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Nachdem die Corona-Pandemie im vergangenen Jahr zu einer Absage der traditionellen Peter Gast Schiffahrtsregatta führte, sollen in diesem Jahr wieder die Segel – wie immer am letzten August-Wochenende – gehisst werden. Von Jens Meyer[ds_preview]

Es gab Hindernisse wie extreme Wetterlagen mit Flauten, Sturm und Niedrigwasser, aber noch nie mussten die Segel für das größte Sommerfest der krisenerfahrenen Schifffahrtsbranche gestrichen werden. Die Pandemie-bedingte erstmalige Absage im Frühsommer letzten Jahres war ein Novum in der Geschichte der Peter Gast Schiffahrtsregatta. Nun ist die Freude groß, dass das größte Sommerfest der Branche wieder stattfinden kann.

Dass die Attraktivität der jeweils am letzten August-Wochenende zwischen Schleimünde und der in der dänischen Südsee gelegenen Insel Ærø ausgesegelten maritimen Traditionsveranstaltung ungebrochen ist, zeigt die Tatsache, dass innerhalb von nur einer Woche nach der Mitte Juni erfolgten Ankündigung die benötige Mindest-Teilnehmerzahl für die 38. Auflage erreicht war.

Welcome Transparent in der Einfahrt des ZielHafens Foto Jens Meyer 1
© Jens Meyer

Bei der letzten dieser aus einer spontanen Wettfahrt von drei Schifffahrtskaufleuten entstandenen größten privat organisierten Regatta Europas waren im August 2019 immerhin mehr als 1.000 segelbegeisterte Menschen raus 17 Ländern auf 106 Segel-Yachten der unterschiedlichsten Typen und Größen an den Start gegangen.

»Trotz der Corona-bedingten Vorbehalte und möglichen Einschränkungen ist die Ankündigung mit Begeisterung aufgenommen worden«, sagt Dieter Gast. Denn die Regatta ist das erste große Event der maritimen Branche überhaupt seit Ausbruch der Corona-Pandemie.

Zusage von 65 Booten

Die beiden Gast-Brüder Dieter und Christian, unterstützt von ihrem langjährigen Partner Hans-Joachim (Hajo) Lembcke, richten das Segelereignis bereits seit 2008 aus. Begründet hatte die Regatta ihr Vater, der 2018 verstorbene Hamburger Schifffahrtskaufmann und passionierten Segler Peter Gast.

Bis Redaktionsschluss für diese Ausgabe der HANSA hatten sich bereits 65 Boote verbindlich angemeldet, mit mindestens 15 weiteren Schiffen wurde noch gerechnet, da viele der Eingeladenen ihre Zusage zuvor mündlich avisiert hatten.

Natürlich gebe es immer auch Bedenken‧träger, auch hätten einige potenzielle Teilnehmer Schwierigkeiten durch firmeninterne Hygiene-Regeln. Die Beteiligung ausländischer Segler dürfte wegen der sich ständig ändernden Reise-Restriktionen und Quarantänevorschriften zudem deutlich geringer ausfallen als in den vorangegangenen Jahren. Dennoch rechnet Dieter Gast mit einem illustren Teilnehmerfeld.

Für die mittlerweile 38. Peter Gast Schiffahrtsregatta habe man in Zusammenarbeit mit deutschen und dänischen Behörden sowie dem Event-Manager TMI ein eigenes Hygiene- und Schutzkonzept entwickelt, das den Ausschreibungsunterlagen beziehungsweise Segelanweisungen beiliegt und ständig der aktuellen Corona-Lage angepasst werde, heißt es. Die zunächst angedachte Einrichtung eines Schnelltest-Zentrums auf deutscher Seite habe man jedoch verworfen, da vor Ort ausreichende Kapazitäten zur Verfügung stünden.
Erfreut zeigt sich das PGS-Team nicht nur darüber, dass die meisten wichtigen Sponsoren, darunter auch die mit ihrer legendären Eisbar in der Zeltstadt am Zielhafen vertretene Besiktas Shipyard, ihr erneutes Engagement signalisiert und auch die dänischen Freunde und Partner von Anfang an ihre volle Unterstützung zugesagt hätten. Auch alle maßgeblichen Reedereien, Schifffahrtsfirmen, Werften, Banken und Klassifikationsgesellschaften werden bei der 38. Auflage dieser Regatta wieder Flagge zeigen.

Denn eines gilt, seitdem es diese Regatta gibt, unverändert: Neben den sportlichen Ambitionen steht vor allem das persönliche Networking im Vordergrund, auch in Zeiten der schnell voranschreitenden Digitalisierung unverzichtbar. Dabei kommt in der Regel neben der Geselligkeit auch der Spaßfaktor nicht zu kurz.

Gerade durch diese einzigartige Mischung hat sich dieses Event – neben dem traditionellen »Eisbeinessen« der Schiffsmakler zu einem der wichtigsten informellen Branchentreffs entwickelt. Das Segeln bringt eben die Branche mit Repräsentanten aus Politik, Behörden sowie den schiffahrtsaffinen Dienstleistern gemeinsam ins Boot und ermöglicht nicht nur branchenübergreifend Small- und Businesstalk, sondern leistet einen Beitrag zur Völkerverständigung.

Dazu dient das »bunte« Rahmenprogramm in den Anlaufhäfen in Deutschland und Dänemark mit den Vorabend-Treffen in Schleimünde und Kappeln einschließlich der PGS Family & Friends-Veranstaltung auf dem Gelände der Bootswerft Henningsen & Steckmest in Grauhöft, die Begrüßung der einlaufenden Boote im Zielhafen Ærøskøbing, der feierliche Marsch mit dem Spielmannszug Peder Most Garde durch die pittoreske dänische Inselkommune und die Preisvergabe im Festzelt am Hafen mit dem flaggengeschmückten Mastenwald. Letztere dürfte in diesem Jahr allerdings nicht in Form eines gesetzten Abendessens stattfinden.

