Print Friendly, PDF & Email

Covid-Eindämmungsmaßnahmen haben auch die Zahl der Hafenstaatkontrollen im vergangenen Jahr gedrückt. Die Top-Flaggenstaaten konnten ihre Position nach Marktanteilen an in der Weltflotte derweil zementieren.[ds_preview]

Um mit den Einschränkungen durch Covid-19 umzugehen, wurde für die Mitgliedsbehörden der im Paris MoU organisierten Hafenstaaten ein Leitfaden entwickelt, wie man am besten mit dieser Situation umgeht. Nichtsdestotrotz mussten insgesamt die Bemühungen zurückgefahren werden, was zu einer sinkenden Anzahl von Kontrollen, Zugangsverweigerungen, Detentions und Mängeln führte.

Abstract: Pandemic slows down port state inspectors

Worldwide anti-Covid-19 measures such as lockdowns and restrictions on the interaction between ship and shore personnel have led to a significant reduction in port state control activity in 2020. Fire protection, life saving equipment and safety of navigation remain the top deficiency categories. Meanwhile, the largest flagstates where mostly able to hold or even strengthen their position in terms of market share in the world fleet.

Im Jahr 2020 wurden sieben Refusal of Access Orders (Bans) erlassen. Dies ist ein Rückgang im Vergleich zu 2019 mit 27 Bans. Über einen Zeitraum von drei Jahren haben die Flaggen der Komoren, der Republik Moldau, der Vereinigten Republik Tansania und Togos die höchste Anzahl von Zugangsverweigerungen zu verzeichnen. Der Prozentsatz der Detentions sank leicht von 2,96 % im Jahr 2019 auf 2,81 %. Die Anzahl der zu Arresten führenden Mängel sank von 2.964 im Jahr 2019 auf 1.942. Insgesamt wurden 13.148 Inspektionen durchgeführt, ein deutlicher Rückgang im, Vergleich zu 2019 mit 17.913 Kontrollen.

Betrachtet man die Leistung der Flaggenstaaten in diesem herausfordernden Jahr, die sich in der »Weißen, Grauen und Schwarzen Liste« des Paris MoU widerspiegelt, ist eine kleine Verschiebung zu erkennen, die zu einer größeren »Grauen Liste« führt. Insgesamt werden in der Performance-Liste des Paris MoU 70 Flaggenstaaten aufgeführt: 39 auf der »Weißen Liste«, 22 auf der »Grauen Liste« und neun auf der »Schwarzen Liste«. Mit 39 Flaggen ist die »Weiße Liste« gegenüber 2019 geschrumpft (41). Die »Graue Liste« enthält 22 Flaggen (16 im Jahr 2019); die »Schwarze Liste« listet neun Flaggen auf (13 im Jahr 2019). Mit 545 Überprüfungen und 41 Festhaltemaßnahmen hatten die Schiffe, die eine »Schwarze-Liste-Flagge« führen, eine Detention-Rate von 9,36 % (12 %). Bei Schiffen, die eine »Graue-Liste-Flagge« führen, lag die Festhaltequote bei 4,6 %, (7 %). Bei Schiffen unter einer auf der »Weißen Liste« geführten Flagge lag die Festhaltequote bei 2,4 % (2,2 %).

Interessant ist ein Blick auf die besten zehn Flaggen der Weißen Liste: Führte 2019 noch das Vereinigte Königreich die Liste an, so ist es nun Dänemark (zuvor Rang 5). Norwegen hält seinen zweiten Platz, auf dem dritten Platz haben die Marshall Islands (aufgerückt von Platz 6) die Bahamas abgelöst. Es folgt Bermuda (UK) auf Platz 4 (zuvor 10), die Niederlande auf Platz 5 (zuvor 4), die Bahamas (von 2 auf 6), Griechenland (von 20 auf 7), Singapur (von 7 auf 8), die Cayman Islands (UK, von 12 auf 9) und Japan (von 9 auf 10). Die führenden Register von Panama und Liberia haben sich von 36 auf 37 beziehungsweise von 13 auf 12 verändert. Deutschland ist vom elften auf den 15. Rang gerutscht. Auf der Schwarzen Liste stehen Tuvalu, Sierra Leone, Tansania, Belize, Moldau, die Komoren, Togo Kamerun und als Schlusslicht Albanien. Verbessern, also in die Graue Liste aufrücken, konnten derweil die Flaggen von Tunesien, den Cook Islands, St. Kitts and Nevis, Mongolei, Palau und Ukraine.

