Versicherung, Insurance
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Die Mehrzahl der großen Haftpflichtversicherer in der Schifffahrt konnte das vergangene Jahr mit einem Überschuss abschließen – trotz zahlreicher Großschäden.

Das P&I-Versicherungsjahr 2020/21[ds_preview] ist trotz Pandemie und vermehrten Großschäden relativ glimpflich verlaufen. Die meisten Clubs der International Group, die ihre Finanzberichte inzwischen veröffentlicht haben, weisen Überschüsse für das per 20.02. abgeschlossene Geschäftsjahr aus. Ausschlaggebend dafür sind teils rekordverdächtige Kapitalerträge dank der Rally an den Börsen ab Mitte 2020. Mit den Kursgewinnen, Dividenden und Zinsen konnten die operativen Verluste in der Versicherung ausgeglichen werden.

Der zweitgrößte Club der International Group, North P&I, meldetet heute einen Gewinn von +6,5 Mio. $ im vergangenen Jahr. Damit wachsen die freien Reserven, die im absoluten Notfall kurzfristig abrufbar sind, auf 450 Mio. $. Bei den Kapitalerträgen hatte North mit +64,5 Mio. $ (6,67% Rendite) das beste Ergebnis seit vielen Jahren erzielt.

Marktführer Gard aus Norwegen machte +68 Mio. $ Gewinn dank Investment-Erträgen von zusammen 113 Mio. $. Britannia schloss das Jahr mit +37 Mio. $ zuzüglich +5,5 Mio. $ bei der Rückversicherungstochter Boudicca ab, Skuld mit +25 Mio. $. Der Swedish Club mit Hauptsitz in Göteborg konnte +3 Mio. $ zu den Rücklagen stellen und der kleinere auf Spezialtonnage fokussierte Shipowners‘ Club sogar +39,1 Mio. $.

Weniger erfolgreich schnitten die Nummer 3 der Branche, der UK P&I Club, sowie West of England ab. Ersterer verlor -52 Mio. $, letzterer -47 Mio. $. Beide Clubs fallen durch extrem hohe Schaden-Kosten-Quoten auf. Beim UK Club lag sie bei 149,6%, bei West of England bei fast 140%. Bedeutet: Die Schäden übertrafen die vereinnahmten Prämien um 49,6% bzw. um 40%. Die übrigen Clubs wiesen Quoten zwischen 100% und ca. 120% aus. Bislang am besten schnitt technisch gesehen der Shipowners‘ Club mit 101% ab.

Kostentreiber in der P&I-Versicherung waren vermehrte Großschäden über 10 Mio. $, die unter den Clubs gepoolt werden, und erhöhte Schäden für medizinische Behandlung, Quarantäne und Crew-Transfers im Zuge der Pandemie. (mph)