Sisyphos-Arbeit nach dem Schaulaufen

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Außer Spesen nichts gewesen? Das könnten Kritiker nach der diesjährigen Nationalen Maritimen Konferenz sagen, und sie hätten nicht ganz unrecht. Es war, auch das kennt man mittlerweile, die große Bühne für markige Worte und blumige Versprechen, ein Schaulaufen der Politprominenz von Merkel bis Scheuer vor der maritimen Wirtschaft. Digital bei diese[ds_preview]r inzwischen zwölften Auflage und damit in der Gesamtbilanz vermutlich deutlich günstiger als ein Live-Event mit Hunderten von anreisenden Referenten und Gästen.

Unter dem Strich kam wenig Zählbares dabei heraus, abgesehen von der demonstrativen Bekenntnis zu dieser Industrie und den obligatorischen Schwüren, ihr auch künftig jede erdenkliche Unterstützung angedeihen zu lassen, natürlich unter dem Vorbehalt, dass sie politisch oder finanziell machbar ist. Dazu gab’s noch eine aufwändig gestaltete, inhaltlich aber enttäuschende neue Webseite namens »MachMeer« zur Förderung der Ausbildung. Und sonst?

Natürlich ist es wichtig, dass es ein solches Format gibt, damit wenigstens alle zwei Jahre ein Austausch zwischen Politik und Wirtschaft zu den drängenden Themen und Probleme stattfindet. Und dass es davon jede Menge gibt, wurde nicht erst in den unzähligen Diskussionsforen mehr als deutlich. Schon im Vorfeld hatten alle maßgeblichen Verbände ihre Positionspapiere, mit allen Beteiligten sorgfältig austariert, vorgelegt. Daraus resultiert eine lange Liste an Einzelwünschen.

Die zentrale Erkenntnis: Mit einem rein nationalen Ansatz wird sich die deutsche Wirtschaft auf Dauer kaum im weltweiten Wettbewerb behaupten können. Noch kann sie in vielen Bereichen die technologische Spitzenposition für sich reklamieren. Viele Beispiele aus der Vergangenheit haben aber aufgezeigt, wie schnell die Konkurrenz aufschließen kann. Die Industrie braucht daher einen europäischen Schulterschluss, eine abgestimmte Strategie, um künftig gegen die asiatischen Staatskonzerne bestehen zu können, egal, ob im Schiffbau, in der Schifffahrt oder in den anderen Sparten. Da gäbe es viele Handlungsfelder – von der Auftragsvergabe über Förderprogramme und Finanzierungsmodelle bis hin zu Regularien gegen Dumpingpreise und Protektionismus in Fernost.

Das in Rostock angekündigte weltweit erste CO?-freie Schiff allein wird die Wirtschaft kaum am Leben halten, da braucht es mehr. Man fragt sich, warum die zurückliegende deutsche EU-Ratspräsidentschaft nicht besser genutzt wurde. Selbst wenn in den allerletzten Wochen dieser Wahlperiode noch konkrete Aufträge oder Beschlüsse folgen sollten, verbleibt die Sisyphos-Arbeit dann für die nächste Regierung und den neuen Bundestag. Mal sehen, wer von den Rostocker Protagonisten dann überhaupt noch dabei ist. Wenigstens ist seit Rostock eindeutig protokolliert, was künftig alles zu tun ist.

KF unterschrift 1