Churchilldok Antwerpen
© Port of Antwerp
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Der belgische Hafen Antwerpen will seine Position als europäischer Breakbulk-Hub stärken. Dafür ist eine neue Kampagne in Vorbereitung. Frische Impulse erhofft man sich zudem von einer deutlicheren Kooperation der MPP-Terminals vor Ort. Von Michael Meyer

Ann de Smet, Key Account Manager für Breakbulk-, Drybulk- und RoRo-Reedereien [ds_preview]der Antwerp Port Authority, macht im Gespräch mit der HANSA keinen Hehl daraus, dass der Wettbewerb unter den MPP-Häfen in Nordwesteuropa nicht einfacher geworden ist. Unter anderem Europas größter Seehafen Rotterdam treibt das Geschäft seit einigen Jahren deutlich voran. »Jeder Hafen hat seine Stärken, wir vor allem im Stahlumschlag. Aber ja, die Konkurrenz ist da. Sie können ein Wettbewerber sein, allerdings nicht in jedem Ladungssegment.« In Belgien gibt man sich kämpferisch: »Breakbulk wird immer in unserem Fokus bleiben. Das Ladungsaufkommen aus dem Segment ist zwar etwas gesunken, weil es immer mehr containerisierte Ladung gibt. Aber die Wertschöpfung ist immer noch sehr groß.«

Vorsichtiger Optimismus für 2021

Schaut man auf die nackten Umschlagzahlen, war es zuletzt tatsächlich schwankend. Im vergangenen Jahr wurde für »Breakbulk« ein Minus von 16 % verzeichnet, allerdings für konventionelle und RoRo-Ladung zusammen. Nimmt man nur konventionelle Ladung, lag der Rückgang sogar bei 20 %. Ursachen sind unter anderem die Corona-Pandemie und vor allem die Handelsstreitigkeiten mit den USA, mit Sanktionen und beidseitige Handelsquoten. »Vor allem der Umschlag von Stahl und Coils ist durch diese beiden Entwicklungen deutlich unter Druck geraten, ein sehr wichtiges Segment für uns«, so de Smet. Angesichts der Entwicklung auf der politischen Bühne sei man verhalten optimistisch, 2021 besser als das Vorjahr abschließen zu können, »das wäre ein Erfolg.« Das 2019-Niveau sei aber wohl noch nicht zu erreichen.

Vom Boom im Transport von Windenergieanlagen und -komponenten dürfte Antwerpen weniger profitieren als andere Standorte. »Wir sind kein typischer Offshore-Hafen. Aber genau solche Häfen braucht die Wind-Branche, von dort geht es direkt in die Windparks«, so die Managerin. Stärker sei man im Umschlag für Windkomponenten, die für Onshore-Parks gebraucht werden, etwa in Nordfrankreich und in Teilen Deutschlands.

De Smet und ihre Kollegen setzen dabei unter anderem auf eine gute Hinterland-Anbindung ins Hinterland. »Das ist ein wenig ein Henne-Ei-Problem. Wir wollen das Geschäft ausbauen, brauchen dazu aber Ladung. Womit fängt man an? Wir ein haben ein Team dafür, es versucht, Ladungseigner und Logistiker zusammenzubringen, damit weitere Dienste entstehen können.« Im Stahl-Segment war man damit zuletzt erfolgreich: Im Februar starteten Heager und Schmidt und DB Cargo einen Dienst zwischen Antwerpen und Duisburg. Für de Smet ein Zeichen dafür, dass die Stahl-Branche an Antwerpen glaubt.

15 MPP-Terminals

Ein besonderes Augenmerk legt die Hafenbehörde derzeit auf die Terminals. An insgesamt 15 Anlagen können MPP-Schiffe abgefertigt werden. Öffentliche Investitionen in die Breakbulk-Infrastruktur sind zwar nicht kurzfristig geplant. Eher will man die bestehende MPP-Landschaft effizienter aufstellen. »Alle wollen ein Stück vom Kuchen. Wenn wir die Kapazitäten ausbauen, würde das den Wettbewerb unter den Terminals noch verstärkt.«

Speziell von einem Reeder betriebene Terminals, sogenannte »dedicated Terminals«, werden es wohl nicht werden. »Ich glaube nicht, dass dieses Geschäft noch funktioniert, es trägt sich nicht mehr«, meint de Smet. In ihren Augen liegt das vor allem daran, dass der Anteil des Tramp- und Spotverkehrs zunimmt – zulasten der Liniendienste.

Vielmehr müssten die Terminalbetreiber Mehrwert bieten, um ihre wirtschaftliche Grundlage zu sichern. Lediglich MPP-Schiffe abzufertigen reiche nicht aus, meint sie. Verpackungszentren, Stahl-Service, Spezial-Hebewerkzeuge oder Engineering seien gern gesehene Optionen, so ihre Erfahrung. Auch trimodale Anbindungen werden immer wichtiger. »Man muss das ganze Bild im Blick behalten, nicht nur den Umschlag. Aber ich finde, unsere Terminals legen darauf bereits einen starken Fokus«, sagt de Smet, »wir als Port Authority unterstützen sie bei der Suche nach entsprechendem Bedarf aus der Logistik-Branche.«

Betreiber für Churchill-Dock

Die derzeit mehr oder weniger einzige Hafenentwicklungsarbeit im MPP-Segment betrifft das Churchill-Dock. Seit Jahren sucht die Behörde einen Betreiber für das ehemalige Opel-Gelände. Im vergangenen Herbst entschied man sich schließlich, das Terminal für Breakbulk-Aktivitäten zu entwickeln. Das war offenbar erfolgreich. »Wir werden schon bald wissen, wer dort den Betrieb aufnimmt«, verrät de Smet, ohne allerdings Namen zu nennen.

Die Verantwortlichen erhoffen sich Synergien zwischen den Akteuren am Dock. Die Pläne gehen sogar weiter: »Wir würden uns freuen, wenn die MPP-Terminals stärker zusammenarbeiten und Synergien schaffen.«

Neue Kampagne

Gegenüber der HANSA enthüllt de Smet außerdem, dass die Hafenbehörde eine neue Kampagne starten will, um Ladungskunden vom Standort zu überzeugen. Nach einer Initiative für Stahl­ladungen im vergangenen Jahr soll es noch 2021 eine für Projektladungen geben. Bei Stahl gilt die Aufmerksamkeit unter anderem Indian, China oder Russland. Im Projektgeschäft soll ein größeres Augenmerk auf die USA gelegt werden, vor allem den Süden des Landes, wo mit Houston einer der weltweit wichtigsten Breakbulk- und Projekt-Hubs liegt. »Wir wollen ein bisschen lauter werden«, kündigt de Smet an. Details will sie noch nicht preisgeben, nur so viel: zu den zentralen Argumenten für Antwerpen werden die geografische Lage mit Nähe zu wichtigen Märkten wie Deutschland und das breite Service- und Logistik-Angebot, sowie das Know-how der Betriebe beim Umgang mit derartigen Ladungen gehören.

Nicht zuletzt soll die digitale Plattform NxtPort stärker vermarktet werden. Dort können alle Beteiligten an der Transportkette Daten und Informationen austauschen und den Transport so effizienter gestalten. Mehr Transparenz und weniger Papierkram sollen die Attraktivität Antwerpens erhöhen. Mittelfristig sei ein Ausbau der Plattform auf weitere Häfen denkbar, beispielsweis­e Houston.