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Der Energiekonzern Uniper zieht ernsthaft die Entwicklung eines Knotenpunkts für »grünen Wasserstoff« in Wilhelmshaven in Betracht. Ein LNG-Terminal ist zunächst vom Tisch.

[ds_preview]An einer entsprechenden Machbarkeitsstudie werde gearbeitet, teilte der Konzern, der in der Vergangenheit auch schon mit Planungen für LNG-Terminals in Verbindung gebracht wurde, jetzt mit.

Geplant ist ein Import-Terminal für grünes Ammoniak. Das Terminal soll einen so genannten Ammoniak-Cracker zur Herstellung von Wasserstoff erhalten und an das zukünftige Wasserstoff-Netz angeschlossen werden. Darüber hinaus ist eine Elektrolyse-Anlage in der Größenordnung von 410 MW vorgesehen. »Importterminal und Elektrolyse gemeinsam würden rund 295.000 t Wasserstoff produzieren und damit rund 10% des Bedarfs für ganz Deutschland im Jahr 2030 decken können. Der erzeugte klimafreundliche Wasserstoff soll der Versorgung der lokalen Industrie dienen, aber auch in das geplante nationale Wasserstoff-Netz eingespeist werden können. Damit wäre einem zentralen Problem der Energiewende Rechnung getragen: der Versorgungssicherheit«, heißt es in einer Ankündigung. Die Ammoniak-Split-Anlage zur Produktion von grünem Wasserstoff wäre die erste skalierte Anlage ihrer Art.

»Raus aus den Laboren«

Wilhelmshaven Wasserstoff 2020.03.30 133 Uniper WHV
Foto: Hero Lang

Uniper-COO David Bryson sagte: »Deutschland und Europa müssen starke Industriestandorte bleiben. Wenn wir dies trotz der ehrgeizigen Klimaschutzziele schaffen wollen, brauchen wir Wasserstoff – im Stahlsektor, der Chemie oder im Lastverkehr, der Schifffahrt und dem Luftverkehr. Mit anderen Worten: Wir brauchen grüne Elektronen und grüne Moleküle.« Der Wasserstoff müsse raus aus den Laboren.

Uniper will Wasserstoff mit seinen zahlreichen Anwendungen zu einer »Commodity« machen. »Die kann auch durch den Import von Ammoniak und die Umwandlung in Wasserstoff erfolgen, wie wir es für Wilhelmshaven überlegen«, so Bryson weiter. Deutschland werde sehr stark auf Importe angewiesen sein, wenn die Klimaziele auch mit Hilfe von Wasserstoff erreicht werden sollen.

Zweite Hälfte des Jahrzehnts

Die Inbetriebnahme des neuen Terminals ist für die zweite Hälfte dieses Jahrzehnts geplant und abhängig vom nationalen Importbedarf und Exportangebot. Zusammen mit der ebenfalls am Standort Wilhelmshaven geplanten Wasserstoff-Elektrolyse würde damit am Standort Wilhelmshaven ein »Energy Hub« entstehen.

Ursprünglich hatte Uniper am Standort Wilhelmshaven die Errichtung eines schwimmenden Importterminals für Verflüssigtes Erdgas (LNG) geprüft. Ein Markttest zur Bekundung verbindlichen Interesses hatte allerdings im Oktober 2020 erwiesen, dass es im LNG-Markt derzeit zu wenig Interesse an der langfristigen Buchung großer LNG Regas-Kapazitäten in Deutschland gibt.