Warum sich Deutschland eine Wasserstofftanker-Flotte leisten sollte

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»Wer Wasserstoff will, braucht auch Tanker!«

Ein Gastkommentar von Alexander Geisler, Geschäftsführer beim Zentralverband der deutschen Schiffsmakler (ZVDS)

[ds_preview]Vor einigen Tagen konnte man es wieder mal lesen, Japan meint es ernst mit dem Energieumschwung auf Wasserstoff. Bis zum Jahr 2050 rechnet Japans Regierung mit einem jährlichen Bedarf an Wasserstoff von ca. 20 Mio. t. Rund die Hälfte der Menge soll per Schiff eingeführt werden, denn der begehrte Stoff soll auch im Ausland produziert werden. Tanker werden dann unter anderem ein im Hafen von Kobe noch zu bauendes Terminal mit einer Braunkohlevergasungsanlage in Australien verbinden.

Die Arbeiten an einem ersten Tanker haben bereits im letzten Jahr begonnen. Und Anfang Januar haben die Regierungen Australiens und Japans angekündigt, zusätzliche 358 Mio. $ für den Bau von weiteren Tankern bereitzustellen. Insgesamt sollen nach Angaben der Werft Kawasaki Heavy Industries bis zu 80 Einheiten gebaut werden, die dann jährlich bis zu 9 Mio. t Wasserstoff importieren. Es versteht sich natürlich von selbst, dass die Tanker alle auf japanischen Werften entstehen sollen.

Dieser Schritt überrascht eigentlich wenig, denn die Umstellung auf Wasserstoff wird auch in Japan nur gelingen, wenn stabile Lieferketten etabliert werden können. Daher ist es auch richtig, dass die Regierungen Japans und Australiens in den Bau einer Tankerflotte investieren.

Würde man dies nicht tun, drohen neue Abhängigkeiten und die dortigen maritimen Unternehmen würden den technologischen Anschluss in diesem Zukunftsbereich verlieren. Ein Schicksal, das im Zweifel der deutschen maritimen Industrie droht.

Zwar ist schon jetzt klar, dass der benötigte Wasserstoff nicht vollständig in Deutschland produziert werden kann und bis zu 2/3 der benötigten Energiemenge auch in Zukunft importiert werden müssen.

Aber während schon erste Finanzierungszusagen für Produktionsanlagen erfolgten, schweigt sich die Nationale Wasserstrategie über die Frage, wie der Transport von den geplanten Produktionsstätten, zum Beispiel aus Chile, erfolgen soll, erstaunlicherweise aus und beschränkt sich auf eine allgemeine Erwähnung von Pipelines und Tankern. Aussagen zu einem konkreten Förderprogramm für die hiesige maritime Industrie zum Bau einer solchen Flotte sucht man bis zum heutigen Zeitpunkt vergeblich.

Vielmehr sieht sich der Staat eher in der Rolle einer neutralen Normungsstelle für harmonisierte Vorschriftenwerke, auch für die Zulassung von Schiffen (!), oder als Mittelgeber für Förderprogramme zur Nutzung von Wasserstoff als Schiffsbunker. Man hofft wohl darauf, dass Japans Werften das Transportproblem durch das staatlich geförderte Bauprogramm für Deutschland gleich mit lösen werden.

Das ist mehr als bedauerlich, denn auch in Deutschland wird die Umstellung auf Wasserstoff nur dann gelingen, wenn im Zuge der Importstrategie stabile Lieferketten aufgebaut werden können.

Um Abhängigkeiten zu vermeiden und um zu vermeiden, dass die maritimen Unternehmen in Deutschland noch weiter technologisch abgehängt werden, wäre es sinnvoll gewesen, im Zuge der Importstrategie zur Umsetzung der Nationalen Wasserstoffstrategie über ein ähnliches Bauprogramm bei deutschen Werften nachzudenken, das auch die hiesigen Dienstleister einbindet. Die kommende Nationale Maritime Konferenz gibt die Chance, dieses Versäumnis zu korrigieren.