»Allzeit den höchstmöglichen Schutz von Crew, Schiff und Umwelt zu gewährleisten ist unsere Handlungsmaxime. Mittels unseres weltweiten Netzwerks von hoch ausgebildeten Inspektoren sowie dem Einsatz unseres elektronischen ›Detention Prevention Program‹ stellen wir die Einhaltung nationaler und internationaler Regularien sicher und tragen so proaktiv zu einem reibungslosen Ablauf von Hafenstaatskontrollen bei. Flaggenstaatskontrollen führen wir seit Beginn der Pandemie bei Bedarf remote aus, zudem unterstützen wir Crew-Wechsel mit allen uns zur Verfügung stehenden Kräften.«

Merle Stilkenbäumer und Claas Ringleben, LISCR (Deutschland)

Die fünf am häufigsten erfassten Mängel im Jahr 2020 waren »ISM« (International Management Code for the Safe Operation of Ships and for Pollution Prevention) (4,65 %, 1.298 Fälle), »Brandschutztüren/-öffnungen in feuerbeständigen Abteilungen« (3,07 %, 857 Fälle), »Beschäftigungsvertrag für Seeleute« (1,9 %, 530 Fälle), »Sauberkeit im Maschinenraum« (1,43 %, 400) und »Nautische Veröffentlichungen« (1,36 %, 381). Die Anzahl der erfassten Mängel bei Arbeitsverträgen für Seeleute stieg relativ von 1,2 % auf 1,9 %. Dies ist der höchste Anstieg unter den am häufigsten erfassten Mängeln. Darüber hinaus ist die Gesamtzahl der fünf häufigsten Mängel von 11,2 % im Jahr 2019 auf 12,4 % im Beobachtungszeitraum 2020 relativ gestiegen.

PSCs im Pazifikraum halbiert

Auch die im Tokyo MoU organisierten Hafenstaaten der Region Asien-Pazifik hatten im Jahr 2020 insbesondere mit der Covid-19-Pandemie zu tun. Der weltweite Ausbruch habe »enorme Auswirkungen« auf die Aktivitäten der Hafenstaaten gehabt, allen voran die Einführung von Maßnahmen zur Verhinderung der weiteren Ausbreitung der Krankheit, heißt es im Jahresbericht. Die strengen Beschränkungen der Interaktionen zwischen Schiff und Land sowie großflächige Abriegelungen von Grenzen haben so zu einem erheblichen Rückgang der Zahl der Inspektionen geführt. Auch wurde die eigentlich für 2020 gemeinsam mit den Staaten des Paris MoU geplante CIC (concentrated inspection campaign) zur allgemeinen Stabilität zusammen mit anderen geplanten CICs um ein Jahr verschoben. Darüber hinaus wurden fast alle für 2020 geplanten Aktivitäten der technischen Zusammenarbeit entweder verschoben oder abgesagt.

»Die portugiesische Flagge hat seit März 2020, überwiegend coronabedingt, viele Erleichterungen eingeführt. Die Zulassung von Extended Dry Dock sowie privater Sicherheitsdienste an Bord und sichteinschränkender Decksladung wurden vereinfacht, Leitlinien für sicherheitsrelevante Covid-Maßnahmen erlassen, Seeleute als systemrelevant anerkannt und Vertragsverlängerungen ermöglicht. Remote Ship Surveys sind einzelfallbasiert möglich (Zirkular für längerfristige Lösung im August). Die Ship Station License ist elektronisch verfügbar (damit alle Dokumente online), die Logbuchverwendung wurde flexibilisiert. Ein erweitertes Hypothekenrecht macht Schiffshypotheken in Portugal noch attraktiver.«

Albrecht Gundermann, Managing Partner, European Mar

Im Jahr 2020 wurden in der Region Asien-Pazifik 19.415 PSC-Inspektionen durchgeführt, die 13.047 einzelne Schiffe betrafen (2019: 31.372 Inspektionen, 17.647 einzelne Schiffe). Die überprüften Schiffe waren unter 94 verschiedenen Flaggen registriert. Bei den 19.415 Überprüfungen wurden auf 9.763 (18.461) Schiffen insgesamt 34.924 Mängel festgestellt. Bei einer Gesamtzahl der in der Region verkehrenden Schiffe von 25.858 (25.741), lag die Überprüfungsrate in der Region 2020 bei etwa 50 % (69%).

