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Auf dem Suezkanal geht derzeit nichts mehr, nachdem das Großcontainerschiff »Ever Given« auf Grund gelaufen ist und die Schifffahrtsstraße blockiert. Experten warnen vor Engpässen in den Logistikketen.

Das für die taiwanesische Containerreederei [ds_preview]Evergreen fahrende Containerschiff »Ever Given« (20.388 TEU) ist im Suezkanal auf Grund gelaufen. Derzeit liegt der 400 m lange und 59 m breite Riese quer und blockiert das Fahrwasser in beide Richtungen. Der Frachter war auf dem Weg von China nach Rotterdam.

Offenbar hatte es vor der Havarie einen Stromausfall an Bord gegeben, teilte die Hafenagentur GAC mit. Die Reederei spricht dagegen von einer Windböe. Der Vorfall habe sich bei km 151 ereignet. Die »Ever Given« war den Angaben zufolge das fünfte Schiff in einem nach Norden fahrenden Konvoi. Die folgenden 15 Schiffe mussten stoppen und liegen derzeit im Kanal fest. Auch ein südwärts fahrender Konvoi ist an der Weiterfahrt gehindert.

Mit mehreren Schleppern wird derzeit versucht, die »Ever Given« (199.489 tdw) wieder freizubekommen. Ein weiterer Versuch soll heute unternommen werden.

Droht Logistik-Chaos?

Ex- und Importeure in Nordeuropa, im Mittelmeerraum und auch in den USA sollten sich vorsorglich auf Verzögerungen beim Empfang und Versand ihrer Waren in den Häfen einstellen, warnt die Beratungsfirma Tim Consult in Mannheim. Am europäischen Kontinent seien Schiffsankünfte mit ETAs (Estimated Time of Arrival) in 6 bis 10 Tagen betroffen sowie Abfahrten von dort in 8 bis 15 Tagen.

Zudem drohe sich der Engpass an Leercontainern für Exporteure in Nordeuropa in spätestens 8 Tagen aufgrund der Kanalsperrung zu verschlimmern – selbst für den Fall, dass der Evergreen-Frachter binnen kurzer Zeit freigeschleppt werde. Drastischere Konsequenzen seien zu befürchten, wenn die Bergung der »Ever Given« bis zu einer Woche in Anspruch nimmt. Für diesen Fall sagt der Projektmanager von Tim Consult, Clemens Schapeler, verstärkte Verspätungen, tagelange Hafenengpässe an den wichtigsten europäischen Umschlagplätzen sowie einen »erheblichen Mangel« an Leercontainern in ganz Europa voraus.

Zudem dürften die Linien dann gezwungen sein, einige Abfahrten ex Nordrange komplett zu streichen, um ihre Dienste zurück in den Fahrplan zu bekommen. Kunden mit Ladung auf betroffenen Diensten sollten in engem Austausch mit ihren Geschäftspartnern und Logistikdienstleistern bleiben. »Konzentrieren Sie sich noch intensiver auf die Beschaffung von Leercontainern in den kommenden zwei Wochen«, rät Schapeler. Für Händler mit sehr dringenden Ladungen könnte es außerdem Sinn machen, andere Verkehrsträger und Routen zu prüfen, z.B. kombinierte Sea-Air-Dienste via Dubai oder ein Überlandtransport durch Ägypten.  (RD/mph)