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In Singapur bahnt sich an einer der meistbefahrenen Schifffahrtsstraßen der Welt die Fusion der Werft-Konzerne Keppel und Sembcorp an. Dabei geht es auch um den Verkauf von Anlagen und einen Börsengang.[ds_preview]

Die Konzerne Keppel und Sembcorp Marine bestätigten jetzt entsprechende Pläne. Eine unverbindliche Absichtserklärung (Memorandum of Understanding, MoU) sei bereits unterzeichnet worden, »um in exklusive Verhandlungen über einen Zusammenschluss von Keppel O&M und Sembcorp Marine einzutreten, heißt es in einem Statement. Ziel dieser Gespräche ist es, »als Reaktion auf die dramatischen Veränderungen im globalen Offshore- und Marine-Engineering- und Energiesektor« eine stärkere und vor allem gemeinsame Einheit aufzubauen. So sollen für die jeweiligen Anteilseigner langfristige und nachhaltige Werte geschaffen werden.

Einbruch am Offshore-Markt

Sembcorp, Heerema, Sleipnir
© Sembcorp

Die unter anderem auf den Offshore-Öl-&Gas-Sektor fokussierten Werften hatten in den vergangenen Jahren deutlich darunter gelitten, dass es im Offshore-Sektor wenig neue Projekte gab. Der anhaltende Abschwung wurde durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie, den Rückgang der Ölnachfrage und der Ölpreise im Jahr 2020 sowie die globale Energiewende weg vom Öl noch verschärft. Als Reaktion darauf hätten mehrere globale Konkurrenten von Keppel O&M und Sembcorp Marine Konsolidierungsmaßnahmen durchgeführt, um Größenvorteile zu erzielen, Talente zu halten und ihre Anlagenbasis effektiver zu nutzen. Diese Maßnahmen zielen insbesondere darauf ab, diese Unternehmen für neue Möglichkeiten zu positionieren, die sich aus der Energiewende ergeben.

Keppel und Sembcorp wollen nun einen ähnlichen Weg gehen, öffnen sich dabei auch für andere Märkte: »Während die Aussichten für die Ölexploration und damit verbundene Aktivitäten unsicher bleiben, sind die Aussichten für die Energiewende robust, einschließlich Bereichen wie Offshore-Wind und Wasserstoff«, heißt es. Man müsse sich darauf einstellen und »Chancen nutzen«.

Offshore-Wind-Aufträge gesichert

Keppel O&M hat sich den Angaben zufolge bereits »mehrere Aufträge von führenden Unternehmen« gesichert, darunter zwei Konverterstationen für TenneT Offshore, zwei Offshore-Windpark-Umspannwerke für Ørsted sowie eines der weltweit größten Offshore-Windturbinen-Installationsschiffe für Dominion Energy. Sembcorp konnte Aufträge für das »Dudgeon« Offshore-Windpark-Projekt von Siemens, das Offshore-Umspannwerk und die Topsides für den Offshore-Windpark »Hornsea 2« von Ørsted sowie die HVDC-Offshore-Konverterplattform für den Offshore-Windpark Sofia von RWE Renewables einholen.

Im Falle eines Zusammenschlusses würde ein stärkeres Unternehmen entstehen, das die wachsenden Möglichkeiten nutzen kann, so die Hoffnung der Konzerne. Die kombinierte Einheit wäre demnach besser positioniert, um sich um größere Aufträge zu bewerben und gleichzeitig die Synergien zu nutzen, die sich aus der operativen Größe und der breiteren geografischen Präsenz ergeben können. Geistiges Eigentum, technisches Know-how und komplementäre Werftkapazitäten sollen zusammengebracht werden.

Assets werden verkauft

Gleichzeitig mit der Absichtserklärung über den potenziellen Zusammenschluss hat Keppel auch eine unverbindliche Absichtserklärung mit Kyanite Investment Holdings, einer 100-prozentigen Tochtergesellschaft des Staatskonzerns Temasek, unterzeichnet, wonach die Altanlagen von Keppel O&M und die damit verbundenen Forderungen an eine separate Asset-Gesellschaft verkauft werden sollen, die sich mehrheitlich im Besitz von externen Investoren befinden würde. Die beiden vorgeschlagenen Transaktionen sind aneinander gekoppelt und werden gleichzeitig durchgeführt.

Börsengang geplant

Im Rahmen der Absichtserklärung ist vorgesehen, dass Keppel und das kombinierte Unternehmen eine strategische Partnerschaft eingehen, in deren Rahmen Keppel 50 % eines 50-50-Joint-Ventures halten wird, das zwischen Keppel und dem kombinierten Unternehmen gegründet wird. Das Joint Venture soll, vorbehaltlich der behördlichen Prüfung, der bevorzugte EPC-Partner für die Projekte von Keppel sein.

Zunächst stehen weitere Prüfungen an, etwa für Due Diligence. Das soll »mehrere Monate« in Anspruch nehmen. Sollte es zu einer Fusion kommen, ist ein Börsengang vorgesehen. Aktionäre von Sembcorp sollen Aktien des kombinierten Unternehmens halten, während Keppel Aktien und eine Barzahlung von bis zu 500 Mio. S$ bekommen soll.