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Arbeitszeiten, Besatzungswechsel und Zugang zu Impfstoffen sind weiterhin problembehaftete Themen für Seeleute, wie der aktuelle Seafarers Happiness Index der Mission to Seafarers zeigt.

[ds_preview]Der mit Unterstützung der Wallem Group und des Standard Clubs erstellte Bericht für das erste Quartal 2021 zeichnet ein gemischtes Bild in Bezug auf die Arbeitsbedingungen für Seeleute. Es zeigt sich eine große Diskrepanzen im Wohlbefinden der Seeleute: Während die einen volle Zufriedenheit äußern, berichten andere von »extrem besorgniserregenden Umständen«. Der Bericht offenbart auch die positiven Auswirkungen der verbesserten Konnektivität und der Wohlfahrtsdienste in den Häfen, zeigt aber auch wachsende Besorgnis über Besatzungswechsel, den Zugang zu Covid-Impfstoffen und die Arbeitsbedingungen an Bord.

Die Antworten des ersten Quartals enthüllten die anhaltende Besorgnis über die aktuelle Situation beim Wechsel von Besatzungen. Die Crews sind gezwungen, über formale Verträge hinaus zu arbeiten und sitzen für längere Zeit an Bord fest. Gerade dann, wenn sich eine Nation öffnet, scheint es zu einem Anstieg von Infektionen oder neuen Varianten zu kommen, und der Heimweg wird verweigert.

Zusätzlich stellt sich die Frage, wann und wie die Seeleute geimpft werden sollen. »Dies wird wahrscheinlich ein lang anhaltendes Problem sein, bis die Pläne klar sind«, heißt es im Bericht. Da immer mehr Menschen weltweit geimpft würden, wobei in vielen Ländern die an Land arbeitenden Schlüsselkräfte Vorrang hätten, bestehe »große Besorgnis« über den mangelnden Fortschritt bei den Plänen zur Impfung von Seeleuten. »Die Ungewissheit und Frustration nimmt weiter zu«, heißt es.

Herausforderungen an Bord

Seeleute sprachen immer wieder von dem Druck, übermäßig viele Stunden zu arbeiten. Darüber hinaus sprachen die Befragten von »betrügerischen Aufzeichnungen«: Manche müssten täglich 14 bis 15 Stunden arbeiten, würden aber gezwungen, einen monatlichen Arbeitszettel zu unterschreiben, nach welchem die Arbeitszeiten angeblich eingehalten wurden. Darüber hinaus fordern die Arbeitsbelastung und die Aufgaben, die der Besatzung abverlangt werden, einen hohen Tribut, insbesondere in Bezug auf den Druck, die Besatzung zu reduzieren und nicht genommene Ruhezeiten.

Spannungen zwischen Besatzungen mit gemischter Nationalität zeigten weitere Kritikpunkte an Besatzungsmodellen auf, insbesondere im Hinblick auf die Auswirkungen von Covid-19. Es wurde berichtet, dass einige Nationalitäten nicht an Land gehen dürfen oder keinen Besatzungswechsel vornehmen dürfen, während andere dies dürfen, was die Stimmungan Bord beeinträchtigt.

Fortschritte bei Konnektivität

Erfreulicherweise gibt in puncto Konnecktivität Fortschritte, denn immer mehr Seeleute können online gehen und mit ihren Angehörigen in der Heimat in Kontakt treten. Immer mehr Reedereien arbeiten daran, den Besatzungen Zugang zu Wi-Fi zu ermöglichen. »Es scheint klar zu sein, dass diese Investition in Konnektivität einen großen Unterschied macht, wenn es darum geht, die Nöte der Seeleute zu lindern und die Moral an Bord zu verbessern«, heißt es.

Andrew Wright, Generalsekretär von The Mission to Seafarers, sagt: »Langsam werden Fortschritte gemacht, aber wir können es uns nicht leisten, dass die Dynamik ins Stocken gerät. Wir hoffen, dass Seeleute als internationale Schlüsselarbeitskräfte anerkannt werden, mit der damit verbundenen Unterstützung in allen Bereichen, vom Wechsel der Besatzung bis zum Zugang zu Impfstoffen. Vor allem müssen wir weiterhin auf unsere Seeleute hören und jetzt praktische Maßnahmen ergreifen, um ihre Bedürfnisse zu erfüllen. Vielen Dank an alle Seeleute, die ihre Erfahrungen geteilt haben, und vielen Dank an die Wallem Group und den Standard Club, die dazu beigetragen haben, Seeleuten eine Stimme zu geben.«

Der Bericht kann hier heruntergelden werden.