Führen gemeinsam als Vorstände die pm: Karl-Hermann Witte und Ulrike Helfer (© pm)
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Vor fünf Jahren hatte die portfoliomanagement als Abwicklungsanstalt der Länder »faule« Schiffskredite der HSH-Nordbank übernommen. Angesichts steigender Raten und Preise soll die Verwertung jetzt deutlich beschleunigt werden.[ds_preview] Von Krischan Förster

Die portfoliomanagement, Abwicklungsgesellschaft für die Altkredite der HSH Nordbank, will die guten Schifffahrtsmärkte zum Abbau des Portfolios nutzen. Das operative Ergebnis des vergangenen Jahres lag zwar bei 9,8 Mio. € und damit »nennenswert« über Plan und über der Vorjahreszahl (0,2 Mio. €). Unter dem Strich aber steht in der Bilanz der portfoliomanagement (pm) für 2020 ein deutlicher Fehlbetrag in Höhe von 234,6 Mio. €.

Denn im vergangenen Jahr waren – pandemiebedingt – vor allem im zweiten Quartal noch einmal hohe Wertberichtigungen nötig. Während 2019 lediglich 5,3 Mio. € nötig waren, musste die Risikovorsorge 2020 auf 243,6 Mio. € erheblich erhöht werden.

Die portfoliomanagement als Einrihtung der Länder Hamburg und Schleswig-Holstein trägt somit weiter schwer an den Altlasten aus dem Erbe der ehemaligen Landesbank HSH. Denn es klafft eine gewaltige, sogar noch angewachsene Lücke zwischen den ausstehenden Kreditforderungen in Höhe von 2,9 Mrd. € für die noch 144 Schiffe zum Buchwert von 992 Mio. €, der gerade ein Drittel dieser Summe ausmacht. Im Jahr zuvor war das Verhältnis (3,3 Mrd. € zu 1,4 Mrd. €) deutlich günstiger.

»Wir wollen so viel Geld wie möglich für die Steuerzahler zurückholen«

Karl-Hermann Witte Co-Vorstand portoliomanagement

Die Buchwerte liegen damit 30,5 % unter dem Vorjahreswert. Der Rückgang um 435 Mio. € ist laut pm im Wesentlichen auf die hohen Wertberichtigungen, Liquiditätsstützungen, Tilgungen und Währungseffekte durch einen schwächeren US-Dollar zurückzuführen. Im gleichen Zeitraum wurden die Forderungen (Kreditbeträge + Zinsan­sprüche) um 392 Mio. € (-11,9 %) verringert.

Das Jahresergebnis erklärt Karl-Her­mann Witte, einer der beiden pm-Vorstände, mit dem Einbruch des Welthandels im ersten Halbjahr und den folgenden massiven Verwerfungen auf den Schifffahrtsmärkten. Die Erholung der Preise kam für die 2020er Bilanz demnach zu spät.

Deutliche Beschleunigung geplant

Gegründet Ende 2015, hatte die Abbau-Gesellschaft Mitte 2016 Alt-Kredite von der HSH Nordbank mit einem Nominalwert von 4,1 Mrd. € übernommen, die damals mit 253 Schiffen besichert waren, und dafür den von der EU erlaubten Höchstbetrag von 2,4 Mrd. € gezahlt. Die Differenz wurde aus der damals noch bestehenden Länder-Garantie für die HSH Nordbank ausgeglichen. Erst nach der Übernahme dieser Altlasten durch die beiden Bundesländer konnte die HSH Nordbank im Februar 2018 an US-Investoren um Cerberus und J.C. Flowers verkauft werden.

Angesichts der guten Märkte, vor allem in der Containerschifffahrt, und der deutlich gestiegenen Secondhand-Preise um 15  % und mehr soll der Abbau des Portfolios jetzt deutlich beschleunigt werden, Schiffe also vermehrt verkauft werden. »Wir wollen jetzt richtig Gas geben«, sagt Co-Vorstand Ulrike Helfer. Wie viele Schiffe das in diesem Jahr sein könnten, ließ sie offen. Die letzte Entscheidung liege nicht bei der pm, sondern beim Kreditnehmer, also dem Reeder.

Als deutlich besser werden die Aussichten für das laufende Jahr 2021 beurteilt, weil vor allem die Containermärkte seit Monaten auf einem Höhenflug sind. »Wir gehen davon aus, dass wir die negative Entwicklung aus 2020 wieder aufholen können«, sagt Ulrike Helfer.

Auftrag der pm sei und bleibe ein möglichst wertschonender Abbau der Altlasten. Eine Markterholung mit steigenden Chartererlösen und Schiffspreisen erleichtere zwar den kurz- und mittelfristigen Abbau des Kreditvolumens. Es handle sich aber fast ausnahmslos um notleidende Kredite (NPL) mit komplexen Strukturen, heißt es. Dies schränke die Möglichkeiten in den unterschiedlichen Verwertungsszenarien ein.

Seit zwei Jahren befinde sich die Gesellschaft in der Abbauphase. 2020 wurden lediglich zehn Schiffe aus den Büchern genommen, seit Gründung der pm wurden mittlerweile 109 Schiffe verwertet und durch erfolgreiche Restrukturierungen mehr als 700 Mio. € an Tilgungen eingenommen. Hinzu kommen Zinszahlungen und Verwertungserlöse. Und darauf komme es auch in Zukunft an. »Wir wollen so viel Geld wie möglich für die Steuerzahler zurückholen«, so Witte. Bis auch das letzte Schiff verwertet ist, dürften nach Einschätzung der Vorstände daher noch etwa drei Jahre vergehen.