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Ralf Sören Marquardt, Geschäftsführer beim Schiffbauverband (Quelle: VSM)
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Der deutsche Werften- und Schiffbau-Verband VSM zeigt sich nach den jüngsten Klimaschutz-Entwicklungen bei der Internationalen Schifffahrtsorganisation IMO unzufrieden. Die EU wird zum Handeln aufgefordert.[ds_preview]

Der Umweltausschuss (MPEC) der IMO hatte vor wenigen Tagen einige neue, kurzfristige Maßnahmen für eine »grünere Schifffahrt« beschlossen. Es geht nicht zuletzt um mehr Effizienz für weniger Emissionen. Der Verband für Schiffbau und Meerestechnik (VSM) begrüßte im Nachgang zwar, dass die Ergänzungen der Marpol-Konvention Anforderungen für existierende Schiffe definieren (EEXI) und die CO2-Intensität im Schiffsbetrieb (CII) regulieren. Allerdings sei dieses Klimaschutzpaket »insgesamt in mehrfacher Hinsicht unzureichend«, heißt es in einem Statement.

Aus Sicht des VSM fehlen weiterhin Richtlinien für die technische Implementierung, Verifizierung und Durchsetzung der Maßnahmen »oder sie sind so unklar, dass keine Rechtssicherheit für die Technologieentwicklung besteht«. Zugleich stünden für Sub-Standard-Schiffe und -Flaggen zahlreiche Schlupflöcher weit offen.

Ziele nicht ambitioniert genug

Nach wie vor seien die Reduktionsziele für die fahrende Flotte nicht ambitioniert genug, um das Potenzial innovativer Umwelttechnik und verfügbarer alternativer Treibstoffe auszuschöpfen. Auch die operativen Anforderungen seien nicht nur niedrig, »sondern wirken geradezu verharmlosend«. »Die für den Zeitraum von 2019 bis 2026 vereinbarten CII-Reduzierungen von insgesamt 11% werden damit begründet, dass die internationale Schifffahrt den Großteil ihrer Verpflichtungen bereits in der Dekade 2008-2018 erfüllt hätte. Diese Einschätzung beruht jedoch auf inkonsistenten und fragwürdigen Definitionen der maritimen Transportleistung«, so der VSM weiter.

Der technische Geschäftsführer des VSM, Ralf Sören Marquardt, sagte: »Klimaschutz braucht jetzt Rechtssicherheit statt Erzählungen. Verlorene Zeit lässt sich nicht zurückholen: Wenn wir 2026 feststellen, dass es so nicht funktioniert, wird die maritime Energiewende zum Rohrkrepierer.«

Da die IMO durch die Spaltung ihrer Mitglieder klimapolitisch weiterhin gelähmt sei, bedürfe es nun europäischer Impulse. »Hierbei darf die EU jedoch nicht nur ambitionierte Ziele setzen, sondern muss auch technologieoffene Rahmenbedingungen schaffen, die es der Industrie erlauben, ihre Innovationskraft auszuschöpfen.« VSM-Hauptgeschäftsführer  Reinhard Lüken ergänzte: »Die Europäische Union muss jetzt zeigen, dass maritimer Klimaschutz und wirtschaftlicher Erfolg gleichzeitig gelingen können: durch ambitionierte Anforderungen mit branchengerechten Instrumenten sowie technologieoffener Förderung der Flottenerneuerung.«

Fokus auf Nachrüstung

Die europäische Schiffbauindustrie hatte über den Verband Cesa deutlich gemacht, dass mit verfügbarer Technologie eine Nachrüstung auf den Neubaustandard machbar sei und für die Bilanzierung von Emissionen konsistente und verifizierbare Instrumente nötig seien.
»Zwar wurde ein Review der Anforderungen vereinbart, um im Jahre 2026 gegebenenfalls nachsteuern zu können. Allerdings steht dies noch unter dem Vorbehalt der Vermeidung unverhältnismäßiger negativer Auswirkungen auf Staaten. Daher sind im Verlauf der weiteren IMO-Verhandlungen eher Ausnahmeregelungen (nicht nur) für Schiffe unter den Flaggen von „Small Island Developing States“ und „Least Developed Countries“ zu erwarten, die die absoluten Emissionsminderungen weiter schmälern werden«, meint der VSM.