersparnis würden aktuell keine großen Anreize für Auslandsinvestitionen setzen. Vizepräses Willem van der Schalk sagte: »Gründe dafür sind möglicherweise die Verletzlichkeit internationaler Lieferketten durch die Corona-Pandemie und die deutlich angestiegenen Frachtraten im Seegüterverkehr sowie die fehlende Verfügbarkeit von Leercontainer, sowohl in Asien als auch in Europa.«

Die Corona-Krise wirkt sich demnach auch auf die Auslandsgeschäfte Hamburger Unternehmen aus. Investitionsströme fließen verstärkt in die EU, weniger nach China und in die USA. »Die Corona-Pandemie sorgt trotz leichter Erholung der Weltwirtschaft nach wie vor für große Unsicherheit auf den Märkten und tendenziell für die Überprüfung von Lieferketten«, so van der Schalk.

Stärkerer Fokus auf Eurozone

31 % der 2020 und 2021 im Ausland investierenden Hamburger Unternehmen sehen in diesem Jahr geringere, 22 % hingegen höhere Investitionsausgaben als im Vorjahr vor. Gerade Unternehmen im Groß- und Außenhandel stellen aktuell ihre Investitionen deutlich zurück. 2021 ist die Eurozone die mit Abstand wichtigste Zielregion für Auslandsinvestitionen Hamburger Unternehmen. Weniger als im vergangenen Jahr fließen die Investitionsströme nach China, wohingegen andere Länder im asiatischen Raum an Bedeutung gewinnen. Auch die politischen Verhältnisse in den USA hätten das Vertrauen der Investoren im letzten Jahr sinken lassen. Hier zeichne sich allerdings eine Erholung ab.