Lürssen und Freudenberg entwickeln Brennstoffzelle für Mega-Yachten

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Freudenberg startet mit der Lürssen Werft eine strategische Kooperation zur Entwicklung von Brennstoffzellensystemen für Mega-Yachten. Die speziell für maritime Anwendungen entwickelten Brennstoffzellen sollen bereits bei der ersten gemeinsamen Schiffsinstallation die konventionellen Generatoren auf dem Schiff zeitweise ersetzen.

Lürssen und Freudenberg habe eine gemeinsame [ds_preview]Technologie-Roadmap für Yachten ohne Verbrennungsmotoren definiert. Beide Unternehmen arbeiten bereits im Förderprojekt »Pa-X-ell 2« zusammen, in dem weitere Partner wie Carnival Maritime, DNV, besecke, DLR, EPEA und die Meyer Werft die Entwicklung und Erprobung eines hybriden Energiesystems mit einer neuen Generation von Brennstoffzellen für Yachten und hochseetaugliche Passagierschiffe vorantreiben.

»Die strategische Kooperation mit Lürssen ist ein weiterer Meilenstein unserer Brennstoffzellen-Strategie. Damit leisten wir einen signifikanten Beitrag zur Nachhaltigkeit im maritimen Sektor«, sagt Claus Möhlenkamp, CEO von Freudenberg Sealing Technologies. »Nach der Kooperation mit der Meyer Werft im Kreuzfahrtbereich beweisen wir nun gemeinsam mit Lürssen die generelle Übertragbarkeit unserer Technologie auf alle maritimen Sub-Segmente.«

»Die Kooperation mit Freudenberg bringt uns einen großen Schritt näher an unser Ziel: eine emissionsneutrale Lürssen-Yacht,« erklärt Werfteigner Peter Lürssen.

Mit Methanol betrieben

Die speziell für maritime Anwendungen entwickelten Brennstoffzellen sollen bereits bei der ersten gemeinsamen Schiffsinstallation die konventionellen Generatoren auf dem Schiff zeitweise komplett ersetzen. Dadurch kann die Yacht 15 Tage lang emissionsneutral ankern oder 1.000 Meilen cruisen.

Dabei kommt das mit Methanol betriebene maritime Brennstoffzellensystem mit integrierter Kraftstoffreformierung von Freudenberg zum Einsatz, das Ende 2020 das „Approval in Principle“ der Klassifikationsgesellschaft DNV GL erhalten hat: Per Dampfreformierung wird direkt im System Wasserstoff erzeugt, der dann in der Brennstoffzelle mit Sauerstoff aus der Luft reagiert und dabei sowohl die für den Antrieb als auch für das Bordnetz notwendige elektrische Energie generiert. Die Schiffseigner profitieren von einem höheren Wirkungsgrad als beim Verbrennungsmotor und somit von geringerem Kraftstoffverbrauch und reduziertem Wartungsaufwand. Die Schiffe sind fast ohne Geräusche und Vibrationen unterwegs, was für die von Yachten angesteuerten Regionen besonders wichtig ist.
Ein weiterer Bestandteil der Zusammenarbeit ist die Inbetriebnahme eines Innovationslabors bei Lürssen, in dem die Integration und der Betrieb der maritimen Brennstoffzellensysteme von Freudenberg an Bord einer mit Methanol betriebenen Yacht simuliert werden. Dabei wird auch die optimale Hybridisierung zwischen Brennstoffzellen und Batterien analysiert.

Neben dem Segment Truck & Bus zählt die Ausrüstung von Schiffen mit Brennstoffzellensystemen zu den strategischen Zielen von Freudenberg, erläutert Manfred Stefener, Vice President Brennstoffzellensysteme bei Freudenberg Sealing Technologies: »Unser Ziel ist die Dekarbonisierung der gesamten maritimen Flotte. Wir werden den kompletten Energiebedarf von Schiffen inklusive des Hauptantriebs dank der Integration von Brennstoffzellen-Batterie-Lösungen abdecken. Mit dieser Hybridisierungsstrategie lassen sich die erforderlichen Installationen im zweistelligen Megawatt-Bereich je Schiff nachhaltig und kosteneffizient realisieren. Freudenberg liefert diese Lösungen aus einer Hand.«

»Right Sizing« von Brennstoffzelle und Batterie

Zukünftig decken in der Schifffahrt Brennstoffzellen im kontinuierlichen Betrieb die Grundlast. Die Power für Leistungsspitzen, zum Beispiel beim Manövrieren, liefern Batterien. »Dieses aufeinander abgestimmte Zusammenspiel erhöht die Lebensdauer aller Systemkomponenten und optimiert darüber hinaus die Gesamtsystemeffizienz«, erklärt Stefener den Right Sizing-Ansatz. »Außerdem erlaubt es, die installierte Gesamtleistung kleiner auszulegen, was signifikante Platz- und Kostenvorteile bietet.«

In Bezug auf den Kraftstoff sind die maritimen Brennstoffzellensysteme von Freudenberg flexibel. Die Anlagen können nach Angaben des Unternehmens wahlweise mit purem Wasserstoff, Methanol oder Flüssiggas (LNG) betrieben werden. Besonders der Kraftstoff Methanol – der bereits heute vollständig emissionsneutral hergestellt werden kann – liefere angesichts der hohen Anforderungen an Reichweiten und Routenflexibilität der maritimen Weltflotte erhebliches Potenzial bei der Emissionsreduzierung, heißt es. Freudenberg verfügt nach eigenen Angaben für Methanol und LNG über innovative Reformertechnologien, die in den maritimen Brennstoffzellensystemen direkt integriert sind. Die Reformertechnologie stellt den Wasserstoff chemietechnisch her und befindet sich im sogenannten »Hydrogen Supply Module«. Die nachgeschalteten Brennstoffzellen-Module von Freudenberg können einerseits sowohl aus Methanol als auch aus LNG reformierten Wasserstoff zu Strom und Wärme verarbeiten. Und sie könnten andererseits mit purem Wasserstoff betrieben werden.