Kanal-Istanbul-Karte
© HANSA
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Der von der türkischen Regierung geplante Bau einer künstlichen Wasserstraße zur Entlastung des viel befahrenen Bosporus könnte nach dem Willen des türkischen Präsidenten noch in diesem Jahr starten.

Im Januar 2018 hatten die Pläne für das Mega-Projekt zur Entlastung [ds_preview]des Bosporus nach einer Ankündigung der türkischen Regierung wieder Fahrt aufgenommen. Der 45 km lange »Kanal Istanbul« soll ab 2023 das Schwarze Meer mit dem Mittelmeer verbinden.

Nun melden türkische Medien, dass bis Ende Juni dem Bau des neuen Kanals zwischen dem Schwarzen und dem Marmarameer begonnen werden soll. Das habe Präsident Recep Tayyip Erdogan in einer Rede während der Einweihung eines Fernsehturms in Istanbul angekündigt. Der Kanal werde die strategische und geografische Bedeutung Istanbuls weiter erhöhen, wird Erdogan zitiert. Ungeachtet der Einwendungen von Kritikern des Projekts wolle er das Projekt vorantreiben.

Insbesondere soll es bei dem Bau des neuen, 45 km langen, künstlichen Seewegs um die Entlastung des Bosporus von Tankerverkehren. 160 Schiffe sollen den Kanal täglich durchfahren können. Die Kosten für den Bau des Kanals werden auf rund 75 Mrd. Türkische Lira geschätzt, das entspricht derzeit etwa einer Summe von 8,8 Mrd. $.

Das Ministerium für Umwelt und Urbanisierung hat nach einer Umweltverträglichkeitsprüfung bereits grünes Licht für den Bau der Wasserstraße gegeben, die westlich des Stadtzentrums von Istanbul, auf der europäischen Seite, verlaufen soll. Kritiker des Projekts befürchten Umweltschäden, weil für den Bau Lebensraum von Tieren und Pflanzen sowie landwirtschaftliche Flächen verloren gingen, Hunderttausende Bäume gefällt werden müssten und ein ökologisch wichtiges Seengebiet beeinträchtigt würde. Außerdem müsste ein großer Staudamm weichen und ein neuer gebaut werden. Auch die damit einhergehenden städtebaulichen Pläne stoßen auf Kritik – ganz abgesehen von den hohen Baukosten.

Der Bosporus, eine nur 700 bis 2500 m breite Meerenge zwischen Europa und Asien, gehört mit jährlich von rund 50.000 Schiffen zu den meistbefahrenen Wasserstraßen der Welt. Derzeit müssen Handelsschiffe erhebliche Wartezeiten in Kauf nehmen, wenn sie den überlasteten Engpass zwischen dem Schwarzen Meer und dem Marmarameer passieren wollen. Kritiker bezweifeln, dass sich das Projekt tatsächlich rechnen wird, da die Passage durch den Bosporus Frachtschiffen aufgrund des 1936 geschlossenen Vertrags von Montreux kostenfrei offen steht.