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Die Schifffahrts- und Hafengruppe Hans Lehmann ist relativ gut durch das »Corona-Jahr« 2020 gekommen. Es wird weiter investiert, das Angebot ausgebaut. Für Partnerschaften zeigen sich die Lübecker grundsätzlich offen. Von Michael Meyer

[ds_preview]Corona hat auch die Lehmann-Gruppe getroffen. »Die Pandemie hat Spuren hinterlassen. Aber wir sind noch fest im Sattel«, sagt Geschäftsführer Sven Lohse gegenüber der HANSA. In der Shortsea-Schifffahrt sei von Vorteil, dass die Reederei viel direkten Kontakt zu Kunden und Konzernen hat und dadurch weniger auf dem umkämpften Spotmarkt aktiv ist.

Eine Konsolidierung im Wettbewerb hält er für denkbar. Auch Lehmann könnte sich daran beteiligen, beispielsweise durch Kooperationen. »Ausschließen möchte man die Möglichkeit nicht. Konzerne brauchen oft eine gewisse Flexibilität für ihre Transporte, da ist man als kleiner Reeder durchaus limitiert.«

In den Laderäumen der aktuell 14 Schiffe umfassenden Flotte werden neben europäischen Shortsea-Ladungen viel Forstprodukte und Stahlerzeugnisse im Skandinavien-Verkehr gefahren – seit langer Zeit ein großes Standbein für die Gruppe.

Acht Frachter befinden sich im Familieneigentum. Sechs weitere Schiffe fahren in Zeitcharter. Zu den eigenen Schiffen zählt auch eine kleine Neubauserie, von der zuletzt der »grüne« Eco-Coaster »Heike Lehmann« mit SCR-Katalysator in Dienst gestellt worden war. Die Serie von 4.800-Tonnern wurde von der niederländischen Werft Royal Bodewes gebaut.

Investition im Hafen

Weiteres Wachstum in der Flotte ist grundsätzlich durchaus denkbar. »Wir analysieren den Markt kontinuierlich und es werden bestimmt auch wieder Neubauten kommen, aber derzeit gibt es keine konkreten Pläne«, sagt der Geschäftsführer. Bei der Wahl der Tonnage könnte es im Fall der Fälle sein, auch größere Schiffe zu bestellen, »allein schon aufgrund der allgemeinen Schiffsgrößenentwicklung«, prinzipiell will Lehmann aber im KüMo-Markt bleiben, dem Kerngeschäft der Reederei. Auch der Secondhand-Markt wird im Auge behalten.

Für das zweite wichtige Standbein, das Hafengeschäft, investiert die Lehmann-Gruppe immer wieder. »Langfristig glauben wir an den Markt, an Shortsea und den Standort Lübeck«, sagt Lohse. Jüngstes Beispiel für Investitionen ist eine neue Halle am Lehmann-Kai 2 mit einer Fläche von 13.000 m², die kurzfristig für Forst- und Papierprodukte beziehungsweise Schüttgüter in Betrieb genommen wird. Um sich weiter als multimodaler Terminalbetrieb aufzustellen und zu diversifizieren, bietet Lehmann seit Februar auch den Bereich Futtermittelumschlag und –lagerung an. Zudem wurde bereits im Jahr 2017 ein Areal von 26 ha in der Verlängerung des Lehmannkais 1 erworben, für die weitere Entwicklung und den Ausbau der Gruppe.

Heute werden auf den vier eigenen Terminals rund 2,3 Mio. t Güter pro Jahr umgeschlagen. Die Corona-Krise hat das Geschäft getroffen. Als Multimodal-Standort sieht man sich aber gut aufgestellt, unter anderem mit langjährigen RoRo-Partnern, Containerreedereien und Kunden aus dem Papier- und Zellulose-Segment.

Halle 4 Vollauflösung Bild 2
Am Lübecker Lehmannkai 2 verfügt die Gruppe über eine neue Halle mit 13.000 m²

Im kombinierten Verkehr möchte Lehmann 2021 weiter wachsen. Neben der direkten Schienenanbindung nach Rosersberg in Schweden und Verona in Italien sollen weitere Anbindungen im Frühjahr erfolgen. Darüber hinaus wird das Dienstleistungsportfolio seit Mitte 2020 neben dem reinen Seetransport und Umschlag auch um den Vor- und Nachlauf erweitert. »Door-to-door-Services werden immer wichtiger, um einen Mehrwert zu bieten«, betont er und fasst seine Erwartung zusammen: »2021 wird ein spannendes und herausforderndes Jahr. Wir hoffen, dass es besser läuft als 2020.«