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Auch in Hamburg wird heute der »Tag der Seeleute« der Internationalen Schifffahrtsorganisation IMO gefeiert. Zeitgleich startet die Impfung von Besatzungsmitgliedern.[ds_preview]

Mit vielen anderen Institutionen begehen der Verband Deutscher Reeder (VDR) und die Deutsche Seemannsmission heute gemeinsam den »Tag der Seeleute«. Für 12 Uhr wurden die Besatzungen von Seeschiffen in allen deutschen Seehäfen dazu aufgerufen, ihre Schiffshörner ertönen zu lassen. Dies ist Teil einer weltweiten Aktion der Schifffahrt, zu der die International Chamber of Shipping (ICS), der Weltverband der Schifffahrt, bei der auch der VDR Mitglied ist, aufgefordert hat. Unter dem Hashtag #ShoutOutForSeafarers soll unter anderem über die sozialen Medien an die dringende Notwendigkeit erinnert werden, Crew-Wechsel für Seeleute zu ermöglichen und weit mehr Seefahrer als bisher zu impfen.

»Wir dürfen nicht zulassen, dass die Männer und Frauen an Bord, die unser Land über all die Monate der Pandemie versorgt gehalten haben, jetzt ungeschützt ihren für uns alle so wichtigen Dienst leisten sollen«

In Hamburg im Seemannsclub Duckdalben werden zudem ab heute Mittag erstmals Seefahrer gegen das Corona-Virus geimpft. Der Hafenärztliche Dienst kündigte an, dies künftig regelmäßig für Seeleute aller Nationen anzubieten, deren Schiffe in Hamburg festmachen. »Wir freuen uns riesig, dass jetzt bei uns im Seemannsclub geimpft wird«, sagt Anke Wibel, Leiterin des Duckdalben international seamen’s club.

Impfung ohne Ansehen der Nationalität

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Ralf Nagel (Foto: VDR)

Auch der VDR und die Seemannsmission begrüßten den Start der Impf-Kampagne im Hamburger Hafen als wichtiges Signal: »Solche Impf-Angebote für die Männer und Frauen an Bord von Seeschiffen ohne Ansehen der Nationalität muss es in allen deutschen Häfen geben«, forderten Ralf Nagel, Geschäftsführendes Präsidiumsmitglied des VDR, und Christoph Ernst, Generalsekretär der Deutschen Seemannsmission. Denn von den etwa 1,7 Millionen Seeleuten der Welt stammen etwa 900.000 aus Ländern, in denen Impfstoffe möglicherweise nicht vor 2024 flächendeckend verfügbar sind.

Die Bundesrepublik, so VDR und Seemannsmission, müsste deshalb entsprechende Resolutionen der Weltarbeitsorganisation ILO umsetzen und wie zum Beispiel in Belgien, den Niederlanden oder den Vereinigten Staaten Impf-Zentren für Seeleute in allen größeren Hafenstädten aufbauen.

»Wir dürfen nicht zulassen, dass die Männer und Frauen an Bord, die unser Land über all die Monate der Pandemie versorgt gehalten haben, jetzt ungeschützt ihren für uns alle so wichtigen Dienst leisten sollen«, so Nagel weiter. Die Regierungen müssten Seefahrer jetzt impfen, um den Welthandel zu schützen und die Crew-Wechsel-Krise zu beenden. »Wir sehen Lieferverzögerungen, die bis Weihnachten andauern können, da Covid-19 sich weiterhin auf die globalen Lieferketten auswirkt.« Die Impfung von Seeleuten würde dazu beitragen, diese Risiken zu mindern.

Nagel dankte dem Hamburger Schiffsmaklerverband, der den heutigen Impfstart in Hamburg unter den Crews bekannt gemacht hat und auch bei der weiteren Umsetzung der Kampagne die zentrale Schnittstelle zwischen Seeleuten, Agenten, Reedereien und dem Hafenärztlichen Dienst bildet.

Noch immer 200.000 betroffen

Christoph Ernst, Generalsekretär der Deutschen Seemannsmission, sagte: »Gerade am Tag der Seeleute gilt unser Dank all denen, ohne deren tagtäglichen Einsatz längst alle Lieferketten gerissen wären. Wirksamer Ausdruck unseres Dankes wäre vor allem, dass Seeleute wieder ungehindert reisen und regelmäßig Landgang haben können und natürlich schnellstmöglich Zugang zu Impfungen bekommen.«

Die Weltschifffahrt hatte mit einer weltweiten Kampagne schon einmal, am 1. Mai vergangenen Jahres, auf die Probleme von Seefahrern beim Crew-Wechsel aufmerksam gemacht. Gut ein Jahr später beträgt die Zahl der Besatzungsmitglieder, die weltweit erheblich von Reisebeschränkungen betroffen sind, den Angaben zufolge immer noch 200.000. »Zudem verwehren viele Länder weiterhin jeden Landgang, einige Häfen verweigern selbst dringend notwendige medizinische Versorgung«, heißt es weiter.