Im Jahr 2020 wurden 493 Schiffe, die unter 49 Flaggen registriert sind, festgehalten, weil an Bord schwerwiegende Mängel festgestellt worden waren. Die Festhaltequote der überprüften Schiffe betrug 2,54 % (3,13 %). Brandschutz, Rettungsmittel und die Sicherheit der Navigation waren abermals die drei wichtigsten Kategorien von Mängeln, die auf Schiffen entdeckt wurden. Im Jahr 2020 wurden 5.902 Mängel in Bezug auf Brandschutzmaßnahmen, 4.177 Mängel in Bezug auf Rettungsmittel und 3.681 Mängel in Bezug auf die Sicherheit der Navigation erfasst, was fast 40 % der Gesamtzahl aller erfassten Deficiencies ausmacht.

Top Flaggen Mio GT Mai 2021
© Clarksons

Obwohl die Anzahl der Mängel im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 50 % gesunken ist, stieg der Anteil der Mängel im Zusammenhang mit den Arbeits- und Lebensbedingungen oder den Arbeitsbedingungen von 10 % im Jahr 2019 auf 15 % im Jahr 2020 als Folge der Probleme mit der Rückführung von Seeleuten aufgrund der Covid-19-Pandemie.

Veränderungen gab es auf der Performance-Liste des Tokyo MoU, die das Leistungsniveau der Flaggen über einen rollierenden Dreijahreszeitraum zeigt. Die Liste für 2018–2020 umfasst 65 Flaggen, wie beim Paris MoU aufgeteilt auf eine schwarze, graue und weiße Liste. Angeführt wird das Ranking unverändert von China auf Platz 1 der White List, gefolgt in den Top 10 von Südkorea, Hongkong, Singapur, Deutschland (aufgerückt von Platz 6 auf 5), Bahamas (von Platz 7 auf 6), Bermuda UK (von 5 auf 7), Malaysia (von 10 auf 8), Marshall Islands (von 11 auf 9) und Frankreich (von 9 auf 10). In der Performance List aufgeführt werden Flaggen, wenn unter ihnen fahrende Schiffe im Dreijahreszeitraum 30 Mal oder öfter an Hafenstaatkontrollen beteiligt waren. Flaggen, die 30 bis 49 Port State Controls mit null Festhaltemaßnahmen vorweisen können, führen die White List an. Auf der Schwarzen Liste des Tokyo MoU steht an letzter Stelle Togo, davor kommen Sierra Leone, Mongolei, Jamaika (zuvor Grey List), Palau, Kiribati (zuvor Grey List) und Nordkorea. Verbessern konnten sich die Flaggen von Barbados und Niue, die von der schwarzen auf die graue Liste aufrückten.

Flaggen im Ranking

Die Top-10-Flaggenstaaten vereinen aktuell 1,095 Mrd. GT auf sich, von einer Weltflotte, die 1,46 Mrd. GT umfasst, wie aus aktuellen Daten von Clarksons hervorgeht (World Fleet Monitor, Stand Mai 2021).

Die Top-Flaggen sind weltweit betrachtet Panama mit einer Flotte von 231,4 Mio. GT und 8.071 Schiffen, Liberia (192,1 Mio. GT, 4.027 Schiffe) und Marshall Islands (169,6 Mio. GT, 3.867 Schiffe). Es folgen die Flaggenregister von Hongkong, Singapur, Malta, China, den Bahamas, Griechenland und Japan auf den Plätzen vier bis zehn. Größere Zugewinne bei der registrierten Gesamttonnage konnten Panama mit 2 %, Liberia mit 3,4 % und die Marshall Islands mit 1,1 % im bisherigen Jahresverlauf verzeichnen.

Die deutsche Flagge schafft es in der weltweiten Betrachtung in die Top 30, sie steht nach Anteilen an der weltweiten Gesamttonnage mit einem Bestand von 7,2 Mio. GT und 598 Schiffen im Ranking auf Platz 27.

