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Die Hamburger Hafenwirtschaft sieht sich für die nahe Zukunft prinzipiell gut aufgestellt. An die Adresse der Politik gibt es aber auch einige Forderungen, speziell in punkto Infrastruktur und Hinterlandanbindung.[ds_preview]

Die vergangenen Monate waren maßgeblich geprägt durch die Corona-Pandemie. Die verschiedenen Sektoren und Branchen waren dabei sehr unterschiedlich von den Folgen betroffen. Die Hafenwirtschaft konnte sich den Auswirkungen der Pandemie nicht gänzlich entziehen, war allerdings deutlich weniger als andere Branchen betroffen, heißt es im jetzt vorgelegten Jahresbericht vom Unternehmensverband Hafen Hamburg (UVHH). Erfreulich sei, dass auch die konjunkturellen Aussichten vom Internationalen Währungsfonds für die Hafenwirtschaft grundsätzlich gut sind. »Die Hamburger Hafenunternehmen sind auf das Wiedererstarken des Welthandels gut vorbereitet. Jetzt geht es darum, dass auch ordnungspolitischen Rahmenbedingungen geschaffen werden, um wichtige Marktanteile im europäischen Wettbewerb zurückzugewinnen«, so der Verband.

50 Mrd. € Wertschöpfung

Eine jüngste bundesweite Studie unterstreicht nach Ansicht des UVHH die besonderes hohe regional- und gesamtwirtschaftliche Bedeutung des Hafens in Bezug auf Arbeitsplätze, Steuereinnahmen und Bruttowertschöpfung: In 2019 hätten deutschlandweit über 600.000 Beschäftigte einen Bezug zum Hamburger Hafen. Mehr als 110.000 Arbeitsplätze seien unmittelbar vom Hamburger Hafen abhängig. Diese hafenabhängige Beschäftigung generiert deutschlandweit eine Bruttowertschöpfung in Höhe von über 50 Mrd. €, davon allein über 12 Mrd. € in der Metropolregion Hamburg. »Darüber hinaus induziert der Hafen Steuereinnahmen von über 1,5 Mrd. € in der Metropolregion«, heißt es.

Als »erfreulich« bezeichnet der UVHH, dass seit Mai erste Verbesserungen im Tiefgang den großen Container- und Massengutschiffen zur Verfügung stehen. Die Investitionen in den Straßenerhalt und -ausbau würden weiterhin auf sehr hohem Niveau fortgesetzt. Infolgedessen ist auch die Baustellendichte in Hamburg besonders hoch. »Dies ist grundsätzlich zu begrüßen, stellt allerdings auch die Erreichbarkeit des Hafen vor größere Probleme, die nur durch eine abgestimmte und koordinierte Baustellenplanung aller Beteiligten gelöst werden kann«, so eine der Forderungen.

Auch eine Bemerkung in Richtung der vielerorts geforderten schnellen und umfangreichen Verkehrswende gibt es: Die Verkehrsentwicklung der letzten Jahre und die Prognosen insbesondere für den Straßengüterverkehr veranschaulichen nach Ansicht des UVHH, »dass eine radikale Verkehrswende im Gütertransport auf absehbare Zeit nicht umsetzbar sein wird«. Mit der A26-Ost werde eine dringend erforderliche zusätzliche Ost-West-Verbindung in Norddeutschland zwischen der A1 und der A7 geschaffen. Damit erfülle die A26-Ost verkehrlich eine andere Funktion als die Köhlbrandbrücke. Die Köhlbrandquerung ist die kürzeste Verbindung zwischen dem östlichen und westlichen Hafengebiet und sei für eine effiziente Abwicklung der hafeninternen Verkehre erforderlich. Beide Neubauprojekte – die A26-Ost und der Köhlbrandtunnel – »sind verkehrspolitisch dringend erforderlich und schnellstmöglich umzusetzen«.

Noch mehr Güter mit der Bahn zu transportieren, ist eines der wesentlichsten verkehrspolitischen Ziele der Hafenwirtschaft. Weitere Investitionen in die Infrastruktur, eine Senkung des Hafenbahnnutzungsentgeltes sowie eine Zuordnung der Hafenbahn zum öffentlichen Bereich der HPA würden den Schienengütertransport im Hamburger Hafen fördern.

Ein Themenkomplex, der der Hafenwirtschaft zunehmend Sorgen bereitet, sind die Unterhaltungsbaggerung und die Baggergutunterbringung. Noch immer liege kein langfristig gesichertes Konzept für die Baggergutunterbringung der HPA vor. Die Hafenwirtschaft begrüßt die Initiative des Wirtschaftssenators, Unterwasserablagerungsflächen vor Scharhörn als neue Ablagerungsstätte zu etablieren.