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Ein besseres zweites Halbjahr hat nicht ausgereicht: 2020 war für den Logistikkonzern Kühne+Nagel im Seefracht-Geschäft kein gutes Jahr. Für die Zukunft ist man trotz einiger Unsicherheiten zuversichtlich.

[ds_preview]Kühne+Nagel berichtet heute von einem den Umständen entsprechend »bemerkenswert gutem Ergebnis«. Operativ lag es leicht über Vorjahr; der Reingewinn verringerte sich gegenüber 2019 nur wenig. Der Nettoumsatz lag mit CHF 20,4 Mrd. im Gesamtjahr 2020 durch die tieferen Volumina im ersten Halbjahr leicht unter dem Wert von 2019; der EBIT hingegen war mit CHF 1,1 Mrd. fast einen Prozentpunkt höher. Währungsschwankungen hatten den Angaben zufolge mit jeweils -6% einen deutlich negativen Effekt auf den Nettoumsatz und den EBIT. CEO Detlef Trefzger sagte: »Innerhalb kürzester Zeit haben wir unser Geschäft dem volatilen Marktumfeld angepasst.«

Kühne Seefracht

Deutliche Einbußen gab es im Seefracht-Geschäft. Zwar verzeichnete man in der zweiten Hälfte »eine sehr erfreuliche Trendwende« gegenüber dem ersten Halbjahr. Besonders im vierten Quartal sei die Verbesserung auf die wieder gestiegene Nachfrage von Kunden aus dem Mittelstand sowie auf die Zunahme von Importen aus Asien nach Europa und Nordamerika zurückzuführen, so der Konzern.

Der Umsatz sackte allerdings um 4,9% auf 7,1 Mrd. CHF ab, der Rohertrag sogar um 7,9% auf 1,42 Mrd. CHF. Das EBIT lag mit 423 Mio. CHF um 7,2% unter Vorjahresniveau. Das Containervolumen lang bei 4,5 Mio. TEU.

Tatsächlich war 2020 das erste Jahr seit langem, in dem K+N seinen Marktanteil in der globalen Seefracht nicht halten oder weiter ausbauen konnte. Das Buchungsaufkommen für den Speditionskonzern sank auf Jahresbasis um fast 7%. Hingegen schrumpfte der globale Containerverkehr laut dem Datendienstleister Container Trades Statistics (CTS) 2020 nur um 1,2%. Die Frage, wer sich die von K+N verlorenen Volumina unter den Nagel gerissen hat, blieb auf der virtuellen Jahresbilanz-Pressekonferenz heute unbeantwortet. Klare Statistiken zur Aufteilung des Seefrachtmarktes zwischen Spedition und Linienreedereien werden frühestens Mitte des Jahres vorliegen. Einiges spricht dafür, dass die Ocean Carrier die Knappheit an Containern für sich ausgenutzt haben, um näher an den Endkunden heranzukommen.

CEO Trefzger erklärte die Volumeneinbußen für K+N vor allem durch Rückgänge bei eher geringwertigen Waren wie Schnittholz und Recyclinggut. »Diese Güter konnten die Preise für Seefracht gar nicht mehr darstellen«, sagte er. Zudem seien die Vertriebskräfte von K+N angesichts der Knappheit an Laderaum und Containern »selektiver beim Frachtgut« gewesen. »Es ging darum, unsere Hauptkunden zu bedienen und nicht mehr jedes Volumen anzunehmen«, erklärte Trefzger. Der Fokus auf höherwertige, besser zahlende Ladung habe sich auch positiv auf die Gewinnmarge pro Container ausgewirkt – neben einer Neuordnung der Prozesse im Kundenservice und der Einführung einer neuen operativen Software im Vorjahr. »Die Effizienzeffekte daraus haben wir jetzt erst gesehen«, so der CEO. Resultat: Der Gewinn (EBIT) pro TEU kletterte im dritten und vierten Quartal auf Spitzenwerte von 113 und 104 CHF.

Kühne 2

Jörg Wolle, Präsident des Verwaltungsrats der Kühne + Nagel International AG, hat eine durchaus auch positive Sicht auf das vergangene Jahr: »Wir konnten 2020 mit einem operativen Rekordergebnis abschliessen – dies zeigt, wie stark und krisenfest unser Unternehmen ist.« Mit dem erfolgreichen Abschluss der Restrukturierung der Kontraktlogistik sei man für eine weiterhin positive Entwicklung bestens gerüstet. »Im Hinblick auf die weltweit am schnellsten wachsende Wirtschaftsregion Asien ist die Ankündigung der Übernahme von Apex Logistics im Februar 2021 ein bedeutender Meilenstein. Der Verwaltungsrat blickt zuversichtlich auf das Geschäftsjahr 2021«, so Wolle weiter.     (RD/mph)