Das Register von Panama hat aktuell einen weltweiten Marktanteil von 16 % gegenüber 15 % im Vorjahr. Liberias Anteil liegt den Clarksons-Daten zufolge weiter bei 13 %, die Marshall Islands halten 12 % (+1 %). Hongkong hat weiter einen Anteil von 9 %, während Singapur einen Punkt verloren hat und nun, genau wie Malta, bei 6 % liegt.

Marktanteile Flaggen Mai 2021
© Clarksons

In der EU liegt das Flaggenregister des Inselstaats Malta im Ranking auf dem ersten Platz, 2.106 Schiffe mit insgesamt 82,1 Mio GT fahren unter der Flagge des Inselstaats. Es folgen Griechenland (37,3 Mio. GT), Zypern (23,4 Mio. GT), Dänemark (internationales Register, 22,5 Mio. GT) und Madeira (17,1 Mio. GT) auf den Plätzen zwei bis fünf. Deutschland kommt im EU-Ranking nach Italien auf Rang 7 vor den Niederlanden, Belgien und Frankreich (internationales Register). Im Nicht-EU-Europa führt Norwegen (internationales Register) die Liste der Top-Flaggen an mit 17 Mio. GT und 685 Schiffen. Es folgen die Isle of Man (13,4 Mio. GT) und das Vereinigte Königreich (10,7 Mio. GT).

Die Region Americas wird dominiert von Panama (8.071 Schiffe, 231,4 Mio. GT) und den Bahamas (1.316 Schiffe, 60,9 Mio. GT). Es folgen die USA (3.622 Schiffe, 10,8 Mio. GT) und Bermuda (144 Schiffe, 10,5 Mio. GT). In der Region Afrika / Mittlerer Osten / Südasien lässt die Flagge von Liberia mit 4.027 Schiffen und 192,1 Mio. GT jeden Konkurrenz weit hinter sich, es folgen Iran (899 Schiffe, 11,5 Mio. GT) und Indien mit 1.807 Schiffen und 10,4 Mio. GT. Im Raum Asien/Pazifik führen die Marshall Islands (3.867 Schiffe, 169,6 Mio. GT), gefolgt von Hongkong (2.716 Schiffe, 131 Mio. GT).

Deutsche Flagge und Flotte

Die deutsche Flagge schafft es nach Anteilen an der weltweiten Gesamttonnage in die Top 30. Mit 7,2 Mio. GT und 598 Schiffen kommt sie im Clarksons-Ranking auf Platz 27. Deutsche Reeder haben nach aktuellen Daten (Stand: 31. Mai 2021) des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) 1.501 Schiffe mit insgesamt 34.682.150 BRZ ausgeflaggt. Die Lieblingsflaggen der Deutschen sind dabei Liberia (15.241.200 BRZ, 401 Schiffe), Portugal (9.106.755 BRZ, 324 Schiffe), Antigua und Barbuda (3.878.362 BRZ, 450 Schiffe), Malta (2.698.917 BRZ, 65 Schiffe), die Marshall Islands (1.225.015 BRZ, 36 Schiffe) und Zypern (837.568 BRZ, 116 Schiffe). Die Anzahl der deutschen Handelsschiffe (ab 100 BRZ) unter deutscher Flagge ist zwischen Anfang Juni 2020 und Ende Mai 2021 gesunken, mit Stand 31. Mai fuhren 287 Handelsschiffe mit 7.084.929 BRZ unter deutscher Flagge gegenüber 305 Einheiten ein Jahr zuvor. Allerdings in den Zeitraum auch die Anzahl und Tonnage der deutschen Handelsflotte insgesamt zurückgegangen, so sank die Zahl der ausgeflaggten Schiffe von 1.637 Einheiten mit 38.674.574 BRZ im Juni 2020 auf nunmehr 1.501 Schiffe mit 34.682.150 BRZ.

Bei den Hafenstaatkontrollen findet sich die deutsche Flagge in Sachen Performance sowohl beim Paris- als auch bei Tokio-Abkommen auf der Weißen Liste. Das Paris MoU führt Scharz-Rot-Gold auf Platz 15 (11) bei 570 Inspektionen von 2018 bis 2020 mit 10 Detentions. Beim Tokyo MoU kommt Deutschland gar auf Platz 5 mit einem Arrest bei 2070 Kontrollen im Dreijahreszeitraum.     (fs)