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Die deutsche Offshore-Wind-Branche will trotz schwieriger politischer Rahmenbedingungen weiter wachsen und hat dabei »neue« Segmente im Blick.[ds_preview]

Anfang Oktober findet die 17. »Windforce«-Konferenz in Bremerhaven unter dem Motto »Offshore-Wind: Klimaschützende Wertschöpfung« statt. Partnerland der Konferenz ist in diesem Jahr Schottland. Im Vorfeld haben die Organisatoren des Verbands WAB bereits einige ihrer Vorstellungen präsentiert.

Winkler Heike c WAB MBuchholz
Heike Winkler (Foto: WAB)

»Wir sind zwar derzeit nicht führend beim Ausbau der Offshore-Windkraft, aber noch mit führend, was unser Know-how und unsere Technologien betrifft. Zahlreiche kleinere und größere Mittelständler sind derzeit dabei, sich neu zu positionieren, um weiter wachsen zu können«, sagte der WAB-Vorstandsvorsitzende Jens Assheuer.

Internationalisierung

Eine Internationalisierung des Geschäfts sei für zahlreiche Unternehmen eine gute Möglichkeit, den noch bis Ende 2024 sehr schwachen Ausbau im Heimatmarkt zumindest teilweise abzufedern, betonte die WAB-Geschäftsführerin Heike Winkler. »Gleichzeitig wird immer deutlicher, dass die Bundesregierung auch kurzfristig beim Ausbau der Offshore-Windenergie nachsteuern sollte. Die Lieferkette benötigt schneller vermehrte Bauaktivitäten in Nord- und Ostsee, um auf den steigenden Strombedarf und die Sektoren-kopplung hinzuarbeiten.« Immer deutlicher werde, dass der Bedarf an »grünem« Wasserstoff mittel- und langfristig sehr groß sein und die aktuellen Planungen übertreffen werde.

Recycling von Windkraft-Anlagen

Torsten von Haaren, Stadtverordnetenvorsteher in Bremerhaven, brachte den Rückbau und das Recycling von Windkraftanlagen auf See als Alternative für den Standort ins Spiel, derlei Aktivitäten könnten eine Perspektive für Bremerhaven bieten. »Die Unternehmen benötigen dabei Planungssicherheit, damit sich das erneute Investieren und der Aufbau des jeweiligen Standortes lohnen. Sollte es in Bremerhaven nicht zum Bau des geplanten, aber juristisch umstrittenen Offshore Terminals kommen, sollte geprüft werden, ob andere in Bremerhaven liegende Hafenareale den logistischen Anforderungen der Branche entsprechen«, so von Haaren.

Wasserstoff-Cluster?

Maike Schaefer, Senatorin für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau bezeichnete den Ausbau der Windkraftenergie insbesondere im Offshore-Bereich als »extrem wichtig« für die Entwicklung und Fertigung von grünem Wasserstoff. »Hier wollen wir ein Cluster in Bremerhaven ansiedeln, was klima- und wirtschaftspolitisch für Bremerhaven von hoher Bedeutung ist. Zugleich ist die Entwicklung von grünem Wasserstoff insbesondere für den ÖPNV und den Lastverkehr eminent wichtig, um von der Verbrennung fossiler Brennstoffe wegzukommen«, so die Politikerin.

Christian Schnibbe von der Bremer wpd AG kritisierte: »Nachdem die Politik zuletzt langfristige Ziele für den Ausbau verabschiedet hat, sollte sie jetzt für entsprechende Rahmenbedingungen wie Ausbauvolumina, derzeitige Hemmnisse, Netzanschluss und Refinanzierungsmöglichkeiten sorgen, um das Erreichen der Ziele auch sicherzustellen.« Die Nachfrage aus der Industrie nach klimafreundlichem Strom habe in jüngster Zeit deutlich zugenommen. Dies zeigte, dass ein starker Offshore-Wind-Ausbau keine Option mehr ist, sondern ein Muss sei.

Kooperation mit Schottland

Alexandra Stein, Leiterin der schottischen Regierungsvertretung in Berlin, betonte die Möglichkeiten der Zusammenarbeit. Die schottische Regierung hat sich zum Ziel gesetzt, das Land zu einer führenden Wasserstoffnation und einem internationalen Centre of Excellence zu entwickeln. Laut der nationalen Wasserstoffstrategie sollen bis 2030 eine Erzeugungskapazität von mindestens 5GW an erneuerbarem kohlenstoff-armem Wasserstoff aufgebaut werden, bis 2045 mindestens 25 GW. Der eigens erstelle »Hydrogen Assessment Report« zeigt ein Szenario auf, in dem Schottland bis 2045 bis zu 126 TWh grünen Wasserstoff pro Jahr herstellen könnte, davon bis zu 96TWh für den Export. »Unser Zusammenkommen auf der Windforce ist eine ideale Gelegenheit, gemeinsam mit der WAB, Scottish Development International, DeepWind und einer starken Delegation schottischer Unternehmen die bestehenden Beziehungen zu stärken und den Austausch sowohl auf strategischer Ebene als auch entlang unserer Lieferketten zu vertiefen«, so Stein.