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Nach dem gescheiterten Versuch, die Tochter Bergen Engines nach Russland zu verkaufen, hat Rolls-Royce einen neuen Abnehmer für den Antriebspezialisten in Großbritannien gefunden.[ds_preview]

Es wurde eine entsprechende Vereinbarung mit dem Konzern Langley Holdings – der über Tochtergesellschaften unter anderem auch in Deutschland vertreten ist – unterzeichnet, der den Geschäftsbereich Bergen Engines für mittelschnelllaufende Flüssigkraftstoff- und Gasmotoren übernehmen will. Wie Rolls-Royce jetzt mitteilte, wird das Unternehmen mit 63 Mio. € bewertet. Langley finanziert die Transaktion sowie den Bedarf an Betriebskapital für das Bergen-Geschäft den Angaben zufolge aus bestehenden Barreserven.

Kein Verkauf nach Russland

Es ist der zweite Anlauf von Rolls-Royce, den Geschäftsbereich »nach einer strategischen Überprüfung« abzugeben. Im Februar war eine Vereinbarung mit der TMH Group aus Russland unterzeichnet worden – seinerzeit ging es noch um einen Wert von 150 Mio. €. Schon im März wurde das Projekt allerdings auf Eis gelegt, nachdem norwegische Behörden »nationale Sicherheitsbedenken« geäußert hatten und ein Veto nicht ausgeschlossen werden konnte.

Nun soll also Langley zum Zuge kommen. »Der vereinbarte Verkauf ist Teil unseres laufenden Portfoliomanagements zur Schaffung einer stärker fokussierten Gruppe und trägt zu unserem Ziel bei, wie im letzten Jahr angekündigt, mindestens 2 Mrd. £ aus Veräußerungen zu erzielen«, heißt es in einem Statement von Rolls-Royce.

»Bilanz sanieren«

Der Verkaufserlös in Höhe von 70 Mio. € aus der Transaktion soll zusammen mit 40 Mio. € an Barmitteln, die derzeit bei Bergen Engines gehalten werden und bei Rolls-Royce verbleiben, dazu verwendet werden, die Bilanz zu sanieren.

»Der heutige Tag markiert den Beginn einer neuen Ära für Bergen Engines. Dank der Investitionen, die Rolls-Royce in unser Unternehmen getätigt hat, zusammen mit unserer engagierten und qualifizierten Belegschaft und unserem weltweiten Ruf für Qualität bin ich zuversichtlich, dass Bergen Engines mit Langley Holdings als unserem neuen Eigentümer florieren wird.«

Jon Erik Røv, Geschäftsführer von Bergen Engines

Abgegeben werden das Werk, die Servicewerkstatt und die Gießerei von Bergen Engines in Norwegen, die Entwicklungskapazitäten für Triebwerke und Kraftwerke sowie ein Servicenetz, das sich über mehr als sieben Länder erstreckt.

900 Mitarbeiter

Bergen Engines beschäftigt weltweit mehr als 900 Mitarbeiter, davon 650 im Hauptwerk in Hordvikneset. Im Jahr 2020 erwirtschaftete das Unternehmen einen Umsatz von rund 200 Mio. €.

Die 1975 gegründete Langley Holdings mit Hauptsitz im Vereinigten Königreich ist ein weltweit tätiger, familiengeführter Maschinenbaukonzern mit Hauptniederlassungen in Deutschland, Italien, Frankreich und dem Vereinigten Königreich sowie in den USA. Die Gruppe beschäftigt rund 4.600 Mitarbeiter. Die Aktivitäten umfassen die Herstellung von Stromversorgungssystemen, Verpackungsmaschinen, Elektromotoren und Generatoren sowie die Fertigung sicherheitskritischer mechanischer Anlagen, etwa für das britische Verteidigungsministerium.

Behörden prüfen

Die Vereinbarung hängt den Angaben zufolge »von der Erfüllung bestimmter Bedingungen« ab. Die norwegische Regierung ist über den vereinbarten Verkauf informiert, aktuell erwartet Rolls-Royce einen Abschluss des Verlaufs bis Ende des Jahres. Die langfristige Beziehung zwischen Bergen Engines und dem Vertriebspartner Kongsberg Maritime soll unverändert fortgesetzt werden.

Anthony Langley, Vorsitzender und CEO von Langley Holdings, sagte: »Die Übernahme von Bergen Engines ist ein strategischer Schritt in der Entwicklung unseres Geschäftsbereichs Energielösungen, und ich freue mich darauf, die über 900 Mitarbeiter in unserer Unternehmensfamilie willkommen zu heißen.«