Suez Canal Container Terminal
Foto: APMT
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Die Containerreedereien erleben einen beispiellosen Aufschwung, der nach Einschätzung von Experten noch eine ganze Weile anhalten könnte. Massive Neubaubestellungen bergen aber das Risiko von Überkapazitäten, die der Entwicklung ein Ende setzen könnten.

[ds_preview]Die operativen Quartalsgewinne der Reedereien verdoppelten sich 2020 fast in jedem der folgenden Dreimonatsfenster. Das Beratungsunternehmen Drewry verzeichnete für die gesamte Branche mit geschätzten 26,6 Mrd. $ und einer operativen Marge von 13,0 % das bisher beste Jahresergebnis überhaupt.

Nun stellt sich den Analysten die Frage, wie lange dieser Geschäftsaufschwung anhalten kann. Die Containerschifffahrt sei historisch gesehen an niedrige Margen mit gelegentlichen Ausflügen nach oben oder unten gewöhnt. Man könne vor diesem Hintergrund eine schnelle Abkühlung des Marktes erwarten, »aber dies sind keine normalen Zeiten«, heißt es in Drewrys neuestem Container Forecaster Report. Die Experten gehen davon aus, dass die Reedereien für mindestens zwei weitere sehr profitable Jahre gut aufgestellt sind.

2021 erneut Profitabilitätsrekorde

Die enorme Frachtrateninflation ab dem zweiten Halbjahr 2020 war laut des Drewry-Berichts die Folge temporärer Faktoren wie dem Nachfrageschub durch die pandemiebedingte Verschiebung der Konsumgewohnheiten, der Unterbrechung der Lieferkette, die die Produktivität der Häfen reduzierte und Kapazitäten band. »Diese Dinge werden vorübergehen, und das Risiko ist, dass der Markt dann einen ernüchternden Realitäts-Check erlebt«, heißt es. Allerdings hielten sich die genannten Faktoren und eine Rückkehr zur Normalität werde nach hinten verschoben.

Drewry geht davon aus, dass die Überlastung der Häfen und der Mangel an Containerequipment 2021 größtenteils bestehen bleiben werden, auch wenn sie sich im Laufe der Monate abschwächen. Knappe Kapazitäten könnten dann zu deutlich höheren durchschnittlichen Spot- und Vertragsfrachtraten führen. Damit sei ein weiteres hochprofitables Jahr praktisch garantiert, und Drewry geht davon aus, dass die Branche im Jahr 2021 erneut Profitabilitätsrekorde aufstellen wird, trotz einigen »OPEX-Gegenwinden« in Form höherer Treibstoffkosten und Charterraten.

»Für 2022 erwarten wir zwar eine gewisse Erosion der Frachtraten, da die Spediteure die inflationären Auswirkungen der aktuellen Unterbrechung der Lieferkette verlieren werden (vorausgesetzt, die Normalität ist bis dahin wiederhergestellt), aber wir glauben, dass es den Reedereien gelingen wird, dank günstigen Trends bei Angebot und Nachfrage sowie einem geschickten Kapazitätsmanagement hochprofitabel zu bleiben«, so Drewry.

Nach 2022 könnte es schwieriger werden

Dass die Branche derzeit heiß läuft, zeigt auch an der »rasanten Eskalation« bei der Auftragsvergabe für Neubauten. Allein im vierten Quartal 2020 war das Volumen der Neubestellungen mehr als dreimal so hoch wie in den vorangegangenen neun Monaten, und die in diesem Jahr unterzeichneten Verträge übersteigen bereits jetzt bei weitem die für das Gesamtjahr 2020 erwartete Zahl von 1,45 Mio. TEU in nur drei Monaten. Darüber hinaus kursieren Spekulationen über weitere Verträge.

Das Auftragsbuch liegt nun bei über 15 % der aktuellen Flotte. Das ist immer noch weit unter den 60 % von 2008, aber die aktive Flotte ist jetzt mehr als doppelt so groß wie damals. »Diese Schiffe werden so bestellt, als ob sie für heute bestimmt wären, und nicht, wie der Markt aussehen wird, wenn sie in 2-3 Jahren zur Auslieferung bereit sind. Die Eigner riskieren es, viel Geld für Anlagen zu bezahlen, die möglicherweise den Containeraufschwung beenden werden«, meint Drewry.

Die Reedereien müssten sich darüber im Klaren sein, dass sie einfach Glück hatten und die Bedingungen, die die aktuelle Situation geschaffen haben, nicht ewig anhalten werden.