Containerschiff, Schiffskäufe, Secondhand, S&P, Containerschifffahrt
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Kann die Containerschifffahrt die ständige Abwechslung von Auf- und Abschwung durchbrechen? Der Zeitpunkt wäre jetzt ideal, meinen Marktexperten – vorausgesetzt, die Reedereien haben aus der Vergangenheit etwas gelernt.

[ds_preview]Seit mindestens drei Jahrzehnten sei die Containerschifffahrtsindustrie in einer wiederkehrenden »Boom-and-Bust«-Schleife gefangen gewesen, schreibt das Beratungsunternehmen AlixPartners in einer aktuellen Marktanalyse. In Zeiten starken gesamtwirtschaftlichen Wachstums stiegen die Frachtraten, die Betreiber von Containerschiffen reinvestierten ihre Gewinne in neue, immer größere Schiffe. Dann rutschte die Wirtschaft in einen Abschwung, die Nachfrage brach ein, die Raten fielen, und die Betreiber sahen sich mit hohen Schulden und ungenutzten Schiffen konfrontiert. Die Überkapazitäten hielten die Raten niedrig, die Verschuldung stieg, die Einnahmen sanken. Die Folge: Konkurs oder Vereinbarungen mit den Gläubigern, um sich über Wasser zu halten.

»Heute jedoch sind die Grundlagen für einen Ausbruch aus diesem Zyklus vorhanden«, meinen die Analysten. Die Branche befindet sich in einer Boomphase, in der die globalen Containerfrachtraten im Februar 2021 die Marke von 5.000 $/FEU übersteigen, nachdem sie seit Mai 2020 steil und stetig gestiegen sind. »Und dieses Mal überschwemmen die Reedereien – mit einigen bemerkenswerten Ausnahmen – die Werften nicht mit Aufträgen«, so AliyxPartners. Stattdessen hätten die Reedereien ihre Kapazitäten bisher erfolgreich kontrolliert und die Raten stabil gehalten, obwohl die Nachfrage in den ersten neun Monaten des Jahres 2020 um 5 % zurückging, während die Gesamtkapazität nur um 2 % stieg. Die Leerkapazität, die im Mai 2020 auf 11 % anstieg, ging bis zum dritten Quartal des Jahres auf 3 % zurück, weil die Branche die Leerfahrten erhöhte und den Dienst auf einigen Routen einstellte. Die Reedereien reduzierten auch die Fahrtgeschwindigkeiten, die 2020 um 1,8 % sanken.

Die Fusions- und Übernahmeaktivitäten schreiten weiter voran und fördern die Konsolidierung der Branche: Sieben globale Carrier kontrollieren nun jeweils mindestens 5 % des Marktes, und die Bildung von drei Allianzen hat dazu beigetragen, den Einfluss auf die Preisgestaltung zu erhöhen. Die Treibstoffkosten bleiben trotz neuen Vorschriften zur Reduzierung der Schwefelemissionen als Auftakt zu weiteren Maßnahmen zur Dekarbonisierung der Branche niedrig. Ein Effekt dieser neuen Vorschriften ist nach Ansicht von AlixPartners die Begrenzung des Kapazitätswachstums.

Eine nachhaltige Abkehr vom Boom-and-Bust-Prinzip erfordere jedoch eine disziplinierte Preis- und Auftragsgestaltung der Reedereien, da sich die Raten irgendwann unweigerlich auf den Mittelwert zurückbewegen werde – »eine Disziplin, die die Carrier in der Vergangenheit schnell aufgegeben haben, wenn die Gewinne stiegen«, so AlixPartners. Ein Zeichen dafür, dass diese Disziplin bereits nachlasse, sei die Tatsache, dass eine Reihe von Reedereien kürzlich große Bestellungen für neue Schiffe aufgegeben haben. Weitere Kapazitätserweiterungen der Flotte könnten jedoch die Preissetzungsmacht der Reedereien »stark verwässern«.