Emissionen, Abgas, Schiffsemissionen
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Laut eines aktuellen Berichts der Internationalen Energieangentur (IEA) besteht ein gangbarer, »aber schmaler« Weg zum Ziel von Netto-Null-Emissionen bis 2050. Der Sektor Schifffahrt werde das aber nicht erreichen.

[ds_preview]Die Erreichung des Ziels erfordere eine »beispiellose Transformation der Art und Weise, wie Energie weltweit produziert, transportiert und genutzt wird«, so die IEA. Die bisherigen Klimazusagen der Regierungen würden – selbst wenn sie vollständig erreicht würden – weit hinter dem zurückbleiben, was erforderlich ist, um die globalen energiebezogenen Kohlendioxid-Emissionen bis 2050 auf Netto-Null zu bringen und der Welt eine Chance zu geben, den globalen Temperaturanstieg auf 1,5 °C zu begrenzen, heißt es in dem Bericht »Net Zero by 2050: a Roadmap for the Global Energy Sector.«

Es handelt sich dabei um eine umfassende Studie darüber, wie der Übergang zu einem Netto-Null-Energiesystem bis 2050 gelingen kann, während gleichzeitig eine stabile und erschwingliche Energieversorgung sichergestellt, ein universeller Zugang zu Energie gewährleistet und ein robustes Wirtschaftswachstum ermöglicht wird.

Aufgrund eines Mangels an verfügbaren kohlenstoffarmen Optionen auf dem Markt und der langen Lebensdauer von Schiffen (typischerweise 25-35 Jahre) sei die Schifffahrt einer der wenigen Verkehrsträger, der der Studie zufolge keine Reduktion der Netto-Emissionen auf Null erreicht. Dennoch sinken die Emissionen der Schifffahrt demnach jährlich um  % auf 120 Mio. t CO2 im Jahr 2050. Die Seeschifffahrt war im Jahr 2020 für rund 830 Mio. t CO2-Emissionen weltweit verantwortlich (2019: 880 Mio. t), was etwa 2,5 % der Gesamtemissionen des Energiesektors entspricht.

Kurzfristig bestehe ein erhebliches Potenzial zur Drosselung des Treibstoffverbrauchs in der Schifffahrt durch Maßnahmen zur Optimierung der betrieblichen Effizienz und zur Verbesserung der Energieeffizienz, heißt es. Zu solchen Ansätzen gehören Slow Steaming und der Einsatz windunterstützter Technologien.

Mittel- bis langfristig könnten signifikante Emissionsreduktionen durch die Umstellung auf kohlenstoffarme Kraftstoffe wie Biokraftstoffe, Wasserstoff und Ammoniak erreicht werden. »Ammoniak ist wahrscheinlich ein besonders guter Kandidat für eine Aufstockung und ein entscheidender Kraftstoff für Langstrecken-Transatlantikfahrten, die einen Kraftstoff mit hoher Energiedichte benötigen«, so die IEA.

Ammoniak und Wasserstoff wichtigste kohlenstoffarme Kraftstoffe

Ammoniak und Wasserstoff sind nach Einschätzung der Experten die wichtigsten kohlenstoffarmen Kraftstoffe für die Schifffahrt, die in den nächsten drei Jahrzehnten eingeführt werden, wobei ihr kombinierter Anteil am Gesamtenergieverbrauch in der Schifffahrt im Jahr 2050 dem Netto-Null-Szenario zufolge etwa 60% erreichen wird. Die 20 größten Häfen der Welt, auf die mehr als die Hälfte des globalen Frachtaufkommens entfällt, könnten zu industriellen Drehkreuzen werden, um Wasserstoff und Ammoniak für die Verwendung in der Chemie- und Raffinerieindustrie sowie für die Betankung von Schiffen zu produzieren.

Verbrennungsmotoren für mit Ammoniak betriebene Schiffe werden derzeit von zwei der größten Hersteller von Schiffsmotoren entwickelt und sollen bis 2024 auf dem Markt verfügbar sein. Nachhaltige Biokraftstoffe decken der Studie zufolge im Jahr 2050 fast 20% des gesamten Energiebedarfs der Schifffahrt ab. Elektrizität spielt demnach aber nur eine »sehr kleine Rolle«, da sie aufgrund der relativ geringen Energiedichte von Batterien im Vergleich zu flüssigen Kraftstoffen nur für Schifffahrtsrouten von bis zu 200 km geeignet ist. »Selbst bei einer 85%-igen Steigerung der Batterie-Energiedichte, wenn Festkörperbatterien auf den Markt kommen, können nur Schifffahrtsrouten über kurze Distanzen elektrifiziert werden«, heißt es.

»Chance zwar gering, aber immer noch erreichbar«

»Unsere Roadmap zeigt die vorrangigen Maßnahmen auf, die heute erforderlich sind, um sicherzustellen, dass die Chance auf Netto-Null-Emissionen bis 2050 – die zwar gering, aber immer noch erreichbar ist – nicht vertan wird. Das Ausmaß und die Geschwindigkeit der Anstrengungen, die dieses kritische und gewaltige Ziel erfordert – unsere beste Chance, den Klimawandel zu bekämpfen und die globale Erwärmung auf 1,5 °C zu begrenzen – machen dies zur vielleicht größten Herausforderung, der sich die Menschheit jemals gestellt hat«, sagt Fatih Birol, der Exekutivdirektor der IEA.

Der Sonderbericht soll als Informationsquelle für die Verhandlungen der 26. Vertragsstaatenkonferenz (COP26) der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen im November in Glasgow dienen. Er wurde als Beitrag zu den Verhandlungen von der COP26-Präsidentschaft der britischen Regierung angefordert.