Xeneta CEO Patrik Berglund
Patrik Berglund (Foto: Xeneta)
Print Friendly, PDF & Email

Die Nachfrage treibt auch die langfristig kontrahierten Seefrachtraten in weiter in die Höhe. Die Carrier sitzen weiter am längeren Hebel.

Laut der neuesten Marktdaten[ds_preview] von Xenetas Long-Term XSI Public Indices, die Raten von führenden Verladern und Spediteuren abbilden, liegt die globale Benchmark jetzt 34,5 % höher als zu Beginn des Jahres 2021, etwa 33,5 % höher als im Vorjahr. Alle wichtigen Handelskorridore verzeichneten in den ersten fünf Monaten ein zum Teil spektakuläres Ratenwachstum, wobei die Exporte aus Fernost und die Importe aus Europa an der Spitze lagen (beide um über 50 % gestiegen).

Xeneta-CEO Patrik Berglund: »Jeden Monat sehen wir eine neue Reihe von Ergebnissen der Carrier, die ihre Stärke demonstrieren. Diesmal ist es ZIM, die es geschafft haben, ihren TEU-Umsatz im Vergleich zum Vorjahr fast zu verdoppeln, von 1.091 auf 1.925 $, und einen Quartalsverlust von 12 Mio. $ im Jahr 2020 in einen Gewinn von 590 Mio. $ in diesem Jahr zu verwandeln. Eine wirklich bemerkenswerte Leistung.«

Reedereien entschlossen, aktuelle Chancen zu nutzen

Nach wechselhaften Jahren seien die Reedereien nun entschlossen, die aktuellen Chancen zu nutzen und strategische Schritte zu ergreifen, um die enorme Verbrauchernachfrage und den zunehmenden Online-Handel zu nutzen, sagt Berglund. So plane Hapag-Lloyd beispielsweise, ab Mitte Juni einen GRI von 3.000 $/FEU im Fernost-US-Verkehr einzuführen. Da die Fundamentaldaten so günstig sind, stehen nach Berglunds Einschätzung die Chancen gut, dass dies auch umgesetzt werden kann.

Die Verlader, fügt Berglund hinzu, zahlen im wahrsten Sinne des Wortes einen hohen Preis für diesen Erfolg: »Fehlendes Equipment und die anhaltenden Auswirkungen des Coronavirus haben zusammen mit unvorhergesehenen Faktoren wie der Blockade des Suezkanals die Lieferketten unter Druck gesetzt und die Kapazitäten zum Bersten gebracht«, erklärt er. »Dies führt dazu, dass gestresste Verlader mit zunehmend einseitigen Verhandlungen konfrontiert werden und selbst wenn Verträge unterzeichnet werden, die Gefahr besteht, dass Ladungen verschoben und Vereinbarungen gebrochen werden, da die Betreiber die massiv lukrativen Spot-Raten ausnutzen.«

Ratenanstieg in allen Regionen

Die Xeneta-Indizes zeigen, dass alle Regionen im Mai einen Anstieg der Raten erlebten. In Europa stieg die Import-Benchmark den sechsten Monat in Folge um 3,9 % und liegt nun 51,6 % über dem Vorjahreswert und 53,5 % über dem Wert seit Anfang des Jahres 2021. Die europäischen Exportraten stiegen unterdessen um 8,6 %, was einem Anstieg von 15,5 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht. Der Ferne Osten verzeichnete sowohl bei den Indexwerten für Importe als auch bei denen für Exporte erhebliche monatliche Zuwächse, wobei erstere um 13,8 % und letztere um 12,2 % stiegen. Beide Zahlen stellen nun die vom Mai 2020 in den Schatten: Der Importindex stieg um 26,7 % und die Export-Benchmark um 63,7 % im Vergleich zum Vorjahresmonat (56,4 % mehr seit Ende 2020).

Import-Benchmark für die USA stieg um 13,3 % – der höchste monatliche Einzelanstieg seit zwei Jahren. Der Wert liegt nun um 19,4 % höher als im Vorjahr. Die US-Exportraten verzeichneten eine bescheidenere, aber immer noch starke Entwicklung: Sie stiegen um 2,9 % und liegen damit 0,4 % höher als im Mai 2020 und 8,7 % höher als zum Ende des letzten Jahres.

»Wenn die Länder allmählich das Schlimmste der Pandemie hinter sich lassen und mehr Equipment und Kapazitäten eingeführt werden, ist es möglich, dass wir eine gewisse Entspannung bei den Raten sehen… aber kurzfristig scheinen die Reedereien alle Karten in der Hand zu halten«, sagt Berglund. »Es wird interessant sein zu sehen, wie der Markt reagiert, um zu versuchen, das Gleichgewicht wiederherzustellen, wobei die kürzliche Auftritt von CULines (unterstützt durch den Einkaufsverband XSTAFF) das Potenzial für alternative Lösungen zu den großen Carriern zeigt.«