Bernd Buchholz, Sebastian Jürgens, Norbert Brackmann, Klaus-Hinrich Vater und Andreas Burmester © Peter Lühr
Bernd Buchholz, Sebastian Jürgens, Norbert Brackmann, Klaus-Hinrich Vater und Andreas Burmester © Peter Lühr
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Gemeinsam mit Unternehmen aus der maritimen Wirtschaft hat die IHK Schleswig-Holstein ein Positionspapier zur digitalen Transformation der Branche vorgelegt. Dieses wurde [ds_preview] im Rahmen des 3. Maritimen Parlamentarischen Abends vorgestellt.

Big Data, Automatisierung, emissionsfreie Schifffahrt, Häfen 4.0, Offshore-Energie – die Themen, die die maritime Wirtschaft derzeit bewegen sind vielfältig. Das Potenzial für Digitalisierung ist groß.

»Unsere maritime Wirtschaft hat durch die Tradition und ihre große Vielfalt beste Voraussetzungen für eine erfolgreiche Zukunft – allerdings nur, wenn wir die Digitalisierung auch ernsthaft vorantreiben. Wir müssen datengetriebene Geschäftsmodelle entwickeln und auch unsere Haltung zum Datenschutz grundlegend ändern, sonst werden wir aus dem Fahrwasser der anderen überhaupt nicht mehr rauskommen«, sagte IHK-Vizepräsident Klaus-Hinrich Vater.

Zwar sei der Investitionswille in den Unternehmen vorhanden. Es bedürfe aber der richtigen Rahmenbedingungen und innovativer, unbürokratischer Konzepte, um international nicht abgehängt zu werden. Die Verknüpfung von digitalisierten Daten und die Echtzeitkommunikation auf See und mit dem Land eröffne neue Geschäftsfelder. In der Hafenlogistik verkürze die Digitalisierung Wartezeiten. Echtzeitdaten aus der Meerestechnik und Aquakultur böten die Chance auf neue Erkenntnisse. Vater: »Die Herausforderungen für Schiffbau, maritime Dienstleistungen, Häfen und Verwaltungen sollten wir nicht als Hindernis, sondern als Chance betrachten. Glasfaser und Hochleistungsmobilfunk müssen aber zügig ausgebaut werden. Hier brauchen wir hohe Investitionsbereitschaft. Die Infrastruktur darf nicht länger das digitale Nadelöhr sein.«

Bund unterstützt Digitalsierung

Auch Norbert Brackmann, maritimer Koordinator der Bundesregierung, beschreibt die digitale Infrastruktur als Grundvoraussetzung: »Vernetzung, Big Data, autonome Systeme und Robotik bilden die Basis für Bau, Betrieb und Wartung von Schiffen und maritimer Infrastruktur – onshore und offshore. Der Bund unterstützt mit seinen Förderprogrammen die Digitalisierung – auf See und in den Häfen. Das macht Schiffe und Logistik schneller und effizienter. Und ist gut für unsere Umwelt und das Klima.« Gleichzeitig wachse die Bedrohung durch Cyberkriminalität. Diese stelle neue Anforderungen an den Sicherheitsrahmen. Brackmann: »Deutschland muss sich deshalb frühzeitig in internationale Abkommen und Standardisierungsprozesse einbringen.«

Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Bernd Buchholz sieht in der Digitalisierung und den damit verbundenen Innovationen vor allem großes Potenzial: »Erst vor wenigen Tagen durfte ich bei der Hitzler-Werft in Lauenburg den Prototypen eines Offshore-Zubringers besichtigen, der mit einer einzigartigen Technologie den Seegang ausgleichen und damit beispielsweise den Crew-Wechsel auf hoher See auch bei schlechtem Wetter ermöglichen kann. Das ist hochinnovativ, chancenreich und zukunftsträchtig – ebenso wie die jüngste Entwicklung eines autonomen und emissionsfreien Boots auf der Schlei durch ein Schleswiger Start-up«, so Buchholz. Dies seien Themen, die vor allem die Werftenbranche auf ihr Radar nehmen müsse. »Denn auch im Bereich der Schifffahrt werden erneuerbare Energien und intelligente Antriebe eine Schlüsselrolle einnehmen – und genau da können wir vorn mitspielen und wieder auf die Überholspur kommen.«

Häfen kommt besondere Bedeutung zu

Besonderer Bedeutung kommt dabei den Häfen als Schnittstellen und Testfeldern zu. »Die Häfen nehmen eine zentrale Rolle in der gesamten Transportkette ein. Das führt dazu, dass sich die Häfen immer mehr zu einer Datendrehscheibe entwickeln“, sagt  Sebastian Jürgens, Geschäftsführer der Lübecker Hafen-Gesellschaft. Die elektronische Datenkommunikation unter allen Akteuren der Transportkette finde heute nahezu in Echtzeit statt und sei unabdingbar, um die kurzen Umschlags- und Liegezeiten zu ermöglichen. Das trage dazu bei, die Abläufe, Prozesse und Flächennutzung im Hafen zu harmonisieren, neue Geschäftsprozesse in der Transportkette zu etablieren und die Folgeprozesse beim Kunden zu optimieren.

Kein Schiffbau ohne Digitalisierung

Sowohl beim Bau als auch bei der Konstruktion von Schiffen sei es notwendig, riesige Datenmengen zu bewegen, um Material und Informationen zusammenzubringen, betont Andreas Burmester von der Thyssenkrupp Marine Systems GmbH. »Ohne Digitalisierung würde es heute in Deutschland keinen Marineschiffbau mehr geben. Bei konventioneller Vorgehensweise mit Papier und Bleistift würden Projekte nicht mehr Jahre, sondern Jahrzehnte dauern«, so Burmester.