Bunkering Singapore
Foto: MPA
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Politische Unterstützung für LNG als Schiffskraftstoff hält die Weltbank für falsch. Auf dem Weg zur Dekarbonisierung der Schifffahrt könne LNG nur eine Nebenrolle spielen. Andere Alternativen seien dagegen sehr vielversprechend. Auch ein Kohlenstoffpreis wird befürwortet.

[ds_preview]In zwei aktuellen Studien hat sich die Weltbank der Dekarbonisierung des Seeverkehrs angenommen. Der erste Bericht, »The Potential of Zero-Carbon Bunker Fuels in Developing Countries«, identifiziert zwei alternative Kraftstoffe – Ammoniak und Wasserstoff – als die derzeit vielversprechendsten kohlenstofffreien Bunkertreibstoffe für die Schifffahrt, die skalierbarer und wettbewerbsfähiger sind als andere Optionen auf Basis von Biokraftstoffen oder synthetischem Kohlenstoff.

Der zweite Bericht, »The Role of LNG in the Transition Toward Low- and Zero-Carbon Shipping«, kommt zu dem Schluss, dass verflüssigtes Erdgas (LNG) wahrscheinlich nur eine begrenzte Rolle bei der Dekarbonisierung des Schifffahrtssektors spielen wird, und verweist auf seine spezifischen Nischenanwendungen auf bereits existierenden Routen oder in bestimmten Schiffstypen. Die Studie empfiehlt außerdem, dass die Länder eine neue öffentliche Politik zur Unterstützung von LNG als Bunkertreibstoff vermeiden, die bestehende politische Unterstützung überdenken und die Methanemissionen weiterhin regulieren sollten.

Strategische politische Interventionen notwendig

Durch die Umstellung auf eine kohlenstofffreie Schifffahrt könnten viele Länder, insbesondere solche mit großen Ressourcen an erneuerbaren Energien, in einen zukünftigen kohlenstofffreien Kraftstoffmarkt einsteigen und gleichzeitig ihre eigene Energie- und Industrieinfrastruktur modernisieren. Die Berichte bewerten, welche Entwicklungs- und Industrieländer gut positioniert sein könnten, um von dieser aufkommenden Investitionsmöglichkeit zu profitieren, und präsentieren erste Fallstudien für Brasilien, Indien, Mauritius und Malaysia.

Die Studie mache deutlich, dass strategische politische Interventionen notwendig seien, um die Energiewende in diesem Sektor zu beschleunigen und die Chancen für eine breitere wirtschaftliche, energetische und industrielle Entwicklung in den Entwicklungsländern zu nutzen, heißt es. Zum Beispiel würde die Einführung eines sinnvollen Kohlenstoffpreises gleiche Bedingungen für die Entwicklung und Nutzung kohlenstofffreier Bunkertreibstoffe schaffen. Die durch eine solche marktbasierte Maßnahme erzielten Einnahmen könnten dazu beitragen, die Entwicklungsländer bei ihrer Energiewende zu unterstützen und die wichtige Forschung, Entwicklung und den Einsatz dieser Kraftstoffe zu beschleunigen. Die Wirtschaft sollte sich auch auf »No-regret«-Optionen konzentrieren, wie z.B. eine erhöhte Energieeffizienz und maximale Kraftstoffflexibilität.

»Eine konstruktive Zusammenarbeit zwischen den Interessenvertretern der Industrie und den politischen Entscheidungsträgern, sowohl bei der IMO als auch auf nationaler/regionaler Ebene, kann auch eine größere Sicherheit in Bezug auf die Verfügbarkeit, die Preisgestaltung und den Zeitplan für kohlenstofffreie Bunkerkraftstoffe schaffen, was ihre rasche Verbreitung ab 2030 weiter fördern kann«, heißt es.

»Einzigartige Chance«

»Die maritime Gemeinschaft, insbesondere in Entwicklungsländern, hat im Zusammenhang mit diesen aufkommenden kohlenstofffreien Bunkertreibstoffen eine einzigartige Chance«, sagte Bernice Van Bronkhorst, Global Director for Climate Change bei der Weltbank. »Sie werden nicht nur dazu beitragen, die Schifffahrt zu dekarbonisieren, sondern können auch genutzt werden, um den inländischen Infrastrukturbedarf zu erhöhen und einen Kurs für eine kohlenstoffarme Entwicklung im Allgemeinen zu setzen.«

Der globale Seeverkehrssektor produziert jährlich etwa drei Prozent der globalen Treibhausgasemissionen und schätzungsweise 15 Prozent der weltweiten Luftverschmutzung. Die Initial Strategy on the Reduction of GHG Emissions from Ships der Internationalen Seeschifffahrts-Organisation (IMO) sieht vor, dass die THG-Emissionen des Seeverkehrs bis 2050 um mindestens 50 Prozent unter das Niveau von 2008 gesenkt und in diesem Jahrhundert so schnell wie möglich vollständig abgeschafft werden sollen.

»Kohlenstofffreie Kraftstoffe müssen bis 2030 mindestens 5 % des Bunkertreibstoffmixes ausmachen, um die Schifffahrt auf einen THG-Pfad zu bringen, der mit der ursprünglichen IMO THG-Strategie sowie den Temperaturzielen des Pariser Abkommens übereinstimmt«, sagte Binyam Reja, amtierender globaler Direktor für Transport der Weltbank. »Das bedeutet, dass sie schnell aufgestockt werden müssen. Diese Berichte werden entscheidend dazu beitragen, ihre gezielte Entwicklung und ihren Einsatz zu beschleunigen.« Mit den Berichten will man außerdem politischen Entscheidungsträgern Instrumente bieten, um einen »dreifachen Gewinn« zu erzielen: einen gesünderen Ozean, eine verbesserte Luftqualität und reduzierte Treibhausgasemissionen.