Dennoch sei man bemüht, den Ablauf so »normal wie möglich« zu gestalten, heißt es bei den Organisatoren. So wird es dieses Mal ein offenes Festzelt für die Preisverleihung und in der am Hafen errichteten Zeltstadt zwar ein Unterhaltungsprogramm geben, jedoch dieses Mal ohne Band. An »Speis’ und Trank’« sollte es jedoch ebenso wenig mangeln wie an Gelegenheiten, sich auszu‧tauschen, alte Kontakte aufzufrischen oder neue zu knüpfen.

Zum Start am 28. August werden die gemeldeten Yachten aller Größen und Klassen – vom 7-m-Boot über die Klassiker bis hin zur 65-Fuß-Rennyacht vor der Schleimündung erwartet. Wie gehabt wird das dänische Marine Heimwehr-Kommando (MHV) das Startschiff stellen – entweder das Küstenwachboot »Lyra« oder ihr Schwesterschiff »Luna«. Als Regattaleiter fungiert, bereits zum sechsten Mal, Alexander Prinz zu Schleswig-Holstein mit seinem Team, zu dem Jan Keppler und Daniel Rüter (SVAOe) und Roland Rademacher (KYC) gehören.

Fünf Starts auf drei Bahnen

Geplant sind fünf Starts in neun Gruppen, die auf drei Bahnen von 29,5 sm bis 34 sm Länge gen Æerø geschickt werden. Nahe dem Hafen von Ærøskøbing an der Nordküste Ærøs erwartet die Teilnehmer die erstmals als Zielschiff zur Verfügung gestellte »Helene«, eine Grans Banks 47-Motoryacht von Horst Schlien.

Zwar machen sich in diesem Jahr die klassischen Zwölfer wegen ihrer Teilnahme an anderen Wettfahrten leider rar, dafür zeigen sich aber wieder bekannte Klassiker wie die 12 KR-Yawl »Athena« (Harren & Partner), die für die Hammonia-Reederei startende Classic Yawl » Peter von Seestermühe,« der für Bureau Veritas startende 19,9-m-Schoner »Preussischer Adler« und die für die Lürssen-Kröger Werft startende Spreizgaffel-Ketch »Senta«. Auch bekannte und schnelle Schiffe wie die »Haspa Hamburg«, eine 17,2 m lange JV 52, sind mit dabei.

Zu den größten Regatta-Schiffen gehört der Sieger der 37. Schiffahrtsregatta, die 20 m lange Sloop »Milan«, die unter Uwe Lebens für Genuport Trade an den Start geht. Eine besondere Attraktion dürfte die Teilnahme des Hamburger Extremseglers Boris Herrmann werden, der als Ehrengast eingeladen wurde.

Nach drei Weltumrundungen und zwölf Weltrekorden hatte Herrmann 2020/21 als erster Deutscher mit seiner »Seaexplorer« an der prestigeträchtigen Vendee Globe teilgenommen und war trotz Kollision kurz vor dem Ziel auf dem beachtlichen fünften Platz gelandet. Er wird mit einem Foiling-Catamaran des Typs GC 32 starten und gesondert bewertet. Auf ein Grußwort des auch als Meeresumweltschützer engagierten Profi‧seglers dürften sich viele Regattateilnehmer freuen.

Grußwort von Ole Wej Petersen, Bürgermeister von Ærø

Billede Ole Wej
Ole Wej Petersen, Bürgermeister von Ærø(© Jens Meyer)

Liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Regatta 2021,
Es ist mir eine große Freude, Sie zur Regatta 2021 auf Ærø begrüßen zu dürfen. Die Regatta ist die achtunddreißigste ihrer Art, die den Hafen von Ærøskøbing anläuft. Auf Ærø freuen wir uns jedes Jahr auf dieses Ereignis. Im letzten Jahr musste sie leider aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt werden. Es gibt zwar immer noch Corona-bedingte Einschränkungen, aber zum Glück wird die Regatta stattfinden, worüber wir hier auf Ærø sehr froh sind.

Auf unserer Insel beschäftigen wir uns schon seit vielen Jahren mit den Themen Energiewende und Nachhaltigkeit. Das hat man auch im restlichen Europa erkannt. Die Europäische Kommission hat Ærø daher zu Europas verantwortungsvollster Insel in Sachen Energie ernannt und die Gemeinde Ærø mit dem mit 500.000 € dotierten RESponsible Island Prize 2020 ausgezeichnet. Der Preis wird an Inseln mit innovativen und nachhaltigen lokalen Energieanlagen und nachhaltigen Lösungen vergeben. Eine wichtige Erfahrung auf Ærø ist die, dass die Bevölkerung der Errichtung von Windkraft- und Solarthermieanlagen generell positiv gegenübersteht, wenn ihr diese Anlagen selbst gehören.

Die neueste nachhaltige Initiative auf Ærø ist die Einführung einer zu 100 % elektrisch betriebenen Fähre zwischen Fynshav auf Alsen und Søby auf Ærø. Die Fähre namens »Ellen« fährt geräuschlos und ohne Dieselgestank. Sie ist weltweit immer noch die Fähre, die mit einer Aufladung am weitesten kommt, und sie ist meiner Meinung nach wegweisend für kleinere Fähren. Vielleicht sehen Sie sie auf Ihrem Segeltörn nach Ærø. Eine Fahrt mit der »Ellen« sollten Sie sich im Übrigen nicht entgehen lassen.

Wir wünschen Ihnen eine angenehme An- und Abreise und einen schönen Aufenthalt auf unserer Insel.