Foto: Selzer
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Die abnehmende Attraktivität einer Karriere auf See und das anhaltende Flottenwachstum werdern bis zum Jahr 2026 zum größten Mangel an Offizieren für die Besatzung der Welthandelsflotte seit über einem Jahrzehnt führen.

Das werde mit [ds_preview]erheblichen Auswirkungen sowohl auf Neueinstellungen als auch auf die künftige Inflation der Besatzungskosten einhergehen. so der neueste Manning Annual Review and Forecast Report der Schifffahrtsberatung Drewry.

Das derzeitige Offiziersdefizit wird auf etwa 3 % des globalen Pools geschätzt. Das sei im Großen und Ganzen überschaubar und wirke sich nicht merklich auf die Personalgewinnung aus, so Drewry. Bis zu einem gewissen Grad werde das Problem aber durch die vorübergehende Stilllegung von Schiffen in bestimmten Sektoren, wie z. B. der Kreuzfahrt, aufgrund der Covid-19-Pandemie überdeckt. Das Angebot an Mannschftsdienstgraden sei aufgrund der niedrigeren Zugangsvoraussetzungen und der kurzen Ausbildungszeiten wesentlich »elastischer«.

5 % Defizit bis 2026

Mit Blick auf das Jahr 2026 wird jedoch erwartet, dass sich die Angebots-/Nachfragelücke auf ein Defizit von über 5 % des weltweiten Offizierspools, den höchsten Stand seit 2013 ausweiten wird. Der Hauptgrund dafür sei die Verkleinerung des Offiziersangebots, da die Attraktivität einer Karriere auf See abnehme, heißt es. In den fünf Jahren bis 2016 wuchs das Angebot an Seeleuten, die für die globale Handelsflotte zur Verfügung stehen, nach Schätzungen von Drewry mit einer durchschnittlichen jährlichen Rate von 2,7 %. In den letzten fünf Jahren ist diese Wachstumsrate jedoch auf nur noch 0,5 % jährlich geschrumpft.

»Mit den anhaltenden negativen Auswirkungen des Lebens auf See, die durch die Covide-19-Pandemie hervorgerufen werden, werden einige Seeleute ihre Ruhestandspläne vorziehen, während andere sich nach Arbeit an Land umsehen«, sagt Rhett Harris, Leiter Manning Research bei Drewry. »Es ist schon seit einigen Jahren der Fall, dass es schwierig ist, gute Offiziere zu rekrutieren und zu halten. Es wird erwartet, dass sich diese Situation noch verschlimmern wird, da das Wachstum des Angebots nicht mit der wachsenden Weltflotte Schritt halten kann.«

Crewing-Kosten werden steigen

Trotz diesen Trends wird erwartet, dass die zugrundeliegenden aggregierten Personalkosten, ohne die Auswirkungen von Covid-19, im Jahr 2021 nur moderat ansteigen werden, und zwar um 0,4 % über das Jahr – ein ähnliches Tempo wie im letzten Jahr. Auf längere Sicht würden die sich verschärfenden Arbeitsmarktbedingungen die Crewing-Kosten in die Höhe treiben, aber der Anstieg werde unter der vorherrschenden Verbraucherpreisinflation bleiben, heißt es.

»Während sich das Rating-Angebot verlangsamt hat, ist die Verfügbarkeit relativ elastisch und das Lohnniveau wird weiterhin von Tarifverhandlungen bestimmt«, erklärt Harris. »Im Gegensatz dazu ist die Vergütung von Offizieren eher marktgesteuert, aber der zunehmende Mangel an Offizieren wird sich voraussichtlich eher auf die Qualität als auf die Quantität auswirken, die für den Dienst zur Verfügung steht. Drewry erwartet daher, dass Arbeitgeber, die derzeit niedrige Löhne zahlen, stärker von den Auswirkungen der Covid-19-Pandemie betroffen sein werden, da unzufriedene Seeleute zu besser bezahlten Reedern oder anderen Aufgaben an Land gelockt werden.«